Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird in diesem Quartal ein Milliardenplus ausweisen können. Der Grund sind massive Erträge auf den riesigen Devisenreserven. Die geschätzten Gewinne seit Ende Juni belaufen sich auf 24 Milliarden Franken, wie der Credit-Suisse-Ökonom Lukas Gehrig berechnet hat. Alleine auf den Euro- und Dollarpositionen resultiert ein Gewinn von je fast neun Milliarden Franken.

Mit dieser Entwicklung hat die SNB fast die Hälfte ihres Halbjahresverlustes wettgemacht. Im ersten Halbjahr resultierte ein Minus von 50 Milliarden Franken. Rechnet man das Plus von 24 Milliarden ein, das die SNB seit Ende Juni erwirtschaftet hat, bleibt unterm Strich noch ein Minus von 26 Milliarden Franken.

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Strahlende Finanzpolitiker

Diese Stossrichtung sorgt aber nicht nur bei Notenbankern für funkelnde Augen. Die kantonalen Finanzpolitiker können sich ebenfalls freuen, denn eine Gewinnausschüttung ist wieder realistisch. Die Nationalbank verfügt über eine Ausschüttungsreserve von rund 27,5 Milliarden Franken. «Im zweiten Halbjahr dürfte somit ein Gewinn von rund 25 Milliarden Franken ausreichen, um 2016 eine Gewinnausschüttung zu ermöglichen», sagt der CS-Ökonom Gehrig. Und genau bei dieser Gewinnschwelle liegt die SNB jetzt.

Wie wichtig das Geldverteilen der Nationalbank für die kantonalen Budgets ist, zeigt Gehrig in einer Studie, die er zusammen mit dem Credit-Suisse-Ökonomen Thomas Rühl verfasst hat. Demnach macht die SNB-Ausschüttung im Schnitt fast ein Prozent der kantonalen Einnahmen aus. Die Nationalbank sei derzeit oftmals das Zünglein an der Waage, wenn es darum geht, ob für einen Kanton ein Überschuss oder ein Defizit resultiert, heisst es.

Volatile Devisenkurse

Gehrig warnt die kantonalen Finanzdirektoren aber vor einem voreiligen Öffnen der Champagnerflaschen. Die Gewinne seien äusserst volatil. «Verteuert sich zum Beispiel der Euro um einen Rappen, erzielt die SNB Wechselkursgewinne von rund 2,2 Milliarden Franken», sagt der Ökonom. Das gilt natürlich auch umgekehrt: Sinkt der Euro gegenüber dem Franken, reisst das ein Milliardenloch in die Bilanz. Im gleichen Rahmen schwanken die Auswirkungen bei einem sich verändernden Dollarkurs.

Deshalb lautet die entscheidende Frage: Hält der aktuelle Höhenflug des Dollars und des Euros an – oder wird der Franken wieder stärker? Gehrig gibt sich vorsichtig: Ob der Franken gegenüber dem Euro nachhaltig geschwächt ist, sei schwer zu erahnen. Die Europäische Zentralbank fahre noch immer eine expansive Strategie. Dazu kommen politische und ökonomische Risiken: Griechenlands Regierungspartei steht vor der Spaltung, das Wirtschaftswachstum der Eurozone könnte wieder abflauen, nicht zuletzt wegen Turbulenzen im chinesischen Markt. Anders sieht es beim Dollar aus: Die US-Wirtschaftsdaten verbessern sich, die erste Zinserhöhung rückt immer näher. Das macht den Dollar attraktiver und drückt das Währungspaar in Richtung Parität.

Zug budgetiert mit SNB-Geld

Die Warnung wird gehört. Peter Hegglin, Präsident der kantonalen Finanzdirektoren und Vorsteher der Zuger Finanzdirektion, freut sich zwar über die positive Entwicklung der SNB-Bilanz. «Ich mache aber noch keine Freudensprünge», sagt Hegglin. Erst der Abschluss Ende Jahr sei verbindlich. «Bis dahin kann noch vieles passieren», meint der Politiker.

Hegglin budgetiert trotzdem mit Geld von der Notenbank. «Im Mehrjahresvergleich sollte eine Ausschüttung von einer Milliarde Franken realistisch sein», sagt er. Deshalb habe er den Zuger Anteil an der Milliarde in seinem Budgetentwurf berücksichtigt.