Traditionell prosten sich die Chinesen mit «Gan bei» zu. Was wörtlich «Glas trocken» bedeutet. Aber am Hauptsitz von Mövenpick Schweiz in Baar hört man das angelsächsische «Cheers» lieber. Insbesondere wenn es um Weintrinker in China geht. Die China-Gleichung, made in Switzerland: mehr Cheers, mehr Cash.

Denn vor zwei Jahren ging die Weinsparte des Schweizer Konzerns eine strategische Kapitalbeteiligung an der chinesischen Weinhandelskette Cheers ein. Für den erstarkenden chinesischen Markt steckte man hohe Ziele. Die Zahl der damals dreissig Geschäfte sollte zügig ausgebaut werden, zu Beginn des nächsten Jahrzehnts waren 888 Filialen vorgesehen. Eine symbolische Zahl: Die Ziffer Acht gilt bei den Chinesen als Ausdruck für Reichtum und Glück.

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Regierung liess kleine Läden schleifen

Doch zunächst versetzte die chinesische Politik der mövenpickschen Zahlenmystik einen herben Dämpfer. Von den ursprünglich dreissig Läden, die hauptsächlich in Peking lagen, mussten zwanzig geschlossen werden, wie man bei Mövenpick Schweiz bestätigt. Die chinesische Regierung will der Stadt Peking im Vorfeld der Olympischen Winterspiele von 2022 ein moderneres Gesicht geben und liess dazu kleinere Geschäfte per Dekret schleifen. Deshalb hätten reihenweise Händler in kürzester Zeit schliessen müssen, sagt Gernot Haack, Chef von Mövenpick Schweiz, «darunter leider auch viele Cheers-Stores, deren Konzept es war, bei eher günstigen Mietkonditionen in Nachbarschaftsvierteln präsent zu sein.»

Die Schweizer, die mit rund einem Drittel an der chinesischen Weinhandelskette beteiligt sind, mussten sich mit einer Konzeptänderung befassen, was die ursprüngliche Expansionsplanung verlangsamte. Neu soll Cheers auch für Einkaufszentren zum begehrten Mieter werden. Haack gibt sich trotz dem Rückschlag optimistisch: «Unverändert glauben wir an die Chance, das Cheers-Konzept in China zu multiplizieren.»

Siebzig Neueröffnungen geplant

In der Zwischenzeit habe man sich aufgerappelt, sagt Haack. Per Ende 2017 werde man in China sechzig Stores betreiben, für 2018 sind siebzig Neueröffnungen geplant. Zurzeit sei man vor allem in den Ballungsräumen Peking und Shanghai aktiv; nächstes Jahr sollen diese Märkte gestärkt und neue Ableger im südlicher gelegenen Guangzhou ans Netz genommen werden. Die Zahl der 888 Läden 
sei «unverändert die Vision». Mit der Einschränkung, dass diese ambitiöse Zahl abhängig sei vom Marktumfeld und den lokalen Marktveränderungen.

Die vorsichtige Rhetorik kommt nicht von ungefähr. Wie viele andere ausländische Unternehmen muss sich Mövenpick Schweiz auf ein ambivalentes Marktbild in China einstellen. Auf der einen Seite steigen Kaufkraft und Konsumlust, auf der anderen Seite verlagert sich das Einkaufsverhalten zusehends auf die Online-Shops, und das regulatorische Umfeld ist schwierig zu managen. Immerhin scheint die dezidierte Antikorruptionskampagne der chinesischen Regierung, die jüngst auch mit Alkoholverboten für Regierungsangestellte in einzelnen Provinzen verschärft wurde, keinen Einfluss auf den Geschäftsgang von Cheers zu haben.

Nur bezahlbare Weine

Die harte Hand der Sittenwächter habe sich anfangs vor allem auf teure Weine ausgewirkt, sagt Haack. Weil man mit der chinesischen Weinhandelskette Cheers aufs jüngere Segment abziele, das sich weniger um hochpreisige Tropfen wie Bordeaux schere, sei man davon nicht betroffen: «Wir sind im bezahlbaren, nicht prestigeträchtigen Umfeld unterwegs.»