Hinter dem Rücktritt von WEF-Gründer Klaus Schwab (87) steckt möglicherweise eine grosse Schmutzkampagne mit dem Ziel, den Ruf von Schwab und auch der Organisation zu diskreditieren. Diesen Eindruck erweckt zumindest die Art und Weise, wie sich Schwab zu verteidigen versucht.
Er wehrt sich in einem 11’000 Zeichen langen Kommuniqué, das Blick exklusiv vorliegt, gegen die im «Wall Street Journal» erhobenen Vorwürfe. Zudem weist er am Ende der Mitteilung darauf hin, dass die anonyme Quelle mit der Veröffentlichung der Vorwürfe am heutigen Mittwoch gedroht habe, sollte Schwab bis dahin nicht zurückgetreten sein. Nur vor dem Hintergrund dieses Druckversuchs habe er überhaupt in den Vorschlag des Stiftungsrats eingewilligt, mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.
Und: Gegenüber dem WSJ hatte Schwab von der Möglichkeit einer Strafanzeige gesprochen. Diese hat er nun definitv eingereicht.
Zu sämtlichen Vorwürfen bezüglich des «Missbrauchs von WEF-Mitteln durch Klaus und Hilde Schwab» heisst es in dem vom WEF-Gründer Schwab gezeichneten Statement: «Für all diese Vorwürfe fehlen jegliche Beweisgrundlagen.»
Vorwurf von privaten Reisen auf Kosten des Forums
Schwab nimmt konkret zu den einzelnen Anschuldigungen Stellung:
«Als Chef einer international tätigen Organisation kam ich in den Genuss der für diese Rolle üblichen Unterstützung in Bezug auf Transport, Reisen, Kommunikation und Sicherheit. Wurden diesen Dienstleistungen jemals für private Zwecke benutzt, wurden sie dem Forum zurückerstattet.»
«Als Vorsitzender der Organisation habe ich, im Interesse des Forums, selbst über meine Reisepläne entschieden», so Schwab. Dies gelte auch für die Reisen seiner Frau Hilde (78) im Rahmen ihrer Tätigkeiten für das WEF.
«Es ist eine glatte Lüge, dass ich junge Mitarbeitende gebeten habe, Tausende von Dollar für mich von Geldautomaten abzuheben.»
Zudem hätten weder er noch seine Frau die dem WEF gehörende Villa Mundi für Zwecke genutzt, die nicht im Interesse des Forums waren.
Klaus Schwab wehrt sich und kämpft um sein Lebenswerk. Er weise alle Vorwürfe des finanziellen Missbrauchs weit von sich. Deswegen haben er und seine Frau Anzeige gegen Unbekannt wegen Diffamierung eingereicht.
Schwab hat Hausverbot
Am Hauptsitz des WEF in Cologny am Genfersee dürften die Nerven blankliegen. Denn Schwab hat sich direkt an die Medien gewandt – ohne irgendjemanden von der Organisation miteinzubeziehen.
Das hat auch damit zu tun, dass der WEF-Gründer seit Ostersonntag komplett von seinem Lebenswerk abgeschnitten ist, keinen Zutritt mehr zu seinem Büro am Hauptsitz hat, wie Blick aus dem Umfeld von Schwab erfahren hat.
Mit den jüngsten Entwicklungen konfrontiert, verteidigt das WEF das Vorgehen des Stiftungsrates: «Das Kuratorium des Weltwirtschaftsforums hat einstimmig die Entscheidung des Prüfungs- und Risikoausschusses unterstützt, nach einem Brief eines Whistleblowers, der Anschuldigungen gegen den ehemaligen Vorsitzenden Klaus Schwab enthielt, eine unabhängige Untersuchung einzuleiten.» Diese Entscheidung sei nach Rücksprache mit externen Rechtsberatern und im Einklang mit der treuhänderischen Verantwortung des Forums getroffen worden.
Weiter heisst es: «Das Forum nimmt diese Anschuldigungen zwar ernst, betont aber, dass sie nicht bewiesen sind, und wird das Ergebnis der Untersuchung abwarten, um sich weiter zu äussern.»
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Das ist eine glatte Lüge!».