In Sachen Hotels geht es bei der Bührle-Familie unter Clanchef Gratian Anda derzeit Schlag auf Schlag. Erst 2017 war es, als die Ihag Holding, in der die Familie ihre Besitztümer bündelt, ihr Viersternhotel Storchen in Zürich mit einem Umbau in zweistelliger Millionenhöhe aufpeppte und dem Haus damit den fünften Stern bescherte.
Und nun der nächste Streich: Ende August wurde bekannt, dass die Grossbank UBS ihr Traditionshotel Widder am Zürcher Rennweg unter die Fittiche Andas gibt. Neuer Besitzer der Liegenschaft wird zwar der Lebensversicherer Swiss Life, die Betriebsgesellschaft aber wird von der Ihag Holding übernommen. Damit hat Anda bereits die dritte Fünfsternperle in seiner Obhut, gehört der Familie doch auch das «Castello del Sole» in Ascona.
Verknüpfung von Hotels und Landwirtschaftsbetrieben
In der Branche munkelt man, Anda lege damit die Basis zum Aufbau einer eigentlichen Kette von Luxushotels. Doch Jürg Schmid, Ex-Direktor von Schweiz Tourismus, der heute die in der Ihag-Untergesellschaft «The Living Circle» gebündelten Hotelaktivitäten leitet, winkt ab: «Als Startschuss für den Aufbau einer grossen Hotelgruppe darf man das nicht sehen.» Man habe die Gelegenheit nutzen wollen, weil der «Widder» perfekt zur Philosophie der Gruppe passe: «Konsequent die beste Lage und der höchste Standard.» Mit dem nur 200 Meter entfernten «Storchen» könne man zudem eng zusammenarbeiten, etwa im Marketing oder im Gästemanagement.
Der zugrunde liegende Plan geht laut Schmid aber weit über die Nutzung solcher Marketingsynergien hinaus. Was «The Living Circle» vorschwebe, sei eine enge Verknüpfung der Hotelaktivitäten mit anderen Besitztümern der Familie, vor allem mit den Landwirtschaftsbetrieben. So besitzt die Ihag Holding mit den Terreni alla Maggia im Tessin ein 150 Hektar grosses Anwesen, das als einziges Gut in der Schweiz Reis produziert und auch für seine speziellen Weine bekannt ist, etwa aus autochthonen Traubensorten wie der Bondola.
Direkt vom Hof auf den Tisch
Zu «The Living Circle» gehören auch zwei Bauernhöfe, darunter das Schlattgut in der Nähe von Zürich. Ziel sei es, den Hotels Frischprodukte vom Frühstücksei über den Risottoreis bis hin zu Gartenkräutern direkt vom Hof auf den Tisch zu bringen. Bei diesem «Farm-to-table»-Konzept könne die Gruppe die ganze Wertschöpfungskette aus einer Hand anbieten – ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal im Luxussektor.
Insgesamt bleibe die Gewichtung der Assets der Ihag Holding mehr oder weniger gleich, heisst es aus dem Umfeld der Familie. So ist die Ihag weiter stark in Liegenschaften engagiert und ist zudem Grossaktionär beim Flugzeugbauer Pilatus.