General Motors Vice Chairman Bob Lutz is interviewed by the Associated Press in Detroit, Wednesday, May 27, 2009. (AP Photo/Paul Sancya)

«Das Schicksal von Tesla ist besiegelt»

Marc Bürgi Handelszeitung
Von Marc Bürgi
am 17.07.2019 - 11:36 Uhr

Bob Lutz: Er wurde vor dem Zweiten Weltkrieg in Zürich geboren.

Quelle: Keystone

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Der Schweizer Automanager Bob Lutz erzählt über seine Zeit unter Lee Iacocca - und spricht Klartext zum Markt: Tesla habe keine Chance.

Die führenden Elektroautokonzerne sind in China zu Hause. Könnten chinesische Autokonzerne zu einer Bedrohung für die etablierten globalen Hersteller werden - ähnlich wie zu Ihren Zeiten, als japanische Konzerne den US-Firmen das Geschäft streitig machten?
Das halte ich für wenig wahrscheinlich. Die Geschäftspraktiken in der globalen Autoindustrie haben sich angeglichen. Das Design, der Antrieb und die Herstellung von Autos sind globalisiert. China könnte dennoch eine starke Rolle in der Autoindustrie erlangen, insbesondere bei Elektrofahrzeugen.

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Die USA und China führen einen Handelskonflikt. Was halten Sie von den Strafzöllen, welche die USA gegen China verhängt haben?
Niemand mag Zölle. Aber ich sage seit Jahren: Die USA sind der Lieblingsonkel der Welt. Wir erheben keine Zölle, während alle anderen unsere Waren mit Zöllen belegen. Besonders China hat sich unfaire wirtschaftliche Vorteile verschafft. Es war höchste Zeit, dass jemand endlich «Stopp» sagte.

China belegte US-Autos mit einem Zoll von 25 Prozent, die Europäische Union verlangte einen Satz von zehn Prozent. Europäische Importwagen werden von uns hingegen nur mit zweieinhalb Prozent versteuert.

Wenn US-Hersteller ein Auto nach Europa verschiffen, wird auf dem Zolltarif von zehn Prozent noch die Mehrwertsteuer draufgeschlagen. Umgekehrt wird die Mehrwertsteuer abgezogen, wenn Daimler einen Mercedes in die USA verkauft. Deshalb sind Mercedes’ oder BMWs günstiger in den USA als in Deutschland, wenn die Währungsunterschiede mitberücksichtigt werden. Das ergibt keinen Sinn. Das sagte bereits Lee Iacocca.
 

«Die USA sind der Lieblingsonkel der Welt. Wir erheben keine Zölle, während alle anderen unsere Waren mit Zöllen belegen.»

Schon Iacocca setzte sich für Zölle ein?
Lee Iacocca predigte ständig über unfaire Handelspraktiken. Iacocca ging immer wieder nach Washington, um für Massnahmen zu weibeln. Niemand hörte ihm zu, weil dort alle in Mercedes’, BMWs oder Audis herumfuhren. Niemand hörte ihm zu – ausser Donald Trump. Iacocca und Donald Trump waren gute Freunde.

A photograph showing New York icon Donald Trump (L) helping General Motors Vice Chairman Bob Lutz introduce the new 2006 Cadillac XLR-V in 'under 5 seconds' at the New York  International Auto Show Wednesday, 23 March 2005 at Javits Center. The show is open for a two-day media preview before opening to the general public on Friday 25 March. (KEYSTONE/EPA/STEVE FECHT) ===   ===

US-Präsident Donald Trump und Bob Lutz (2005): Die beiden kennen sich.

Quelle: Keystone

Sie halten die Zölle für ein notwendiges Übel.
Was Trump will – und was jeder vernünftige US-Amerikaner möchte – sind gleich lange Spiesse. Trump setzt die Zölle ein, um gleich lange Spiesse zu bekommen.

Und Sie halten seine Strategie für erfolgsversprechend?
Auf lange Sicht sicher. Sehen Sie nur, wie stark China bereits leidet. Und mit Südkorea hat Trump schon einen Deal erzielt. Südkorea hatte aussergewöhnlich hohe Zölle auf US-Fahrzeugen. Trump setzte dem ein Ende. Er erzielt Fortschritte mit China und er wird auch Fortschritte mit Europa erreichen. Alle wissen, dass die heutigen Strukturen unfair sind.

Ich möchte gerne in einer Welt ohne Zölle leben. Aber solange manche Länder ihre Industrien schützen und sich Wettbewerbsvorteile verschaffen, befürworte ich Zölle, damit niemand mehr ausschert.