Nach der Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank vom Donnerstag schaffen zahlreiche Banken ihr Negativzinsregime ab. So etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB) oder die Postfinance. Eine Anhebung der Zinsen auf den Sparkonten gibt es aber deswegen nicht unbedingt.
«Mit dem heutigen Entscheid der SNB endet die Weiterverrechnung der Negativzinsen bei der Zürcher Kantonalbank per morgen Freitag», sagt ein ZKB-Sprecher. Im Gleichschritt würden auch die individuellen Freibeträge aufgehoben.
Eine höhere Verzinsung der Spargelder sieht die ZKB noch nicht vor: Dies setze voraus, dass sich auch die Zinsen am kurzen Ende der Kurve wieder nachhaltig weiter in den positiven Bereich bewegten. Hier gelte es, weitere Zinsschritte der SNB abzuwarten. «Der nächste steht aller Voraussicht nach bereits im Dezember an.»
Das Ende der Negativzinsen und ein Zinsschritt um 0,75: Das hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) heute entschieden. Einen solchen Zinsschritt gab es seit März 2000 nicht mehr.
Warum sie sich aber jetzt in Zurückhaltung üben sollte, lesen Sie hier im Kommentar des Co-Chefredaktors Markus Diem Meier.
Gleiches Bild bei der Postfinance. Die Guthabengebühren für die betroffenen Kundinnen und Kunden werden auf Anfang Oktober aufgehoben, teilte das Finanzinstitut am Donnerstag mit. Für grosse und institutionelle Kunden trete die Anpassung gar bereits auf Freitag in Kraft.
Bündner geben wieder Zins
Privatkundinnen und -kunden der Postfinance hatten zuletzt ab einem Kontoguthaben von 100'000 Franken noch Guthabengebühren von -0,25 Prozent bezahlen müssen. Für Geschäftskunden wurden die Schwellenwerte individuell berechnet.
Zu einer allfälligen Anhebung der Zinsen in positives Territorium konnte eine Postfinance-Sprecherin zum derzeitigen Zeitpunkt keine Angaben machen. «Postfinance beobachtet die Marktsituation stetig und wird ihre Zinspolitik bei Bedarf anpassen», sagte sie.
Bei den beiden Grossbanken hatte die Credit Suisse bereits im Juli auf die Erhebung von Negativzinsen verzichtet. Nun folgt auch die UBS: Die Bank werde dem Zinsschritt der SNB Rechnung tragen und «die Guthabengebühr für Privatkunden und Firmenkunden auf 0 Prozent reduzieren», erklärte ein Sprecher der grössten Schweizer Bank auf Anfrage.
Bezüglich einer Zinserhöhung gab sich die Credit Suisse zurückhaltend: «Wir beobachten weiterhin die Marktentwicklungen und auch kurzfristige Anpassungen der Zinskonditionen sind möglich.»
Der Konsumentenschutz hat die Banken aufgefordert, die Verzinsung der Sparkonten zu erhöhen und die Gebühren zu senken. Damit reagierte er auf die Leitzinsanhebung der Schweizer Nationalbank vom Donnerstag.
Andernfalls drohe den Sparerinnen und Sparern «massive Vermögensverluste», schrieb der Konsumentenschutz in einer Mitteilung. Langfristig lohne sich ein Wechsel zu einer Bank mit höheren Zinsen.
Spielraum haben die Banken laut der Geschäftsleiterin des Konsumentenschutzes, Sara Stadler, genug: «Der Zinssatz für zehnjährige Festhypotheken zum Beispiel betrug vor drei Jahren rund 1 Prozent, heute sind wir bei ungefähr 3 Prozent.»
Die Graubündner Kantonalbank hat derweil angekündigt, gewisse Zinssätze für langfristige Sparguthaben anzuheben – so gibt es für gewisse Sparkonti ab Anfang Oktober eine Verzinsung von 0,25 Prozent. Eine Überprüfung der Zinssätze im Passivgeschäft auf breiterer Basis finde Anfang 2023 statt, heisst es weiter.
Unmittelbar nach dem SNB-Entscheid hatte auch die Bank WIR Zinserhöhungen auf ihren Spar- und Vorsorgeangeboten angekündigt. Sie hat die Negativzinsen bereits im Juni abgeschafft.
Berner beenden Negativszins-Ära
Die Bank Valiant kündigt ebenfalls höhere Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten an. Die schweizweit tätige Bank hatte bereits nach der vorherigen SNB-Zinserhöhung vom Juni die Negativzinsen bei ihren Privat- und Firmenkunden aufgehoben.
Valiant zahlt nun Kundinnen und Kunden mit Sparkonten per Oktober Zinsen von bis zu 0,25 Prozent, wie das Institut am Donnerstag mitteilte. Auf Vorsorgekonten würden die Zinsen per Anfang November erhöht. Keine Erhöhung wird allerdings für die Privatkonten angekündigt, für die eine Verzinsung von null Prozent gilt.
Die Berner Kantonalbank beendet derweil ebenfalls die Negativzins-Ära: Sämtliche Negativzinsen würden per Freitag aufgehoben, teilte die Bank am Donnerstag mit. Zuletzt hatte das Berner Staatsinstitut betroffenen Kundinnen und Kunden noch einen Negativzins von -0,25 Prozent verrechnet.
Auch Raiffeisen Schweiz empfiehlt den Raiffeisenbanken den Verzicht auf die Erhebung von Negativzinsen und Guthabengebühren per 1. Oktober, wie ein Sprecher erklärte. Die Banken der Raiffeisen-Gruppe sind allerdings autonom in der Umsetzung der Empfehlungen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am Donnerstagmorgen den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,50 Prozent angehoben.
(sda/ise)