Die Gegnerschaft von Emmanuel Macrons Rentenplan, das Mindestrentenalter von 62 auf 64 Jahre anzuheben, nimmt zunehmend Symbole des Kapitalismus und der Wirtschaft in Frankreich ins Visier. So stürmten Teilnehmende einer von Gewerkschaften angeführten Demonstration am Donnerstag kurzzeitig den Pariser Hauptsitz des Luxusgüterkonzerns LVMH. Im Gebäude an der schicken Avenue Montaigne entzündeten die Delinquenten und Delinquentinnen Fackeln.
«Offensichtlich hat unsere Regierung Schwierigkeiten, unser Sozialversicherungs- und Rentensystem zu finanzieren. Also muss das Geld dort gefunden werden, wo es ist, nämlich in Milliardenhöhe bei Unternehmen wie LVMH», sagte Fabien Villedieu von der Gewerkschaft Sud-Rail gegenüber dem Fernsehsender BFM, nachdem er das Gebäude des Luxusunternehmens verlassen hatte. Am Mittwochvormittag waren bereits kleine Gruppen in das Gebäude eingedrungen, in denen sich die Büros der Investmentgesellschaften Blackrock und Natixis befinden.
Macrons Regierung sagt, die Anhebung des Rentenalters sei unerlässlich, um die Beschäftigungsquote zu erhöhen und den Aufbau von Defiziten im öffentlichen Rentensystem zu stoppen, da die Bevölkerung altert. Die Gewerkschaften sind der Ansicht, dass die Erhöhung der Altersgrenze für den Anspruch auf eine volle Rente die am wenigsten Wohlhabenden unverhältnismässig benachteiligen würde. Sie drängen auf andere Lösungen wie höhere Steuern für Unternehmen und Wohlhabende.
LVMH kurzzeitig das zehntwertvollste Unternehmen der Welt
Ungeachtet des Vorfalls ist der französische Luxusgüterriese im Hoch. Die LVMH-Aktien stiegen am Donnerstag auf einen Rekordwert, nachdem das Unternehmen einen starken Umsatz für das erste Quartal gemeldet hatte. Chinesische Konsumentinnen und Konsumenten decken sich wieder mit Luxushandtaschen und Schmuck ein, nachdem die Volksrepublik die weltweit strengsten Ausgangssperren hinter sich gelassen hat.
Der Gründer von LVMH, der Multimilliardär Bernard Arnault, überschritt letzte Woche mit seinem Vermögen die symbolische Grenze von 200 Milliarden Dollar. Am Donnerstag lag es gemäss dem Bloomberg Billionaires Index bei 198 Milliarden Dollar, womit Arnault der reichste Mensch der Welt ist.
Die Aktie von LVMH hat seit Jahresbeginn um fast 30 Prozent zugelegt. Zusammen mit einem Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar stieg die Marktkapitalisierung des Konzerns am Donnerstag auf 486 Milliarden Dollar, wodurch LVMH kurzzeitig auf Platz 10 der weltweit wertvollsten Unternehmen aufstieg. Sollte der französische Konzern 500 Milliarden Dollar erreichen, wäre er das erste europäische Unternehmen, das diesen Meilenstein erreicht.
(Bloomberg/mth)