Das Timing war wieder mal perfekt. Kurz bevor die österlichen Blechlawinen wie jedes Jahr gen Süden rollten, schraubten die Tankstellen die Kraftstoffpreise hoch: 2 Rappen mehr für einen Liter bleifreies Benzin und Dieselöl. Mit den Preiserhöhungen, die kurz zuvor stattfanden, wurde Benzin innert drei Wochen um 5 und Diesel gar um 7 Rappen pro Liter teurer.

Ist es ein Zufall, dass stets kurz vor Ostern und Pfingsten Preiserhöhungen stattfinden? Selbstverständlich – wenn man Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber fragt. «Es gibt keine Statistik, die belegen würde, dass Gesetzmässigkeiten zwischen Treibstofferhöhungen und dem Ferienbeginn bestehen», so Rolf Hartl, Sprecher der Erdölvereinigung. Jürg Kretzer, Pressesprecher der Coop Mineralöl AG, argumentiert mit Angebot-und- Nachfrage-Faktoren: «Eine erhöhte Nachfrage lässt logischerweise den Preis steigen. Während Ostern sind nun mal mehr Autofahrer unterwegs, die Benzin benötigen.» Max Baumgartner bei Avia widerlegt ihn umgehend: «Die Preise steigen nicht auf Grund der erhöhten Nachfrage. Während Ostern verkaufen wir weniger Benzin, da ja alle ins Ausland fahren.»

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Kein Wunder, dass sich die Firmen widersprechen: Dass die Preiserhöhungen während Ostern und Pfingsten keineswegs Zufall sind, beweist eine Studie von Robert Rethfeld, Herausgeber des Börsenbriefs «Wellenreiter-Invest». Bis 1985 zurück analysierte er die Entwicklung des Rohölpreises. Mit dem Resultat, dass sich dieser regelmässig bis zu je zwanzig Tage vor und nach Ostern und Pfingsten stark erhöht. An diesem jährlich wiederkehrenden Spielchen verdienen in erster Linie nicht die Tankstellenbetreiber, welche die Preisaufschläge meist unverändert weitergeben, sondern die Mineralölkonzerne und Spekulanten, die an den Warenterminbörsen in Chicago und London die Preise festlegen.

Der Obolus der Autofahrer an die Ölindustrie während dieser Zeit: Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 566 Millionen Liter Benzin und Diesel pro Monat bedeutet eine kurzfristige Preiserhöhung von 5 Rappen allein in der Schweiz 30 Millionen Franken mehr fürs Tanken. Ein gut geöltes Geschäft für die Royal Dutch, Shells und Exxons dieser Welt. CG