Mitte Juni hatte die Schweizerischen Nationalbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht die Credit Suisse (CS) aufgefordert, ihre Kapitalbasis schnell zu stärken. Die Grossbank reagierte prompt: Am Dienstag gab sie bekannt, durch eine Reihe von Massnahmen noch dieses Jahr 15,3 Milliarden Franken Kapital zu beschaffen.
Mit der Bekanntgabe der Massnahmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt wolle man jegliche Zweifel bezüglich der Stärke der Kapitalausstattung beseitigen, sagte CS-Chef Brady Dougan am Mittwochmorgen in einer ersten Stellungnahme. Die diversen Massnahmen - unter anderem wird eine Pflichtwandelanleihe herausgegeben - bezeichnete er als substanziell und ausgewogen.
Insgesamt soll die für die Schweizer Too-big-to-fail-Regelung massgebende Kapitalquote (Look-through Swiss Core Capital Ratio) gemäss Credit Suisse bis Ende Jahr auf 9,4 Prozent gehoben werden. Ziel gemäss den Basel-III-Vorschriften wäre eine Quote von 10 Prozent bis ins Jahr 2018.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) begrüsste in einer Stellungnahme die Kapitalmassnahme der CS. Diese führten zu einer raschen und markanten Erhöhung des verlustabsorbierenden Kapitals. In einem für das internationale Bankensystem besonders herausfordernden Umfeld würde so die Widerstandsfähigkeit der CS deutlich gestärkt, hielt die SNB fest.
Ausmass des Stellenabbaus unklar
Gleichzeitig mit den Massnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals gab die CS auch bekannt, zusätzlich zu den bisherigen Kostensenkungsmassnahmen bis Ende 2013 eine weitere Milliarde Franken einsparen zu wollen. Rund die Hälfte der zusätzlichen Einsparungen werden gemäss Communiqué im Geschäftsbereich Vermögensverwaltung erfolgen, die andere Hälfte bei der Investmentbank.
Die Kosten für die Sparmassnahmen belaufen sich auf 525 Millionen Franken, wobei ein Teil davon bereits in der zweiten Jahreshälfte anfällt. Wie viele Arbeitsplätze durch die Sparmassnahmen gestrichen werden, ist noch unklar. Dougan wollte das Ausmass des Stellenabbaus vorerst nicht beziffern. Um eine Grössenordnung zu geben, wies Dougan darauf hin, dass im Zuge des ausgelaufenen Programms zur Senkung der Kosten um 2 Milliarden Franken der Personalbestand um 2500 Mitarbeitende reduziert wurde.
Quartalsgewinn von 788 Millionen Franken
Die Ankündigung der Kapitalmassnahmen und des Sparprogramms folgte nach Ende des zweiten Quartals. Für dieses weist die Grossbank einen Reingewinn von 788 Millionen Franken aus, wie ebenfalls am Mittwoch bekannt wurde. Das ist etwas mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum (768 Millionen Franken) und deutlich mehr als im Vorquartal (44 Millionen Franken).
In der Vermögensverwaltung (Private Banking) erreichte die Bank dank höherem Zinserfolg und höheren Kommissions- und Gebührenerträgen sowie einem tieferen Geschäftsaufwand einen Vorsteuergewinn von 775 Millionen Franken. Das sind 28 Prozent mehr als im ersten Quartal, aber 7 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Bei der Investmentbank hingegen sank das Spartenergebnis gegenüber dem Vorquartal um mehr als die Hälfte auf 383 Millionen Franken. Das Vorjahresergebnis übertraf die Sparte allerdings deutlich (+84 Prozent). Im Geschäft mit institutionellen Kunden (Asset Management) betrug das Vorsteuerergebnis 133 Millionen Franken. Die Credit Suisse verzeichnete im zweiten Quartal einen Zufluss von neuen Kundengelder von netto 4,4 Milliarden Franken.
(rcv/muv/sda/awp)