Will sich da einer die Schweizer Nationalwurst aneignen? Jungpolitiker Lukas Paul Spichiger (Juso) aus Biberist SO hat Anfang Oktober die Begriffe «Cervelat» und «Cervelas» beim Markenregister angemeldet – unter anderem in der Kategorie für Fleischwaren. Was er genau damit vorhat, ist nicht bekannt. Spichiger reagierte nicht auf Anfragen der «Handelszeitung».
Bislang gibt es keinen generellen Markenschutz für die Wurst, und offenbar ist es auch das erste Mal, dass jemand versucht, den Begriff für sich zu reklamieren.
Etwas überrascht davon ist die Fleischbranche. «Der Begriff ‹Cervelat› ist ein Allgemeingut, zumal dieser als ‹Cervelas› als traditionelles Fleischerzeugnis bereits seit längerem auch Eingang in die Gesetzgebung gefunden hat», betont Ruedi Hadorn, Direktor des Schweizer Fleisch-Fachverbands (SFF). «Wir gehen aktuell davon aus, dass man das so nicht als Marke schützen lassen kann.»
Noch gelten beide Einträge Spichigers laut Datenbank des Instituts für Geistiges Eigentum als «hängend». Das Amt prüft demnach, ob sich der Begriff schützen lässt. Bisher vom IGE anerkannt wurde lediglich die Marke «Königs-Cervelas» eines Metzgers aus Deisswil im Kanton Bern.
BSE 2006: Die grosse Panik um den Cervelat
Zuletzt gross in den Schlagzeilen war die Schweizer Nationalwurst vor rund 15 Jahren. Damals wurde der Import brasilianischer Rinderdärme verboten, die bis dahin als Haut für die Wurst dienten. Grund dafür war, dass Brasilien 2006 als Land mit BSE-Risiko klassifiziert wurde. In der Folge entstand eine grosse Diskussion um den Cervelat, gar sein Ende wurde vorhergesagt. Später stellte sich dann heraus, dass es genügend Alternativen zu den brasilianischen Därmen gab. 2012 wurde das Importverbot wieder aufgehoben.
Mit rund 50’000 Tonnen pro Jahr schafft es der Cervelat gemäss einer Statistik des Bundesamts für Landwirtschaft nur auf Rang zwei der Würste. Die Bratwürste – aller Art – lagen mit 55’000 Tonnen noch etwas höher in der Rangliste.
Die Wurst ist nicht überall in der Schweiz als Cervelat bekannt. So heisst sie in der Nordwestschweiz traditionell Chlöpfer. An den Chancen für einen – nationalen – Markeneintrag dürfte das jedoch kaum etwas ändern.