Leben im Hochhaus von Mercedes in Dubai oder in der Villa von Aston Martin im Bundesstaat New York? Mit dem nötigen Kleingeld ist das möglich. Immer mehr Luxusautomarken bauen Immobilien für ihre superreiche Kundschaft.
Angefangen hat der Trend mit Porsche: Bereits 2013 wurden Pläne für den Porsche Design Tower in Miami präsentiert, der 2017 fertiggestellt wurde. Ein zweites Projekt in Stuttgart ist ebenfalls abgeschlossen. Und ab 2025 entsteht der dritte Tower in Bangkok.
Das Auto steht im Zentrum
Miami, wo Porsche den ersten Turm errichtete, hat sich zur Welthauptstadt der Wolkenkratzer von Automarken entwickelt. Porsche, Aston Martin, Bentley, Mercedes und Pagani haben hier bereits Projekte realisiert.
Jede Marke versucht dabei ihre Designsprache in die Architektur zu übersetzen. Das Auto steht dabei immer im Zentrum. Im Porsche Design Tower und in den Bentley Residences gibt es beispielsweise spezielle Autoaufzüge, die es Bewohnern ermöglichen, direkt bei ihren Wohnungen zu parkieren.
Das Porsche-Gebäude in Bangkok wird hingegen im Innern eine spiralförmige Rampe haben, dank der die Bewohner direkt bei ihren Wohnungen parkieren können.
Das Hochhaus wird 22 Appartements, sogenannte «Sky Villas» beinhalten, die bis zu 1135 Quadratmeter Fläche bieten. Durchschnittlicher Preis für eine Wohnung: 15 Millionen Dollar. Das teuerste Appartement kostet sogar 40 Millionen Dollar.
Automarken wollen Kunden fürs Leben
Doch was steckt hinter diesem Trend, und was haben die Automarken davon? Einerseits seien die Luxusimmobilien profitabel, schreibt die Architekturplattform Dezeen. Doch für die Marken geht es vor allem darum, ihre Kunden mit einem ganzheitlichen Erlebnis an sich zu binden.
Kundenbindung sei für die Autohersteller besonders wichtig, sagt Branchenexperte Andrew Graves. Wer in einem Bentley-Hochhaus lebe, der entscheide sich beim nächsten Mal nicht für einen Bugatti. «Wenn man ihre Wohnung in Miami hat, bleibt man ein Leben lang bei ihnen.»
Bugatti und setzt mit dem eigenen Immobilienprojekt statt auf Miami auf Dubai, wo auch viele andere Luxusmarken mit Gebäuden präsent sind. Mercedes-Benz baut an beiden Standorten.
Immobilienentwickler bezahlen Lizenzgebühr
«Wir arbeiten mit erfahrenen Immobilienentwicklern zusammen, die als Investoren agieren», erklärt eine Mercedes-Sprecherin. «Sie errichten, vermarkten und betreiben das Gebäude und zahlen an uns für die Nutzung unseres Markennamens eine Lizenzgebühr, wodurch wir neue Einnahmequellen erschliessen.»
Das Designteam von Mercedes arbeite dabei mit den Architekten und dem Bauträger zusammen, um sicherzustellen, dass die eigene Designphilosophie in die Gebäudegestaltung einfliesst. «Markenresidenzen sollen uns dabei helfen, die Positionierung von Mercedes-Benz zu stärken und neue Berührungspunkte mit Mercedes-Kunden und -Fans zu schaffen», so die Sprecherin weiter.
Architekturservice von Aston Martin
Luxusautomarken nutzen schon seit einiger Zeit Design, um ihren Kunden einen Lifestyle zu verkaufen. So wurde die Lifestyle-Marke Porsche Design zum Beispiel schon vor mehr als 50 Jahren gegründet.
Die Schritte zu Inneneinrichtung und schliesslich Wohnprojekten sind damit nicht mehr weit. Zumal viele Sportwagenfahrer eine riesige Begeisterung für ihre Autos mitbringen. «Viele Aston-Martin-Besitzer sind Sammler – manche haben mehr als 10 Autos», sagte Marek Reichman, Chief Creative Officer von Aston Martin, gegenüber Dezeen.
Für die schwerreiche Kundschaft hat Aston Martin deshalb 2019 einen Architekturservice für Häuser ins Leben gerufen, die ihre Autos zur Geltung bringen sollen. Die erste Villa im Bundesstaat New York steht vor der Fertigstellung, zwei weitere in Tokio sind in Arbeit.
Noch schiessen neue Projekte von Miami über Dubai bis Tokio wie Pilze aus dem Boden. Doch es stellt sich die Frage, ob das ein langfristiger Trend oder nur eine Modeerscheinung ist.