Die grossen Aktienmärkte verzeichnen am Dienstag kaum Bewegungen. Grund für die Zurückhaltung der Anlegerinnen und Anleger rund um den Globus ist vor allem Nvidia. Der US-Chiphersteller wird am Mittwoch nach US-Börsenschluss seine Zahlen zum zweiten Quartal vorlegen. 

Die Angst an den Märkten ist gross, dass Nvidia angesichts der hohen Erwartungen enttäuschen könnte. So wird die Verkündung der Zahlen schon fast wie ein geldpolitischer Entscheid der US-Notenbank Fed abgewartet. Denn: Das Ergebnis von Nvidia könnte die Börsen in beide Richtungen bewegen, wie es an den Märkten heisst. Umso mehr halten sich die Anlegenden zurück, zumal sich die Kurse inzwischen wieder sehr nahe an ihren Jahreshöchstwerten befinden.

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Die Zahlen von Nvidia «werden gut sein», sagte Alberto Tocchio, Portfoliomanager bei Kairos Partners, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Aber was zähle, sei die Prognose, um zu verstehen, ob die Nachfrage immer noch gesund sei. «Wenn wir schlechte Nachrichten erhalten, werden die Ausschläge noch stärker sein», so Tocchio. Denn der Markt setze nach wie vor sehr stark auf die «Magnificent Seven». Dazu gehörten neben Nvidia die Tech-Giganten Microsoft, Apple, Amazon, Alphabet (Google), Meta und Tesla.

Potenzial für grosse Ausschläge 

Nvidia hat derzeit nach Apple die zweitgrösste Bewertung im Index S&P 500, der die Aktien von 500 der grössten börsennotierten US-Unternehmen listet. Die hohe Bewertung kann daher bei Ausreissern im Aktienkurs den ganzen Index nach oben oder unten ziehen. Die Preisbildung auf dem Optionsmarkt zeigt, dass die Händler das Potenzial für eine Bewegung von fast 10 Prozent in die eine oder andere Richtung sehen. Das entspricht etwa 160 Punkten im Nasdaq-100-Index oder einer Bewegung von 0,8 Prozent, wie die von Bloomberg zusammengestellten Daten zeigen.

Die Zahlen von Nvidia sind insofern richtungsweisend, als sie wohl Aufschluss über den Zustand des KI-Booms geben werden. Wie stark die Märkte darauf reagieren könnten, zeigte bereits das Börsenbeben Anfang August. Damals mussten vor allem auch die Werte der grossen Tech-Konzerne Federn lassen. Auslöser waren Zweifel an den Gewinnerwartungen, die mit dem Boom der künstlichen Intelligenz (KI) verbunden sind. Die gewaltigen Investitionen der Firmen in KI könnten sich möglicherweise niemals auszahlen, so die Warnungen der Experten und Expertinnen.

Nvidia gehört zu den grössten Profiteuren des KI-Booms. Denn alles, was mit KI zu tun hat, benötigt Chips. Und diese Chips kommen vor allem vom US-Konzern Nvidia, der den weltweiten Chipmarkt dominiert. Doch die Zweifel darüber, dass KI in naher Zukunft die Einnahmen der Tech-Konzerne explodieren lasse, setzten auch die Papiere von Nvidia stark unter Druck. Schon in den Wochen vor dem Börsenbeben ging es für den Chipkonzern um 30 Prozent nach unten.

Mittlerweile hat sich das Papier wieder kräftig erholt und einen Grossteil der Verluste wettgemacht. Seit Jahresstart hat sich die Aktie um rund 160 Prozent verteuert. Im Juni war das Unternehmen kurzzeitig zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. 

Schweizer Anlegende im Banne von Nvidia

Auch in der Schweiz hängen die bevorstehenden Nvidia-Zahlen wie ein Damoklesschwert über dem Markt. Der Leitindex SMI notiert am Nachmittag 0,5 Prozent im Minus. Das Geschäft verlaufe in ruhigen Bahnen, heisst es am Markt. Der Einfluss der geopolitischen Spannungen habe zwar wieder nachgelassen. Doch die Angst, dass Nvidia enttäuscht, sei gross. 

(Mit Material von Bloomberg und AWP)