Oberhalb von Zürich, in Uitikon-Waldegg, wohnt es sich gut. Nicht ganz günstig in der Miete, dafür sind die Steuern tiefer als anderswo. Es gibt gleich mehrere Dorfmetzger, eine Landi, einen Bäcker. Die Grossstadt ist nah und die Natur am Fusse des Uetliberg noch in Ordnung.

Aber für die Mieter der Liegenschaften Schlierenstrasse 13 bis 19 ist seit Ende September nichts mehr in Ordnung. Damals haben sie ein Schreiben der Immobiliendienstleister Intercity erhalten, in dem ihnen mitgeteilt wurde, dass die Migros-Pensionskasse (MPK) die Mietwohnungen in Stockwerkeigentum umwandeln will und die Mieter ihre Wohnung kaufen könnten.

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In dem Brief vom 26. September steht: «Bevor die Wohnungen zirka Mitte November 2012 auf dem freien Markt angeboten werden, erhalten alle Mieter eine zeitlich befristete Möglichkeit, ihre Mietwohnung zu erwerben.»

Für viele der Mieter ein Schock. Die meisten wohnen seit der Erstellung der Liegenschaft durch die MPK 1984 als Erstmieter dort. Sie kennen das Haus, vor allem seine Schwächen.

Kaufen oder nicht?

Dazu kommt der Zeitdruck. Vom Erhalt des Briefes bis Mitte November verbleiben keine zwei Monate. Der sanfte Druck der MPK und ihrer mit dem Verkauf beauftragten Intercity kommt nicht bei allen gut an. Vor allem nicht, wenn schon bald das 30-jährige Mietjubiläum ansteht.  

Laut Recherchen von «Handelszeitung Online» wurden die Wohnungen (80 – 150 Quadratmeter) in einer Preisspanne zwischen 900'000 und 1,2 Millionen Franken angeboten – die MPK spricht auf Anfrage von 580'000 bis 1,68 Millionen Franken.

MPK will Gewinn realisieren

So oder so: Die Migros Pensionskasse plant also mit dem Verkauf der 20 Wohnungen rund 20 Millionen Franken zu realisieren. Nur – die Kauffreude der Mieter hält sich sehr in Grenzen, eine bereits nicht mehr vermietete Wohnung ist auf Homegate ausgeschrieben. Mit lediglich vier nichtssagenden Bildern, auf denen Bad und Küche fehlen und die Fassade mit viel Grün bedeckt ist.

Dies verwundert nicht. Wie «Handelszeitung Online» weiss, ist der Investitionsbedarf an den vier Mehrfamilienhäusern gross. Seit 1984 sei immer nur das Nötigste gemacht worden. Die Heizung falle pro Winter mehrfach aus, bei einer Liegenschaft sei das Dach schon länger undicht und auch die Fassade sei renovierungsbedürftig. Zudem seien die Pergolen in den Gartenwohnungen erst kürzlich auf starken Druck aus der Siedlung ersetzt worden. Die Hölzer aus den 1980er-Jahren seien komplett morsch gewesen, heisst es aus Kreisen der Betroffenen.

Kauf mit hohen Folgekosten

Für die meisten Mieter ist klar. «Wir kaufen nicht.» Denn für sie steht fest, die MPK will nicht investieren und Renovierungskosten auf die neue Stockwerkeigentümerschaft übertragen.

Auf Nachfrage bestreitet die MPK diesen Sachverhalt nicht. «Die neuen Eigentümer sollen über den Umfang und die Art der Renovierung entscheiden können.» Nur wer bis zu 1,68 Millionen Franken für eine Wohnung zahlen muss, will sich kaum noch um anfallende Renovierungen und daraus resultierende Diskussionen in einer neuen Stockwerkeigentümerschaft kümmern müssen.

Die MPK will die Liegenschaft nicht als Ganzes veräussern. «Die MPK erwartet in Uitikon-Waldegg einen höheren Verkaufserlös im Stockwerkeigentum, als bei einem gesamthaften Verkauf», heisst es auf Anfrage.

Grosse Konkurrenz zur MPK

Bei der Gemeinde Uitikon-Waldegg haben die Verantwortlichen durch die Recherchen von «Handelszeitung Online» von den Vorgängen in der MPK-Liegenschaft erfahren. Die Verkaufspreise wurden als eher günstig im Vergleich zu anderen Verkäufen im Ort bewertet, aber nur so lange, bis der Renovierungsbedarf ins Spiel kam.

Viele der MPK-Mieter wollen nun umziehen. Laut der Gemeinde Uitikon-Waldegg entstehen nur wenige 100 Meter entfernet 70 bis 80 Wohnungen.

Zum Vergleich: Dort wird eine 122 Quadratmeter grosse Gartenwohnung für 1,25 Millionen und eine 135 Quadratmeter grosse Obergeschoss-Wohnung für 1,35 Millionen Franken ausgeschrieben.