BILANZ: Herr Schmid, täuscht der Eindruck, oder ist das der investitionsstärkste Winter, den es im Schweizer Tourismus je gab?
Jürg Schmid: Zumindest in meinen 14 Jahren bei Schweiz Tourismus habe ich noch nie eine derart geballte Ladung von Investitionen in den Wintersportorten gesehen.
Internationale Brands wie W, Chedi oder InterContinental eröffnen Hotels. Ein neues Phänomen?
Definitiv. Ich würde nicht gerade von einem Trend reden. Aber Fakt ist: Diese Powerbrands wagen den Schritt in die Alpen, und das ist enorm wichtig. Denn solche globalen Marken bringen eine geballte Marketingmaschinerie und einen internationalen Kundenstamm mit.
In der Saisonhotellerie locken aber keine Traumrenditen.
Die reine Rendite ist tatsächlich viel tiefer in der Saisonhotellerie als in Stadtlagen. Aber das ist nicht der primäre Treiber für die Investitionen. Vielmehr suchen die Investoren einen sicheren Hafen für ihr Geld. Und da eignen sich Hotels in der Schweiz hervorragend.
Was zeichnet heute die Champions League im Wintertourismus aus?
An oberster Stelle steht die landschaftliche Einzigartigkeit, und da gibt es einen Überflieger: Zermatt. Es verfügt mit dem Matterhorn über eine einmalige Attraktion. Es braucht aber auch eine Top-Infrastruktur und eine Marke mit Strahlkraft und Geschichten, die den Ort prägen. All das hat Zermatt, aber auch St. Moritz, Gstaad oder Verbier. Es ist kein Zufall, dass der Schweizer Tourismus eng mit diesen vier Destinationen verbunden ist.
Und Samih Sawiris – schafft er es mit seinem Projekt in Andermatt in die oberste Liga?
Der Weg dorthin wird sehr lange werden. Doch das Konzept von Samih Sawiris hat Hand und Fuss. Entscheidend ist, dass er wirklich das komplette Projekt realisiert, vom Golfplatz über die Hotels bis zum Shoppingangebot. Denn das eine kann ohne das andere nicht funktionieren.
Aber Andermatt selbst versprüht doch null Glamour.
Die Transformation des Ortes wird von der Entwicklung des Resorts abhängig sein. Die Gäste, die dort verkehren, werden langfristig auch Andermatt selbst verändern.
Sie reisen viel ins Ausland. Wo können sich unsere Champions noch etwas abgucken?
Die grossen Innovationen im Wintertourismus finden in den USA statt. Dort sind sie beispielsweise sehr viel weiter, was die Sicherheit am Berg betrifft. Familien und schnelle Skifahrer benützen dort schon längst unterschiedliche Pisten. Aber eines ist klar: Die Schweiz muss sich nicht verstecken. Wir sind top – ausser beim Preis.