Der Vorwurf kommt von einer ehemaligen Praktikantin bei der der UBS-Investmentbank in London: Ein Kollege innerhalb der Grossbank habe sie vergewaltigt – worauf das Unternehmen sie zuwenig geschützt habe.

Eine entsprechende Klage wurde bei einem Arbeitsgericht in London eingereicht. Darin wird die Schweizer Grossbank mit Vorwürfen der Belästigung, sexueller Diskriminierung und Benachteiligung als Folge von Whistleblowing konfrontiert («sexual harassment, sex discrimination and victimisation as a result of whistleblowing»). Sowohl die «Financial Times» als auch das «Wall Street Journal» berichten heute prominent über den Fall (beide Paywall).

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Einfluss auf ihre Karriere»

Konkret erklärte die ehemalige Trainee, dass sie im August 2017 eines Morgens bei diesem Kaderbanker aufgewacht sei – ohne Erinnerung. Und sie brachte den Verdacht vor, manipuliert und zu unfreiwilligem Sex gezwungen worden zu sein. 

Der Vorwurf richtet sich gegen einen rund zwanzig Jahre älteren Mann, «der Einfluss auf ihre Karriere haben könnte», wie es ihre Anwälte in einem Schreiben ans «Wall Street Journal» beschrieben.

Die junge Frau brachte den Vorfall – laut der Darstellung in der Klage – im September 2017 der HR-Abteilung der Bank vor. Dennoch habe sie dann noch mindestens zwei Wochen lang neben dem Beschuldigten sitzen müssen.

Sie selber sei derweil durch die Bank überwacht worden («monitoring her movements inside the bank»). Auch sei sie gedrängt worden, private Textnachrichten von Freunden offenzulegen.

UBS: «Unabhängige Untersuchung»

Die UBS teilt dazu auf Anfrage mit: «Während wir uns vor formalen Anhörungen nie zu Ansprüchen äussern würden, kam bereits im November eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe der ehemaligen UBS-Mitarbeiterin zu dem Schluss, dass UBS keine grundlegenden Fehler gemacht hat.» Es seien danach aber Verbesserungsvorschläge gemacht worden, «und wir haben diese umgesetzt».

Parallel zur arbeitsrechtlichen Klage ermittelt Londons Metropolitan Police zu den Vergewaltigungsvorwürfen. Der Fall war bereits im Sommer publik geworden, nachdem sich die U.K. Financial Conduct Authority eingeschaltet hatte, also die britische Bankenaufsicht. Sie führt eigene Ermittlungen in diesem Fall durch. 

Vorstellig bei Andrea Orcel

Die ehemalige Praktikantin war nach dem verdächtigen Vorfall im Sommer 2018 auch bei Andrea Orcel vorstellig geworden; der damalige Chef der UBS Investmentbank habe sie persönlich getroffen, erfuhr die «Financial Times» weiter. Die Frau habe dabei die «sexualisierte Atmosphäre» in den Trading Desks der Bank geschildert; ein Vorgesetzter habe sie zum Beispiel einmal begrapscht (wobei es sich nicht um den Mann handelt, gegen den die Vergewaltigungsvorwürfe vorliegen).

Die Klägerin arbeitet inzwischen bei einer anderen Bank; der Mann, den sie beschuldigt, hat die UBS inzwischen von sich aus verlassen.

(rap)