Die SNB überrascht einmal mehr. Nachdem sie im März als Erste der grossen Zentralbanken unerwartet den Leitzins gesenkt hat, überholt sie nun auch beim Thema Mindestreserven die Europäische Zentralbank. Doch während das Vorpreschen bei den Leitzinsen auch kritisch gesehen werden kann, verdient ihr hohes Tempo bei der Mindestreservepolitik nur Applaus.

Die Nationalbank erhöht den Mindestreservesatz für die Banken von 2,5 auf 4 Prozent. Ausserdem werden bei der Berechnungen der Mindestreserveanforderungen Anpassungen gemacht. Beides führt dazu, dass die Banken mehr Reserven halten müssen. 

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Geldpolitisch hat das keine Auswirkung, denn die Banken haben wegen der extrem lockeren Geldpolitik und der Devisenkäufe der SNB im vergangenen Jahrzehnt ohnehin viel zu viel Reserven. Doch je mehr Geld unter die Reservepflichtschwelle fällt, desto mehr spart die SNB an Zinsen. 

Denn damit die SNB ihre Geldpolitik durchsetzen kann und die Zinsen auch nah am Leitzins sind, muss die SNB die Überschussreserven, die die Banken als Sichtguthaben bei ihr halten, ebenfalls verzinsen. Letztes Jahr zahlte die SNB dafür 7,4 Milliarden Franken. Das hat mit dazu beigetragen, dass die SNB erneut einen Verlust machte und die Banken so tolle Zinsergebnisse einfuhren. 

Die SNB hat bereits im vergangenen Herbst auf diesen Missstand reagiert und wie zuvor schon die EZB die Verzinsung der Sichtguthaben abgeschafft, welche unter die Mindestreserve fallen. Durch diese Massnahme hat sie ungefähr 250 Millionen Franken pro Jahr eingespart. 

Jetzt war die SNB schneller als die EZB und spart mit der Erhöhung der Schwelle schätzungsweise nochmals 200 Millionen.

Das ist angesichts der Milliardenzahlungen an die Banken nicht viel, aber immerhin wird so das Sparpotenzial voll ausgenützt. Das ist richtig und ein wichtiges Signal, wenn überall sonst gespart werden muss.