Ein Neuwagenkauf ist für viele etwas ganz Besonderes. Farbe und Extras sind gewählt, das Traumauto rundum an die eigenen Bedürfnisse angepasst. Doch ein grosses Manko bleibt: der Wertverlust der kostbaren Anschaffung. Dieser variiert von Marke, Modell und Zustand – doch im Schnitt verliert ein Neuwagen im ersten Jahr bis zu 25 Prozent seines Neupreises. Mit besonders viel Wertverlust kämpfen momentan Elektroautos, die in der Schweiz auch bei den Neuwagenverkäufen den Erwartungen hinterherfahren. «Der Preis von gebrauchten E-Autos ist auf unserer Plattform im Jahr 2024 um rund 12 Prozent gesunken», erklärt Alberto Sanz de Lama, Managing Director von Autoscout24, dem grössten Online-Marktplatz für PWs in der Schweiz.

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Autoscout24 hat für Blick ausgewertet, welche E-Autos den prozentual grössten Wertverlust hinnehmen mussten (siehe Tabelle). Berücksichtigt wurden Marken und Modelle, die von Januar 2023 bis Februar 2024 mindestens zehn Inserate aufwiesen und ihre Erstzulassung zwischen 2019 und 2022 hatten. Dabei fällt auf: Besonders europäische Premiummarken mussten auf der Plattform hohe Verluste hinnehmen. Am meisten verlor der 400 PS starke Jaguar I-Pace mit 62 Prozent. Kostete das Schweizer Auto des Jahres 2019 neu im Schnitt über 93'000 Franken, sind heutige Occasionen durchschnittlich für 35'500 Franken auf Autoscout24 zu haben.

Potenzielle Käufer verunsichert

Doch nicht nur ältere Stromer wie der I-Pace sacken bei den Gebrauchtwagenpreisen massiv ab, sondern auch neuere Modelle wie der Porsche Taycan. Kostete die elektrische Sportlimousine bei der Anschaffung im Schnitt rund 177'000 Franken, waren die inserierten Occasionsmodelle schon für 89'000 Franken zu haben – ein Wertverlust von fast 50 Prozent! Der technische Zwilling Audi E-Tron GT rangiert mit einem fast gleich hohen Preiszerfall. «Zum einen sind potenzielle Käufer wegen der rasanten technologischen Entwicklungen verunsichert. Zum anderen führt das überaus grosse Angebot an neuen und künftig teils preisgünstigeren Modellen zur Unsicherheit über die Wertbeständigkeit», erklärt Alberto Sanz de Lama die drastische Entwicklung.

Was den Stromern zusätzlich schlecht in die Karten spielt, sind die langen Standzeiten: Diese sind bei gebrauchten E-Autos auf Autoscout24 zwischen 2023 und 2024 um 35 Prozent gestiegen – bei Verbrennern waren es hingegen nur 12 Prozent. Gleichzeitig steigt die Anzahl inserierter E-Fahrzeuge auf der Plattform, wodurch der Preis von älteren und länger stehenden Modellen weiter nach unten gedrückt wird. Allein 2024 stieg die Zahl der Stromer auf Autoscout um 19 Prozent. Die Tendenz dürfte mit den zahlreichen neuen und günstigeren Elektro-Neuheiten in diesem Jahr weiter zunehmen.

Batterien sind Dauerläufer

Viele potenzielle Kundinnen und Kunden dürften sich auch vor schwächelnden Akkus fürchten, die, kaum ist die Garantiezeit von mindestens acht Jahren oder 160'000 Kilometern abgelaufen, den Geist aufgeben und das E-Auto faktisch wertlos machen. Doch selbst bei älteren Autos wie dem BMW i3, dem Tesla Model S oder dem Hyundai Ioniq, die ebenfalls zu den Wertverlierern der Autoscout24-Analyse gehören, sind diese Ängste meist unbegründet. So untersuchte die Stuttgarter Tech-Beratungsfirma P3 mithilfe des österreichischen Start-ups Aviloo kürzlich mehr als 7000 Elektroautos auf die Haltbarkeit ihrer Batterien. Ergebnis: Die meisten Akkus würden einfach nicht kaputtgehen und selbst nach Hunderttausenden gefahrenen Kilometern auch bei der Reichweite kaum nachlassen. Im Schnitt verfügten die untersuchten Fahrzeuge mit mehr als 200'000 bis 300'000 Kilometern auf dem Tacho noch über eine Restkapazität von 87 Prozent.

Immer mehr Anbieter und Händler lassen sich den genauen Zustand der E-Auto-Batterien vor dem Verkauf zudem zertifizieren. Neu bietet etwa der TCS in einigen seiner Prüfzentren solche Batterietests für E-Fahrzeuge an – und im Kanton Zürich gar spezielle Occasionstests für Elektroautos. Dann wird nicht nur die Hochvolt-Batterie geprüft und ein Zertifikat ausgestellt, sondern auch der allgemeine Zustand des E-Fahrzeugs bewertet. Diese Tests liefern Transparenz über den Zustand einer Hochvolt-Batterie, was gerade beim Kauf oder Verkauf eines gebrauchten Elektroautos von Vorteil ist.

Des einen Leid – in diesem Falle sind es die Verkäufer von Elektro-Occasionen –, ist wie immer auch des anderen Freud. Denn Käufer von gebrauchten Stromern können aufgrund des Überangebots und der Skepsis vieler Kunden derzeit echte Schnäppchen machen. Gerade die teuren Topmodelle der Premiummarken wie Audi E-Tron GT (bis zu 646 PS) oder Porsche Taycan (bis zu 761 PS) sind heute zu einem Bruchteil des ursprünglichen Neupreises zu haben. Wer also schon immer einen Porsche fahren wollte, sollte sich auf Plattformen wie Autoscout24 umschauen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Preise von Elektro-Occasionen im freien Fall».