Das kommt überraschend! Mark Schneider (58) tritt nach acht Jahren an der Spitze von Nestlé ab. Der Deutsche habe sich entschieden, seine Rollen als CEO und Mitglied des Verwaltungsrats zur Verfügung zu stellen und das Unternehmen zu verlassen, heisst es am Abend nach Börsenschluss in einer Mitteilung. 

Noch vor wenigen Wochen deutete bei einem Besuch von Blick am Hauptsitz in Vevey VD nichts auf den Abgang hin. Schneider zeigte sich zuversichtlich, was weiteres Wachstum angeht. In einem Interview mit den Zeitungen von CH-Media sagte er im Juni: «Ich bin hier ausgesprochen motiviert und happy und möchte noch gar nicht über die Pensionierung nachdenken.» Jetzt ist Schneider weg.

Mit Laurent Freixe (62) übernimmt der Lateinamerika-Chef – ein Nestlé-Urgestein – das Ruder des Multis. Das schreibt Nestlé am Donnerstagabend nach Börsenschluss in einer Mitteilung. Der Franzose nimmt bereits per 1. September in Schneiders Büro Platz– also sehr kurzfristig. Freixe ist seit 1986 für Nestlé tätig. Aktuell ist er noch Generaldirektor und CEO der seit 2022 vereinigten Region Lateinamerika.

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«Die Führungskraft, die Nestlé jetzt braucht»

Davor war Freixe unter anderem Europa- und Amerikachef. Er ist seit 16 Jahren auch Mitglied der Geschäftsleitung. Als CEO soll er nun auch in den Verwaltungsrat einziehen. «Laurent ist genau die Führungskraft, die Nestlé jetzt braucht», lässt sich Paul Bulcke (69), Präsident des Verwaltungsrats, zitieren. Mit ihm werde Nestlé die Stellung als zuverlässiges Unternehmen mit konsistenter und nachhaltiger Wertschöpfung weiter ausbauen.

Freixe hat aber nicht nur in Lateinamerika gewirkt. Er habe auch mehrere globale Initiativen angeführt, mit dem Ziel, Produktivität und Effizienz zu erhöhen, Prozesse zu vereinfachen sowie die Innovation voranzutreiben, schreibt Nestlé. Freixe wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert, überall dort, wo Nestlé derzeit präsent ist, «auch Marktführerschaft erlangen» zu wollen.

«Es war für mich eine Ehre»

Nestlé lobt das Wirken von Schneider in turbulenten Zeiten. Vor allem in den wachstumsstarken Bereichen wie Kaffee, Tierpflege und ernährungsphysiologische Produkte. Schneider selbst wird zitiert: «Es war für mich eine Ehre, Nestlé in den letzten acht Jahren zu leiten. Ich bin dankbar für das, was wir erreicht haben und Nestlé in ein zukunftssicheres, innovatives und nachhaltiges Unternehmen verwandelt haben. Ich wünsche Laurent alles Gute in seiner neuen Rolle.»

Schneider war 2017 als Externer zu Nestlé gestossen. Davor war er lange Jahr Chef des deutschen Gesundheitsunternehmens Fresenius gewesen. Seine Ernennung war damals eine Überraschung. Denn Nestlé hatte davor in seiner langen Geschichte erst einmal einen externen Kandidaten zum Konzernchef gemacht. Bei Schneiders Ernennung hatte der nun ernannte Freixe schon als möglicher Kandidat für den CEO-Posten gegolten.

Schneider galt beim Amtsantritt als Hoffnungsträger und überzeugte mit seinen strategischen Schritten. In den letzten Quartalen enttäuschte der Nahrungsmittelmulti aber zum Teil mit den Zahlen. Das zeigte sich zuletzt auch am Aktienkurs, der sich in den letzten Monaten schlecht entwickelte. Im September 2023 kostete das Nestlé-Papier 108 Franken. Derzeit steht es bei 89 Franken.