Der reichste Mann Ägyptens hat seinen Anteil am schweizerisch-französischen Zementriesen LafargeHolcim reduziert. Nassef Sawiris hat im Dezember fast 1,6 Millionen Aktien verkauft – im Gegenwert von über 66 Millionen Franken. Das zeigen Unterlagen der Schweizer Börse SIX und der französischen Finanzmarktaufsicht AMF.
Der Zementkonzern bestätigt die Transaktion. Sawiris war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Der Verkauf erfolgt zu einer Zeit, in der der Aktienkurs so tief liegt wie seit zwei Jahren nicht mehr.
Es ist nicht das erste Mal, dass Sawiris ein grösseres Paket veräussert. Seit dem Zusammenschluss der beiden Zementgiganten Lafarge und Holcim hat der Ägypter seinen Anteil am fusionierten Unternehmen abgebaut. Kurz nach Vollzug der Firmenhochzeit hielt er fast 30 Millionen Aktien. Zuletzt meldete er im September eine Position von 22,6 Millionen Papieren. Unter Berücksichtigung der Verkäufe vom Dezember hält Sawiris nunmehr nur noch knapp 21 Millionen Anteilsscheine.
Sawiris’ Call
Die Verkäufe reduzieren die Stimmkraft von Sawiris, der einst hinter Thomas Schmidheiny und der belgischen Beteiligungsgesellschaft Groupe Bruxelles Lambert (GBL) der drittgrösste Aktionär war. Er hält nur noch etwas über 3 Prozent an Lafarge Holcim. Zum Vergleich: Thomas Schmidheiny besitzt über 11 Prozent.
Das Bild ist allerdings komplexer. Sawiris hat eine Reihe von Finanzwetten abgeschlossen. Er hat sich Optionen für den Kauf weiterer Aktien des LafargeHolcim-Konzerns gesichert. Als er etwa im September ein Paket von über 3 Millionen Aktien veräussert hat, kaufte er gleichzeitig 6 Millionen Optionsscheine. Sie sichern ihm das Recht, zwischen Februar und Mai dieses Jahres Aktien zu einem vordefinierten Preis von knapp über 45 Franken zu kaufen. Weitere Derivatewetten schloss er Anfang Dezember ab.
Es ist ein bekanntes Muster. Sawiris, der eine treibende Kraft hinter der Grossfusion war, verkaufte Ende 2017 einen Teil seiner Aktien und sicherte sich im Gegenzug 10 Millionen Kaufoptionen, wie LafargeHolcim im jüngsten Jahresbericht offenbarte.
Die Wette kostete den Ägypter laut Angaben der französischen Finanzmarktaufsicht über 21 Millionen Franken. Sie stand allerdings unter keinem guten Stern. Der Aktienkurs sank klar unter den vordefinierten Preis, Sawiris übte sein Kaufrecht nicht aus, er verlor Millionen. Wie viele Optionen er aktuell genau auf sich vereint und wie viele über seine Holding NNS Jersey Trust laufen, ist unklar.
Klar ist aber: Im Dezember haben andere Topmanager des Konzerns zugekauft. Lafarge Holcim-Präsident Beat Hess erwarb 10000 Namenaktien. Ihr Wert summiert sich zum Kaufzeitpunkt auf 415'000 Franken. Dieter Spälti, der Vertraute von Thomas Schmidheiny, kaufte 5000 Aktien zu einem Preis von knapp über 42 Franken je Aktie. Und Jan Jenisch, der das Unternehmen seit Herbst 2017 leitet, erwarb knapp 16'900 Aktien im Gesamtwert von über 700'000 Franken.
Briten wetten auf Kurszerfall
Die Zukäufe sind Zeugen von Optimismus. Die Firmenlenker glauben an den Erfolg. Sie treten damit jenen Kritikern entgegen, die auf weiter sinkende Kurse setzen. Dazu gehört der britische Hedgefonds Marshall Wace. Dieser meldete zuletzt eine Leerverkaufsposition von fast 0,7 Prozent des LafargeHolcim-Kapitals.
Einige Monate zuvor waren die Briten noch pessimistischer: Im Oktober hielten sie eine Short-Position in Höhe von 1,2 Prozent der LafargeHolcim-Aktien. Die Spekulation ging auf, der Preis des Zementpapiers sank seit Oktober von fast 50 Franken auf unter 40 Franken Anfang Januar.