Adrian Bührer ist Unternehmer und Berater. In den letzten 15 Jahren gründete er mehrere Startups, die er zum Teil erfolgreich an internationale Konzerne verkaufte. Dazu zählen die Internet-Unternehmen students.ch, spontacts.com, sharoo.com und skim.com.

Neu nimmt der Publizist und Betriebsökonom Einsitz im Verwaltungsrat des vor Jahresfrist gegründeten Schweizer Bio-Online-Marktes farmy.ch, in den er auch investiert ist und via seiner Firma Panaman operativ in verschiedenen Funktionen unterstützt.

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Wie und weshalb investieren Sie in die Farmy AG?
Adrian Bührer: Ich habe mich bei Farmy beteiligt, weil ich von zwei gesellschaftlichen Entwicklungen sehr überzeugt bin: Erstens von der Verschiebung zum Online-Shopping, gerade bei Esswaren, und zweitens vom Trend zu regionalem, biologischem und vor allem verantwortungsvollem Essen. Die Leute wollen wissen, was auf ihrem Teller landet. Und sie wollen immer weniger für die zum Teil grausamen Produktionsmethoden und Arbeitsbedingungen der Nahrungsmittelindustrie verantwortlich sein.

Kann man mit Farmy bestehen gegen die mächtigen Grossverteiler?
Auf jeden Fall. Was wir anbieten, ist für die Grossverteiler gar nicht möglich. Einerseits, weil die Mengen oft beschränkt sind, und anderseits, weil unsere Just-in-time-Logistik für die ganz Grossen eine enorme Umstellung bedeuten würde.

Werden künftig Lebensmittel nur noch im Internet verkauft?
Der Trend deutet klar in diese Richtung. Von jetzt 1 bis 2 Prozent sollen es bis 2020 bis zu 10 Prozent sein. Wichtig ist das Vertrauen. Nur wer wirklich gutes, wirklich frisches Essen erhält, wird wieder bestellen. Darum legen wir hier so viel Wert drauf.

Essen Sie persönlich nur Bioprodukte?
Ich schaue vor allem bei tierischen Produkten sehr stark auf die Herkunft, ja. Eier, Milch, Fleisch, Fisch - bei diesen Nahrungsmitteln ist Bio für mich zwingend. Ein Stangensellerie hingegen kann auch mal nicht biologisch angebaut worden sein.

Sie investieren in Farmy und sitzen neu auch im Verwaltungsrat. Sie wollen gezielt auch operativ Einfluss nehmen. Wie?
Die beiden Farmy-Gründer sind mit Frau und Kind für die Realisierung ihrer Idee in die Schweiz gekommen. Zuvor haben sie erfolgreiche E-Commerce-Unternehmen in Moskau geleitet. Ich versuche, ihnen zu helfen, den Schweizer Markt und die Schweizer Kunden besser zu verstehen. Die Schweiz und insbesondere Zürich sind Pioniere im Bereich Bio Food. Darum macht es absolut Sinn, hier zu starten.

Würden Sie sich als nachhaltigen Unternehmer bezeichnen?
Das ist eine schwierige Frage: Ich versuche immer wieder, zum Beispiel auch mit unserer Charity-Organisation Sosense.org, nachhaltige Akzente zu setzen und Arbeitsplätze zu schaffen. Das heisst aber nicht, dass ich jeden Flug CO2-kompensiere oder in jedem Büro Solarstrom einsetze. Von daher gibt es sicherlich auch bei mir noch «Room for Improvement».

Wird Nachhaltigkeit nun kommerziell?
Das hoffe ich. Nur Ideen, aus welchen sich auch ein kommerzieller Profit schlagen lässt, werden langfristig Erfolg haben. Ich begrüsse sehr, dass die Kunden Nachhaltigkeit verlangen und so immer mehr Unternehmen entsprechende Produkte anbieten oder ihre Wertschöpfungskette dahingehend verbessern.

Wo sehen Sie den E-Commerce in der Schweiz?
E-Commerce ist immer noch ganz am Anfang. Gerade in der Schweiz sind wir noch nicht sehr weit; nur schon Deutschland ist um einiges kompetitiver. Ich glaube, in der Schweiz werden wir die nächsten Jahre ein stattliches Wachstum sehen.

Gibt es in der Schweiz wirklich mehr Internet-Unternehmer als vor fünf Jahren?
Natürlich und zum Glück. Aber auch hier sind wir in der Schweiz noch ein bisschen Entwicklungsland. Wenn ich sehe, was in Berlin so läuft, dann ist das alles hier bei uns noch sehr beschaulich. Vor allem aber fehlt massiv Wagniskapital. Gerade in der frühen Phase eines Unternehmens braucht es mehr Investoren, welche klotzen statt kleckern und auch bereit sind, Totalabschreiber in Kauf zu nehmen. Mehr Mut würde der Szene guttun.

Ist die Schweiz ein Land für Internet-Innovationen?
Wir tasten uns heran.

Welche Rahmenbedingungen müssen sich ändern?
Es bräuchte mehr Risikokapital und vor allem viel mehr Talente. Hier müsste es grössere Kontingente und Programme geben, um auch international Talente anziehen und halten zu können.

(hz)