Die Bank Sarasin hat die von Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand gemachten Aussagen zu Entwendung und Missbrauch von dessen Bankdaten bestätigt. Man halte nochmals fest, dass die Daten von einem einzelnen Mitarbeiter aus dem Bereich IT-Support unrechtmässig an externe Dritte weitergegeben wurden, schreibt die Bank in einer Mitteilung.
Hildebrands Ausführungen gegenüber der Presse am Donnerstag deckten sich mit den Aussagen des Mitarbeiters in dieser Sache. Der Mitarbeiter hatte demnach keinen Kontakt zu Hildebrand. «Was den langjährigen persönlichen Kundenberater von Herrn Hildebrand betrifft, so wurde dieser von Herrn Hildebrand zu keiner Zeit unter Druck gesetzt», heisst es.
«Der Datendiebstahl erfolgte mittels Screenshots zum Portfolio der Familie Hildebrand sowie zu Devisentransaktionen», schreibt die Bank weiter. Statt die auffälligen Transaktionen einem Vorgesetzten oder der Compliance Abteilung der Bank zu melden, habe sich der IT-Mitarbeiter dem ihm persönlich bekannten Rechtsanwalt und SVP-Grossrat Hermann Lei anvertraut. Man habe keinerlei Anhaltspunkte, dass weitere Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Familie Hildebrand das Bankkundengeheimnis verletzt hätten.
Strafanzeige auch gegen mögliche Anstifter
Am Donnerstag deponierte die Bank laut ihrer Mitteilung bei der Staatsanwaltschaft eine Strafanzeige gegen den Mitarbeiter wegen Verletzung des Bankkundengeheimnisses und des Geschäftsgeheimnisses sowie gegen Dritte wegen Verleitung zur Verletzung des Bankkundengeheimnisses und wegen Ausnützung des Verrats des Geschäftsgeheimnisses.
Die Strafanzeige richtet sich somit auch gegen Personen, welche möglicherweise den Mitarbeiter der Bank zur Verletzung des Bankkundengeheimnisses verleitet haben und vertrauliche Informationen erhalten und für sich oder andere ausgenützt haben.
Dies könnte zumindest für den Thurgauer Juristen und SVP-Kantonsrat Hermann Lei ungemütlich werden. Ihm waren die gestohlenen Bankdaten übergeben worden, deren Inhalt über SVP-Vizepräsident Christoph Blocher den Weg in den Bundesrat fanden.
«Weltwoche» im Visier
Die Bank Sarasin behält sich ausserdem weitere rechtliche Schritte vor, heisst es. «So insbesondere die Eingabe von zivilen Schadenersatzforderungen sowie eine Beschwerde beim Schweizer Presserat im Zusammenhang mit der fehlerhaften die Bank Sarasin betreffenden Berichterstattung einer Schweizer Wochenzeitung.»
Zuvor hatte die «Weltwoche» unter anderem geschrieben, Hildebrand habe die Transaktion selber in Auftrag gegeben, der Informant sei ein Kundenberater und der Nationalbank-Präsident habe diesen verbal eingeschüchtert.
(chb/tno)