Startups nehmen einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft ein. Sie sind Motor der Veränderung. Ideen der Zukunft entstehen dort. Neue Geschäftsmodelle bahnen sich den Weg aus der Garage, den CoWork-Spaces oder den universitären Labs in die freie Marktwirtschaft.
Deshalb beleuchtet die «Handelszeitung» diese Branche regelmässig. Zum Digitaltag 2018 präsentieren wir eine Auswahl der besten Schweizer Startups im Bereich der Digitalisierung.
(1) Sensoryx
Das Zürcher Startup Sensoryx bietet sensorbestückte Handschuhe, die sich mit einer VR-Brille verbinden lassen. «Mit den Handschuhen kann man sich frei bewegen, die eigene Hand wird kabellos zum Bedieninstrument – wie im echten Leben», sagt Mitgründer Rolf Adelsberger.
Mit der gekoppelten VR-Brille und den Handschuhen wird die virtuelle Realität interaktiv und fühlt sich innert Sekunden realistisch an. Im April 2017 erhielt Sensoryx in einer Finanzierungsrunde 1,3 Millionen Franken. Dazu kam eine erste Anfrage von einer grossen Hollywood-Produktionsfirma, die unter anderem bei der Animationsentwicklung von den «Avengers»-Filmen mitgewirkt hat. Mehr dazu hier.
(2) Menu
Mit der App Menu kann man in einem Restaurant automatisch die Rechnung begleichen. Wie das funktioniert: Sogenannte Beacons, bluetooth-gestützte Funksender, werden im Restaurant postiert. Dadurch speichert die App, in welcher Beiz und an welchem Tisch sich ein Gast befindet. Dieser kann über Menu eine Bestellung aufgeben, die mit dem Gastronomie-Kassensystem verbunden ist. Die Rechnung wird automatisch bezahlt.
Aktuell nehmen 100 Gastro-Betriebe am Programm von Menu teil, darunter auch die ZFV-Gruppe. Mehr zu der App gibt es hier.
(3) Ava Science
Ava ist der «Darling» der Schweizer Startup-Szene: Das Unternehmen mit Sitz im Silicon Valleyund Zürich stellt ein Sensor-Armband her, das Frauen tragen, um ihren Zyklus zu analysieren. Mithilfe von Datenanalysen können die Nutzerinnen den optimalen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft bestimmen.
Das Startup von Gründerin Lea von Bidder gewann das Startup-Top-100-Ranking der «Handelszeitung» 2017 und 2018. Im Kanton Schwyz ist 2018 zudem das erste Schweizer Kind zur Welt gekommen, das mithilfe der Technologie des Startups gezeugt wurde. Mehr dazu hier. Und zum Zweikampf mit der Firma Natural Cycles hier.
(4) Timoty
Mit der App Timoty erhalten Medienkonsumenten nach dem Vorbild des Musikstreaming-Dienstes Spotify interessante Artikel aus der französischsprachigen Presse präsentiert. Timoty soll die Art und Weise revolutionieren, wie Nachrichten heute konsumiert werden. Vor allem sollen die bezahlten Medien in der französischsprachigen Schweiz belebt und das herkömmliche Zeitungsabo-Modell neu angegangen werden.
Hinter dem Projekt stehen Fathi Derder, ehemaliger Chefredaktor der Schweizer Wirtschaftszeitung «L'Agefi» und der Waadtländer Nationalrat Philippe Nantermod sowie Startup-Gründer Gregory Logan. Mehr zum Abo des 21. Jahrhunderts gibt es hier.
(5) Proxeus
Das Zuger Startup hat im Februar 2018 innerhalb von nur zwei Tagen 25 Millionen Dollar bei 795 Spendern über ein «Initial Coin Offering» gesammelt.
Mit dem Geld möchte das Zuger Startup ein einfaches Tool zur Implementierung von Blockchains bei Unternehmen entwickeln. «Das Tool ist eine Art Wordpress für Blockchain-Anwendungen», erklärt Mitgründer Antoine Verdon. Damit könne man auch ohne Programmierkenntnisse eine Blockchain-Anwendung erstellen, so Verdon. Mehr zu Proxeus gibt es hier.
(6) Carhelper
Die Plattform des 2016 gegründeten Startups Carhelper will einen Überblick über den Auto-Service in der Schweiz verschaffen. Was Booking.com für die Hotelbranche ist, möchten die Zürcher mit Carhelper für das Autogewerbe werden. Mit der Lancierung der Plattform wollen sie vor allem Transparenz beim Preis für ein Auto bei den Kunden schaffen.
Die zündende Idee für Carhelper entwickelten die Gründer Matthias Gerber und Aleksandar Stevanovic vor rund zwei Jahren in der «Swiss Startup Factory» in Zürich bei einem Accelerator-Programm. Dabei vereinten sie ihre Erfahrung in der Automobilbranche mit dem Know-how für Web-Entwicklung. Mehr dazu hier.
(7) Piavita
Die Digitalisierung erfasst mittlerweile auch die Veterinärmedizin: Piavita-Gründerin Dorina Thiess hat zusammen mit dem Ingenieur Sascha Bührle ein Sensorsystem für Pferde entwickelt. Es wird den Tieren angeschnallt, erfasst Vitaldaten und schickt diese in eine Cloud zur Auswertung.
«Pferde sind Fluchttiere», erklärt Thiess. Deshalb würde man oft lange nicht erkennen, wenn sie Beschwerden haben, so die Gründerin. Um ihre Investition zu schützen, lassen die Besitzer von Reit-, Renn- und Springpferden ihre Tiere regelmässig durchchecken. Die Piavita-App gibt Pferdekliniken und Veterinären nun die Möglichkeit, die Tiere aus der Ferne zu überwachen. Mehr über Gründerin Dorina Thiess gibt es hier.
(8) Loanboox
Das Startup Loanboox unterstützt Gemeinden und andere öffentliche Schuldner bei der Suche nach Krediten. Das Unternehmen hat in der Schweiz und in Deutschland bereits Kredite von über 7 Milliarden Franken vermittelt. Banken und institutionelle Investoren wie etwa Versicherungen können sich als Darlehensgeber anbieten.
«Bisher wurden Kreditanfragen im Volumen von mehr als 14 Milliarden Franken gestellt», sagt Loanboox-Chef Stefan Mühlemann. Ungefähr die Hälfte davon sei realisiert worden, so der Gründer. Trotz der Konkurrenz in Deutschland scheint der Bedarf beim nördlichen Nachbarn gross zu sein, sagt Mühlemann. Mehr zu Loanboox gibt es hier.