Aus der Chefetage eines Unternehmens sind in der Regel positive bis euphorische Meldungen zu vernehmen. Bei Swiss Steel tönt es ganz anders: Man habe «annus horribilis» hinter sich und sei mit «unvorhersehbaren Herausforderungen» konfrontiert.
Das widerspiegelt die Realität. Letztes Jahr brach der Umsatz um knapp 20 Prozent ein, auf 3,24 Milliarden Euro. Vor allem aber: Die Luzerner Firma weist für 2023 einen Verlust von 295 Millionen Franken aus, nachdem man im Jahr 2022 noch einen Reingewinn von 9 Millionen geschafft hat.
Es sind also dramatische Zeiten beim Stahlkocher. Um die Firma in die Zukunft zu retten, ist nochmals ein Kapitalzuschuss von 300 Millionen Euro gefragt. Dieser soll von den Grossaktionären Martin Haefner – er hält knapp 33 Prozent – und von Peter Spuhler – er hält 20 Prozent – kommen. Investor Haefner ist zweifellos beim Nachpolstern dabei, doch Spuhler zögert seit Wochen. Es ist jetzt bereits der dritte Kapitalzuschuss innert vier Jahren gefragt. Letztmals wars im März 2021, als 217 Millionen Euro nötig waren. Mit diesem nun fälligen Frischgeld sollen die Herausforderungen gemeistert werden, dazu gehören üppige Überkapazitäten, hohe Fixkosten, Ineffizienz, Energiepreise.
Zu wenig schnell gehandelt
CEO Frank Koch ist zuvorderst gefordert. Er redet jetzt also selber von einem «furchtbaren Jahr», nachdem er bis zum Frühling 2023 euphorisch war und den Beginn einer Erfolgsstory angekündigt hatte. Dabei war der Ärger voraussehbar. Die Konkurrenz in Deutschland oder Italien, die ungleich besser unterwegs ist als seine Swiss Steel, warnte bereits im Frühling 2023 vor aufziehenden Wolken und schaltete in den Krisenmodus. Zu Buche schlagen bei allen Stahlanbietern die hohen Energiekosten und die europäische Autoindustrie, die stark gebremst unterwegs ist.
Klar ist indes auch, dass die Führung die nächsten Monate auf eine härtere und schnellere Gangart umschalten muss. Letztes Jahr wurden tausend Stellen abgebaut, weitere dürften folgen. Auch sollen Abgänge kaum mehr ersetzt werden. Das Management will mit dem Programm SSG 2025 Gegensteuer geben.
1 Kommentar
Als der Franken 2015 nach oben sprang sprachen die bürgerlichen Politiker der Schweiz davon Massnahmen zu treffen die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu verbessern.
Dazu fallen mir viele Punkte, Schwerverkehrsabgabe, VOC Abgabe, Parkregimes, Energiekosten, "Klimawandel" ein. Gemacht wurde nichts!
Unter diesen Umständen macht es keinen Sinn eine Stahlindustrie in der Schweiz am Leben halten zu wollen. Gegen Stahl aus Asien (kein "Klimawandel"), Südamerika, Polen, ggf. künftig wieder Russland, Ukraine, Mittlerer Osten, Länder in denen die Energiekosten nicht durch ideologische Abgaben verteuert wird, kann die Schweiz nicht konkurrieren.