Rückblende ins Jahr 2002: An einer Medienkonferenz zur Übernahme der Billig-Warenhauskette Epa durch Coop preist der bisherige Inhaber Philipp Buhofer den Deal als «optimale Lösung». Und ergänzt: «Epa bleibt Epa.» Rund zwei Jahre später war Schluss damit. Epa blieb nicht Epa, sondern wurde zu Coop City.

Heute sagt Hügli-Präsident Jean Gérard Villot: «Hügli bleibt Hügli.» Der Präsident des Ostschweizer Nahrungsmittel-Herstellers Hügli weiss, dass dies Wunschdenken ist. Denn: Hügli bleibt nicht Hügli, Hügli wird Bell und damit Coop. Das heisst: Das Familienunternehmen Hügli wird Teil der börsenkotierten Firma Bell, die eben zu zwei Dritteln vom grössten Schweizer Detailhandelskonzern Coop dominiert wird.

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Der starke Mann

Und bei Coop respektive Bell haben nicht Hügli-Leute das Sagen – auch wenn Villot im Zuge der Transaktion in den Bell-VR aufrückt. Bei Coop respektive geben Coop-Manager den Ton an – allen voran Hansueli Loosli, der die Aufsichtsgremien von Coop und Bell präsidiert.

Die Eingliederung von Hügli in den mit Abstand grössten Schweizer Fleischverarbeiter Bell rundet das Angebot der Coop-Gruppe clever ab. Aus Looslis Sicht macht der Deal – für Coop-Verhältnisse mit rund 440 Millionen Franken eine kleinere Transaktion – denn auch aus gleich vier Perspektiven Sinn.

Sinnvolle Vertikalisierung

Erstens vertikalisiert Loosli mit der Übernahme seinen Konzern noch stärker. Gerade im Geschäft mit Lebensmitteln wird die Kontrolle über die eigene Lieferkette immer wichtiger. Die heutigen Konsumenten wollen wissen, wer wo was und wie herstellt. Produziert ein Unternehmen inhouse, sind solche Informationen einfacher und umfassender zu beschaffen und zu kommunizieren. Zudem reduziert eine eigene Produktion die Abhängigkeit von den Giganten der Lebensmittel-Industrie.

Zweitens stärkt Coop mit der Übernahme seine Geschäfte im Grosshandel und in der Gastro-Belieferung. Mit der vollständigen Übernahme von Transgourmet im Jahr 2010 wurde der Wholesale auf europäischer Ebene zum Kerngeschäft der Basel. Für deren weiteren Ausbau kann sich Loosli nun zusätzlich auf die engen Beziehungen verlassen, die Hügli mit der Gastronomie pflegt. Das kann beide Unternehmen beflügeln – zumal sich Hügli als Herstellerin von Convenience-Produkten für Küchenprofis und für den Hausgebrauch einen Namen gemacht hat.

Was für den Grosshandel gilt, trifft – drittens – auch auf den Detailhandel zu. Mit Hügli holt sich Coop diverse bestens etablierte Konsumgütermarken ins eigene Haus – und verbessert so in Teilen des Sortiments seine Margen.

Vom Atlantik zum Ural

Viertens schliesslich ist Hügli in sechs Ländern tätig, in denen die Coop-Gruppe bislang nicht vertreten war: Italien, Grossbritannien, Tschechien, Spanien, Ungarn und in der Slowakei. Coop, Transgourmet und Bell/Hügli mausern sich zu einem pan-europäischen Powerhouse, dass sich vom Atlantik bis zum Ural dehnt. Das erleichtert es der ganzen Gruppe, ihre Geschäfte geografisch auszubauen.

Allein schon diese strategischen Optionen, die sich durch Looslis jüngsten Deal ergeben, machen klar: Hügli bleibt nicht Hügli.