Der Referenzzinssatz ist erstmals gestiegen. Wie viele der Mieterinnen und Mieter in Wohnimmobilien der Schweizerischen Post müssen diesen Herbst mit einer Mietzinserhöhung rechnen?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen: Klar ist, die Mietzinsgestaltung der Post für Wohnungen richtet sich nach den gesetzlichen Vorgaben. Und als Unternehmen des Service public sind wir uns unserer sozialen Verantwortung sehr wohl bewusst und werden auch weiterhin bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen.
Als Staatsbetrieb steht die Post – wie auch die SBB – unter Druck, für bezahlbaren Wohnraum in den Städten zu sorgen. Kommen Sie diesem Wunsch aus der Gesellschaft bei Ihren aktuellen Bauvorhaben für Wohnimmobilien nach?
Ja, das liegt mir sehr am Herzen. Die politischen Forderungen erfüllen wir sowieso in allen Projekten. Post Immobilien hat sich in ihrer Portfoliostrategie zudem selbst das Ziel gesetzt, zukünftig einen Teil der neu gebauten Wohnungen als preisgünstigen Wohnraum anzubieten. Und das auch, wenn keine expliziten politischen Vorgaben bestehen.
Falls das Klimaschutzgesetz am kommenden Sonntag vom Stimmvolk angenommen wird, muss der CO2-Ausstoss von Gebäuden bis 2027 um 50 Prozent gegenüber 1990 sinken. Erreicht die Post dieses Ziel bereits?
Wir sind auf dem besten Weg dahin. Bis 2030 wollen wir unsere Emissionen reduzieren und die restlichen Emissionen des Betriebs kompensieren. Wir orientieren uns dabei an den Leitlinien der Science Based Targets Initiative (SBTI), die das Ziel hat, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Damit haben wir ein sehr ambitioniertes und vorbildliches Ziel, das sogar über dieses Gesetz hinausgeht.
- Rund 700 Liegenschaften im Eigentum (hauptsächlich Nutz- und Lagerflächen)
- 3,9 Milliarden Franken Marktwert (2022)
- Rund 1000 Mitarbeitende
- 2,5 Millionen Quadratmeter bewirtschaftete Flächen
Aktuell sind rund 25 Objekte von Post Immobilien zum Verkauf ausgeschrieben. Ist das Interesse an diesen Wohnungen und Häusern gesunken, seit die Hypothekarzinsen gestiegen sind?
Ja, wir verkaufen dieses Jahr tatsächlich rund 25 kleine Stockwerkeinheiten, die wir postalisch nicht mehr nutzen. Bei diesen Objekten ist der Effekt der Hypothekarzinserhöhungen weniger direkt spürbar.
Unsere Strategie sieht einen restriktiven Umgang mit Verkäufen vor: Grundsätzlich verkaufen wir keine betriebsnotwendigen Immobilien. Liegenschaften an guten Lagen verkaufen wir nur in Ausnahmefällen.
Wir prüfen jeden Verkauf von Immobilien sehr sorgfältig. Verkäufe werden in erster Linie getätigt bei Objekten, die für unser Portfolio nicht interessant sind, etwa Stockwerkeigentum in ländlichen Regionen, das wir postalisch nicht mehr nutzen.
Die Post vermietet auch viele Büroräumlichkeiten. Ist die Vermietung anspruchsvoller geworden, weil Unternehmen wegen Homeoffice auf Flächen verzichten?
Der Büroflächenmarkt ist bekanntermassen ein relativ volatiler Markt. Unsere Flächen sind häufig mit Gewerbe- oder Verkaufsnutzungen gekoppelt und verhältnismässig klein. Allerdings ist die Vermietung von grossen Büroflächen tatsächlich schwieriger geworden, und wir setzen vermehrt auf unkonventionellere Ansätze wie beispielsweise Kleinbüros mit gemeinsam genutzten Räumen oder Co-Working-Spaces.
An den gut erschlossenen zentralen Lagen ist die Nachfrage jedoch nach wie vor hoch und wir haben keine Mühe, diese Büroflächen zu vermieten, etwa im Postparc in Bern.
Das Postnetz ist unprofitabel. Wird ein Teil der Filialen deshalb in gewöhnliche Wohn- oder Geschäftsliegenschaften umgewandelt?
Unser Filialnetz ist mit seinen rund 800 Filialen stabilisiert. Wenn aber in Einzelfällen Räumlichkeiten einer Filiale frei werden, prüfen wir eine Alternativnutzung. Sofern das Grundstück und die Lage geeignet sind, prüfen wir auch das mögliche Entwicklungspotenzial.
Die «Handelszeitung» gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag liefert eine Expertin oder ein Experte Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen:
- «Ich bin nicht der typische Immobilienmakler»
- «Im Moment wird viel zu wenig Wohnraum gebaut»
- «Wir eröffnen jährlich 10-12 neue Filialen»
Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die «Handelszeitung» macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung.
Wie werden sich die Preise für Renditeliegenschaften in den nächsten eineinhalb Jahren entwickeln?
Unser Portfolio besteht zum grössten Teil aus Betriebsliegenschaften (Paket- und Briefzentren, Filialen und so weiter) und weniger aus Renditeliegenschaften. Wir gehen im Moment von einer – lokal unterschiedlichen – leicht negativen Marktkorrektur aus.
Nadia von Veltheim beantwortete die Fragen schriftlich.