Die École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) hat innerhalb eines Jahres einen bemerkenswerten Anstieg ihrer Attraktivität für Arbeitnehmer erlebt. Während die EPFL im letzten Jahr noch auf Platz 47 der Rangliste der besten Arbeitgeber 2022 lag, ist sie 2023 auf Platz 7 vorgerückt. Im Branchen-Ranking liegt die EPFL vor ihrem Zürcher Pendant ETH, dem Genfer Cern oder den Universitäten Neuenburg, Genf und Lausanne.
Die Analyse der von Statista gesammelten Antworten zeigt, dass die Befragten drei Aspekte der Angestelltenpolitik der EPFL besonders positiv bewerteten: die Betonung der Nachhaltigkeit – dazu gehören der Umwelt- und Klimaschutz sowie fairer Handel –, die Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit einer guten Work-Life-Balance.
Beste Arbeitgeber 2023
Hier finden Sie alle Informationen zum diesjährigen Ranking der besten Arbeitgeber.
Eine Firma bestehend aus 50 KMU
Das Ergebnis freut Claudia Noth, Leiterin der Personalabteilung der EPFL, und bestärkt sie in den Schwerpunkten, an denen die EPFL seit 2020 arbeitet: «Diese Kriterien sind Teil einer langjährigen Arbeitgeberstrategie mit einem besonderen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und seit zwei Jahren auch auf der Fürsorge – einerseits für andere, aber auch für sich selbst. Es ist eine Strategie, die darauf abzielt, ein Klima zu schaffen, in dem jede und jeder sich selbst erkennen, sich entwickeln und entfalten kann.»
Während der Pandemie – als der Campus der EPFL für viele Wochen menschenleer war – wurden sehr schnell zwei Initiativen mit den Namen Selfcare und Teamcare ins Leben gerufen. Bei der ersten handelte es sich um ein Ferncoaching-Programm, durch das allen externe Spezialisten zur Verfügung standen.
Diese Unterstützung war vor allem für Doktoranden und Doktorandinnen, die oft aus dem Ausland kamen, von entscheidender Bedeutung, da sie in dieser Zeit isoliert waren. Das zweite Programm richtete sich an Führungskräfte und Manager und half ihnen dabei, die Verbindung zu ihrem Team aufrechtzuerhalten.
Internationalität und Diversität der Angestellten
Die EPFL beschäftigt mehr als 6400 Angestellte. Rund 3700 sind im wissenschaftlichen Mittelbau tätig; das umschliesst mehr als 2000 Doktoranden und Doktorandinnen, 1000 Postdoktoranden und Postdoktorandinnen und 400 vom ETH-Rat ernannte Professoren und Professorinnen. Dazu kommen weitere 2300 Beschäftigte in technischen, administrativen und unterstützenden Bereichen.
Die Vielfalt an Jobprofilen macht einen Grossteil der Arbeitgeberattraktivität aus. «Im Vergleich zu einem traditionellen Arbeitgeber unterscheidet sich die EPFL durch ihre Aufgaben, durch die Internationalität ihrer Mitarbeitenden und durch die Anzahl der befristeten Verträge, da die akademische Laufbahn von Natur aus mobil ist», erläutert Noth.
Für sie ist die EPFL vergleichbar mit «etwa fünfzig kleinen und mittleren Unternehmen, jedes mit seiner eigenen Dynamik, bei denen die Personalabteilung sowohl eine gewisse Autonomie als auch eine globale Kohärenz gewährleisten muss». Sie ergänzt, dass ihre Aufgabe in diesem Gebilde sei, «ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen, ohne die Eigenheiten zu verhindern».
«Es ist eine Strategie, die darauf abzielt, ein Klima zu schaffen, in dem jeder sich selbst erkennen, sich entwickeln und entfalten kann.»
Claudia Noth, Leiterin Personalabteilung der EPFL
Wohlbefinden und psychische Gesundheit
Nebst den 6400 Angestellten gehen an der EPFL tagtäglich rund 13 000 Studierende ein und aus. Durch diese Vielfalt an Mentalitäten und Nationalitäten ist die EPFL besonders empfänglich für gesellschaftliche Entwicklungen, die von den neuen Generationen mitgebracht werden. Claudia Noth ergänzt, dass deshalb Veränderungen im Unternehmen angegangen wurden.
Einerseits ist heute Telearbeit bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit möglich. Anderseits wurden im vergangenen Jahr besondere Anstrengungen unternommen, um das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit der Angestellten zu fördern. Eine Sensibilisierungskampagne, eine Konferenzwoche – die mehr als tausend Teilnehmende anzog – und eine Umfrage, deren Ergebnisse derzeit ausgewertet werden, wurden ebenfalls 2022 eingeführt.
Das Ziel dieser Kampagnen ist laut Noth, eine Kultur des Respekts zu fördern: «Sie soll auf einem integrativen und multidisziplinären Ansatz beruhen. Dafür haben wir auch die Führungsausbildung für Professoren und Professorinnen intensiviert, insbesondere in Zusammenarbeit mit dem IMD – der Wirtschaftshochschule International Institute for Management Development in Lausanne», so Noth.
Kultur des Respekts
Dazu gehört auch die Möglichkeit des Meldens von Diskriminierungs- oder Belästigungssituationen. «Wir achten darauf, Lösungen für den Dialog anzubieten, denn in einem Umfeld, in dem viele Kulturen und Nationalitäten aufeinandertreffen, können die Absichten und Interpretationen sehr unterschiedlich sein.»
Deshalb gehören sie zu den Besten
Wir haben einige der Besten Arbeitgeber unter die Lupe genommen. Dieses Jahr gehören Geberit, die Technische Hochschule Lausanne, die Schweizerische Südostbahn, Roche und die gesamte Uhrenbranche zu den Besten der Besten. Weshalb, das lesen Sie in den jeweiligen Portraits:
Einen letzten Punkt fügt Claudia Noth hinzu: «Wir legen einen Schwerpunkt auf ‹Future of Work›.» Dank diesen Piloteinrichtungen könne die EPFL Modelle für die flexible Arbeitsorganisation der Zukunft testen – sowohl in Bezug auf Raum, Zeit, Aufgabenteilung als auch auf Prozessoptimierung.
Der Hintergrund dieser neuen Möglichkeiten ist, dass die EPFL die Präsenz von Frauen weiter stärken möchte – insbesondere in Führungspositionen und akademischen Positionen, wo der Frauenanteil derzeit bei 24,5 Prozent liegt. Ziel bis Ende Jahr sind 25 Prozent und eines Tages «nichts weniger als Parität», so Noth.