Nach 31 Jahren bei der Credit Suisse hat Walter Berchtold die Bank verlassen. Nun spricht der Banker und einstige Chef des Private Banking erstmals im «Sonntagsblick» über seinen Abgang. 

Darin verneint er, einen Putschversuch unternommen zu haben, um Konzernchef zu werden. «Einen Putschversuch gab es nie, ich bin kein Radaubruder, sondern kollegial», sagt Berchtold. Aber: «Ja, ich wäre gerne CEO der Credit Suisse geworden, und ich hätte viele Ideen gehabt, um die CS weiterzubringen.»

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Er begründet seinen Abgang im «Sonntagsblick» indes so: «Ich habe meinen Weg gemacht, hatte eine wunderbare Zeit. Zuletzt bot man mir eine Rolle im Private Banking an. Das hatte ich zuvor schon erfolgreich gemacht. In dieser Form passte es mir nicht mehr.»

Aussage in den USA

Berchtold war zwischen 2006 und 2011 zuständig für das heikle US-Geschäft der Bank. Gegenüber dem «Sonntagsblick» gibt er denn auch Auskunft, warum er dazu vor einem US-Gericht aussagte: «Bei einer Einreise in die USA erhielt ich die Weisung, als Zeuge auszusagen. Wer eine solche Aufforderung erhält, sollte sie befolgen. Sonst ist er rasch zur Fahndung ausgeschrieben. Das wollte ich verhindern.»

Desweiteren kontert er den oft gemachten Vorwurf, er hätte andere angeschwärzt, um Straffreiheit zu erlangen. «Niemand sicherte mir Straffreiheit zu. Sollte sich herausstellen, dass ich gelogen habe – was ich nicht tat –, droht mir ein Strafverfahren», stellt Berchtold klar. Und weiter: «Ich habe niemanden angeschwärzt. Weder sagte ich über andere Personen etwas aus noch über andere Banken. Ich redete einzig über das Geschäftsmodell der Credit Suisse beim USA-Geschäft.»

Er betont darüber hinaus: «Ich stellte klar, dass wir bereits vor dem QI-Agreement von 2001 alles Nötige unternommen haben, um amerikanische Vorschriften einzuhalten.» Was er künftig mache, wisse er noch nicht. Klar sei: «Ich arbeite bis ich sterbe.»

Berchtolds Rolle bei Federer-Coup

Für Verwaltungsratsmandate sei er noch etwas jung. «Lieber krempele ich nochmals die Ärmel hoch, für einen Konzern oder selbstständig. Die Selbstständigkeit reizt mich derzeit mehr.»

Berchtold ist derweil ein Freund von Tennis-Ass Roger Federer. Er spielte deshalb eine Rolle, um den siebenfachen Wimbeldon-Sieger zur Credit Suisse zu holen: « Wir kennen uns privat schon sehr lange. Das hat sicher geholfen, ihn zur Credit Suisse zu holen.»

(muv/tno)