Ausgerechnet die Raiffeisen. Als hätte das Geldhaus derzeit nicht mit genug Problemen durch die Vorwürfe gegen Ex-Chef Pierin Vincenz zu kämpfen: Nun hat es auch noch peinliche Fehlversände von Kontoauszügen gegeben.
114 Bankkunden haben vergangene Woche nicht ihre eigenen, sondern die Belege von anderen Kunden erhalten. Raiffeisen bestätigte einen entsprechenden Bericht von «Inside Paradeplatz». Der Vorfall ereignete sich am 17. April, die Bank wurde ihm erst durch Reklamationen von Seiten von Kunden gewahr.
Raiffeisen hat bereits Massnahmen getroffen
Schuld war demnach die liebe Technik – eine Störung beim externen Provider für Output-Produktion der Raiffeisen sei die Ursache für den falschen Versand gewesen, heisst es. Auf Nachfrage von handelszeitung.ch versichert ein Sprecher, es seien «Massnahmen getroffen, dass dies nicht noch einmal geschieht». Der Provider habe bereits zusätzliche technische und manuelle Kontrollen implementiert, um solche Vorkommnisse künftig zu unterbinden.
Der Vorfall ist kein Kavaliersdelikt, denn wenn Kontoinformationen an die falschen Empfänger übermittelt werden, handelt es sich um einen Verstoss gegen das Bankgeheimnis. Raiffeisen Schweiz hat dementsprechend Strafanzeige eingereicht und die Finma informiert.
Vorfälle solcher Art gefährden langfristig die Reputation. Die Bank Coop hatte 2014 ebenfalls Bankauszüge verwechselt, allerdings in grösserem Stil. Damals erhielten 43'000 Bank-Coop-Kunden die Kontoauszüge von Kunden, die in der unmittelbaren Nachbarschaft lebten.
Die Bank Coop firmiert mittlerweile unter dem Namen Bank Cler. Dabei spielte allerdings auch der Rückzug des Namensgebers eine Rolle. Schlimmer als die Falschversände wogen vor allem die Vorwürfe gegen die damalige Bank Coop, die zwischen 2009 und 2013 den Kurs der Inhaberaktien manipulierte. Das Ganze endete mit einer Rüge von der Finma und einem dreijährigen Berufsverbot von Ex-Chef Andreas Waespi. Diese waren also nicht Folge der Fehlversände der Bank Coop.
Fehlüberweisung der Deutschen Bank
Kleine Technikfehler können bei Banken grosse Wirkung haben. Ein Debakel ist für Geldhäuser, wenn aufgrund von IT-Pannen falsche Überweisungen ausgelöst werden. Die deutsche Förderbank KfW stellte im vergangenen Jahr ihr gesamtes Überweisungsprozedere auf den Prüfstand, nachdem sie versehentlich 7,6 Milliarden Bank Euro an vier grosse Banken transferiert hatte. Der Schaden durch Transaktionskosten und Zinsen betrug laut Manager Magazin letztlich 25'000 Euro, Reputationsverlust nicht gemessen.
Der gigantische Überweisungspatzer der Deutschen Bank in Höhe von 28 Milliarden Euro im März hatte letztlich zwar keine finanziellen Folgen – rief aber die Bankenaufsicht auf den Plan. Laut «Handelsblatt» rückte vor allem in den Fokus, dass etliche Sicherheitskontrollen nicht funktioniert hätten. Offenbar sind aufgrund von IT-Problemen grundlegende Massnahmen wie das Vier-Augen-Prinzip nicht ausgelöst worden. Es steht in Frage, ob Ähnliches künftig verhindert werden könne. Auch wenn das den Ärger für die Raiffeisen und ihre Kunden nicht lindert: Es geht also noch schlimmer.