Eine Zuspitzung der Krise in Griechenland dürfte weitere Anleger in den sicheren Hafen Franken treiben. Mit einer zusätzlichen Erstarkung der Landeswährung droht der Schweizer Wirtschaft, die jetzt schon unter der Abschwächung von wichtigen Konjunkturtreibern wie Export oder Tourismus leidet, aber neues Ungemach. Nach der Aufgabe der Anbindung an den Euro hat die Schweizer Notenbank SNB noch die folgenden Pfeiler im Köcher, um den Zustrom von Geldern zu verhindern:

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Negativ-Zinsen

Seit Januar belasten die Währungshüter die Giroguthaben der Banken bei der SNB mit einer Gebühr von 0,75 Prozent. Viele Institute geben diesen Strafzins zumindest an die grossen Kunden weiter. Notenbank-Chef Thomas Jordan schließt eine Ausweitung der Negativzinsen nicht aus. Ökonomen zufolge wird die SNB wohl gleichzeitig den Leitzinsen Dreimonats-Libor weiter senken.

Die Gefahr von Negativzinsen besteht darin, dass die Anleger auf breiter Front Bargeld horten könnten, um den Strafzinsen zu entgehen. Zudem könnte das Geld in den vielerorts bereits jetzt überhitzten Immobilienmarkt fliessen und zu einer neuen Preisblase führen.

Interventionen

Interventionen am Devisenmarkt zur Schwächung des Frankens haben zuletzt an Bedeutung gewonnen. Am vergangenen Wochenende reagierte die SNB auf die Eskalation in Griechenland mit Eingriffen und gab das entgegen ihrer Praxis danach auch bekannt. Die Massnahme ist nach Einschätzung von Ökonomen zwar wirksam, bläht aber die Bilanz der Notenbank auf, die fast schon die jährliche Wirtschaftsleistung der Schweiz erreicht.

Die Gefahr einer weiteren massiven Bilanzsausweitung war ein entscheidender Grund, wieso die SNB den ebenfalls mit Devisenkäufen verbundenen Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken im Januar aufgab. Den selben Nachteil hätte der vom Internationalen Währungsfonds (IWF) vorgeschlagene Kauf von Vermögenswerten in Fremdwährungen.

Quantitative Easing

Seit März kauft die Europäische Zentralbank (EZB) massenhaft Staatsanleihen von allen Euro-Ländern und pumpt so noch mehr Geld in die Wirtschaft. Ökonomen zufolge ist der Schweizer Anleihenmarkt aber zu klein und zu wenig liquid für ein solches massives Drucken von Geld - im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannt.

Neue Euro-Anbindung

Schweizer Gewerkschaften und die Sozialdemokraten fordern eine neue Obergrenze für den Franken. Experten gehen aber davon aus, dass Anleger wie etwas Hedgefonds die SNB sehr rasch testen dürften, weil die Notenbank die ursprüngliche Euro-Grenze unter Druck aufgab.

Währungskorb

Einflussreiche Ökonomen wie der frühere SNB-Berater Ernst Baltensperger haben vorgeschlagen, den Franken nicht nur an den Euro, sondern auch an den Dollar anzubinden. Die Reaktion der SNB war kühl; dies löse das grundlegende Problem nicht, sagte Präsident Jordan kürzlich.

Kapitalkontrollen

Das äusserste Mittel wäre die Einführung von Kapitalkontrollen. Dies würde etwa bedeuten, dass die Schweiz Bargeldbezüge begrenzen würde. Auch wenn die SNB keine Massnahme ausschliesst, gelten Kapitalkontrollen als unwahrscheinlich und bedürften überdies der Unterstützung der Regierung.

(reuters/ccr)