Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bekräftigt ihre seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses geltende Geldpolitik: Sie belässt das Zielband für den Dreimonats-Libor bei minus 1,25 Prozent bis  minus 0,25 Prozent und den Zins auf Sichteinlagen bei der Nationalbank bei minus 0,75 Prozent. Dass die Geldhüter damit aber auch Ungleichgewichte und neue Gefahren am Immobilienmarkt schaffen, ist der SNB durchaus bewusst. Im neusten Finanzstabilitätsbericht warnen sie denn auch davor, dass Banken auf der Suche nach Renditen zu mehr Risiko gedrängt werden.

Die negativen Zinsen in der Schweiz machten Anlagen in Franken weniger attraktiv und würden über die Zeit zu einer Abschwächung des Frankens beitragen, so die SNB in ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag. Insgesamt sei der Franken «deutlich überbewertet». Bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik trage die Nationalbank der Wechselkurssituation und deren Einfluss auf Inflation und Wirtschaftsentwicklung Rechnung. Sie bleibe deshalb bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen.

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BIP-Wachstum von 1 Prozent

Bezüglich Konjunkturentwicklung hält die SNB an ihrer Prognose fest. Sie rechnet weiter mit einem Wirtschaftswachstum 2015 von «knapp 1 Prozent». Damit positioniert sich die Nationalbank am oberen Spektrum der Prognosen. Das Forschungsinstitut Bak Basel senkte seine Konjunkturprognose für 2015 jüngst von 1.0 auf 0.6 Prozent. Das Staatsekretariat für Wirtschaft (Seco) positioniert sich in der Mitte: Es prognostiziert ein Wachstum von 0.8 Prozent.

Die Entwicklung der Schweizer Wirtschaft habe sich seit der Aufhebung der Kursuntergrenze im Januar im Wesentlichen so entwickelt, wie es die Nationalbank erwartet hat, meint SNB-Chef Thomas Jordan an der Pressekonferenz. «Wir sind uns bewusst, dass die Wechselkurssituation für die Exporteure, den Tourismus sowie Branchen, die der Importkonkurrenz stark ausgesetzt sind, eine schwere Belastung darstellen.» Im heutigen Umfeld gebe es aber leider keine einfache Lösung. «Eine gewisse Durststrecke für die Wirtschaft ist unvermeidbar.»

Ölpreis hebt Teuerung

Die bedingte Inflationsprognose hat sich gegenüber März «nicht wesentlich verändert». Die Teuerung erreiche laut SNB-Schätzung im dritten Quartal 2015 mit minus 1,2 Prozent ihren Tiefpunkt. Danach bewirke der gestiegene Ölpreis, dass die neue Inflationsprognose leicht über der Prognose vom März liege, so die SNB.

Die Prognosen für 2015 und 2016 erhöhen sich im Jahresdurchschnitt leicht, und zwar um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf minus 1,0 Prozent für 2015 und auf minus 0,4 Prozent für 2016. Nach wie vor deute die Prognose darauf hin, dass die Inflation Anfang 2017 wieder positiv werde. Im weiteren Verlauf stellten sich die Inflationsaussichten leicht gedämpfter dar. Für 2017 liegt die Inflationsprognose der SNB um 0,1 Prozentpunkte tiefer bei 0,3 Prozent.

Franken legt leicht zu

Die unveränderte Geldpolitik hat dem Franken leicht Aufwind gegeben. Ein Euro kostete am Donnerstag nach der SNB-Mitteilung um 9.30 Uhr noch 1,0450 Franken. Kurz zuvor war er zu 1,0470 Franken gehandelt worden. Der Dollar sank zum Franken auf 0,9191 von 0,9216 Franken.

Die Schweizer Börse grenzte derweil die anfänglichen Verluste ein. Der SMI stand mit 0,5 Prozent im Minus.

(awp/ccr)