Der Hype um die Nautilus von Patek Philippe nimmt kein Ende. Im Gegenteil: Er steuert auf einen neuen Höhepunkt zu.
Diesen Samstag kommt in New York ein Exemplar der eben erst vorgestellten Nautilus in Tiffany-Blau unter den Hammer. Das Auktionshaus Phillips versteigert die Uhr in Zusammenarbeit mit Bacs & Russo. Gebote können bereits abgegeben werden, sofern sie 50’000 Dollar übersteigen. Einen Schätzpreis nennt Phillips nicht.
Der Erlös der Auktion kommt vollumfänglich der amerikanischen Umweltschutzorganisation The Nature Conservancy zugute. Das ist jene Organisation, welche im Februar 2020 vom Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss eine Spende von 1 Milliarde Dollar bekommen hat.
Rotes Fleisch für Krokodile, Tiffany-blau für Uhren-Freaks
Klar ist: Höher als die Spende von Wyss wird der Versteigerungserlös nicht sein. Doch er wird wohl alle bisherigen Rekordpreise für eine Nautilus in den Schatten stellen. Und zwar sowohl die Preise auf dem Secondhand-Markt als auch jene bei Versteigerungen. Rob Corder, Chefredaktor des britischen Uhrenmagazins «Watchpro», kommentiert: «Es ist so, als würde man frisches rotes Fleisch in ein volles Becken mit Krokodilen werfen.»
Bereits hat ein Luxusuhrenhändler aus Kuwait via Instagram verkündet, er hätte einen Kunden an der Hand, der für ein Exemplar der Tiffany-Nautilus 1,5 Millionen Dollar zahlen würde. Das mag geblufft sein, zumal der Insta-Post (siehe Bild oben) mittlerweile verschwunden ist.
Aber: Die Uhr wird ein Vielfaches dessen lösen, was kürzlich eine fabrikneue Nautilus mit grünem Zifferblatt erreicht hat. Das Auktionshaus Antiquorum verkaufte die Uhr in dieser Version für 490’000 Dollar. Und auf dem Secondhand-Markt werden Preise um 360’000 Dollar verlangt, mehr als das Zehnfache des Listenpreises.
Mindestens 870’000 Dollar, eher mehr
Nehmen wir diese Grössenordnungen zum Massstab, wird die Tiffany-Nautilus mindestens 870’000 Dollar einspielen. Doch auch Beträge von 1 Million Dollar oder mehr sind durchaus realistisch. Zumal es von der Uhr nur 170 Exemplare gibt und geben wird.
170 Exemplare sind es, weil die Uhr zur Feier der 170-jährigen Partnerschaft zwischen Tiffany und Patek Philippe lanciert wurde. Zum Ladenpreis von 52’635 Dollar gibt es sie ausschliesslich in den Tiffany-Boutiquen in New York, Beverly Hills und San Francisco.
1851 hatten Charles Lewis Tiffany und Antoine Norbert de Patek zu Beginn ihrer unternehmerischen Laufbahnen eine entsprechende Kooperationsvereinbarung getroffen. An diese halten sich beide Firmen noch heute. Tiffany ist das einzige Unternehmen, das neben dem Logo von Patek Philippe auf dem Zifferblatt von Patek-Uhren erscheinen darf. Von diesen doppelt gebrandeten Uhren gibt es eine ganze Reihe. Sie gelten unter Sammlern als besonders begehrte Stücke.
Familie, Hype, LVMH
Thierry Stern, Präsident von Patek Phillipe, sagte gegenüber der «New York Times» zur Partnerschaft mit Tiffany: «Es ist unser ältester Detailhändler in den USA. Ich bin mit Tiffany aufgewachsen und ich spreche nicht einmal über das Geschäft. Tiffany war ein Teil meiner Familie.»
Allerdings zeigte sich Stern unsicher, ob die Tiffany-Nautilus zur Feier der Partnerschaft wirklich ein Geschenk an den Händler sei. «Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Geschenk für sie ist», so Stern. «Es könnte auch ein grosses Problem sein. Sie erkennen vielleicht nicht, wie schwierig es sein wird, die Kunden auszuwählen.» Also zu entscheiden, wer von den besten Tiffany-Kunden zu den allerbesten 170, nein, 169 gehört. Enttäuschungen sind programmiert, auch bei Kundinnen und Kunden, die schon viel Geld beim US-Juwelier ausgegeben haben.
Zunächst aber wird der Hype gefeiert. Und LVMH als neue Besitzerin von Tiffany feiert mit. Denn als neckisches Detail ist auch LVMH auf der Tiffany-Nautilus verewigt (siehe Bild unten), auf dem Saphirglas auf dem Gehäuseboden.