Nach dem Rückzug aus dem Nationalrat Ende 2012 war es ruhig geworden um Peter Spuhler. Der Chef von Stadler Rail kümmerte sich vor allem um seine Bahnfirma. Im Juni meldete er sich mit Interviews zurück und wurde wahlweise als GC-Grossinvestor und Economiesuisse-Präsident gehandelt – für beides steht der 54-Jährige jedoch nicht zur Verfügung. Der Lärm verdeckt ein wichtigeres Geschäft: Spuhler verhandelt mit Siemens über ein Joint Venture im Bahngeschäft, wie BILANZ aus Siemens-Kreisen weiss.

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Der Deal würde Stadler Rail in eine neue Liga katapultieren. Siemens’ Zuggeschäft, das zur Sparte Infrastructure and Cities gehört, fährt knapp fünf Milliarden Franken Umsatz ein. Stadler Rail löst 2,4 Milliarden Franken, ist aber profitabler. Spuhler käme über Siemens ans Geschäft mit Hochgeschwindigkeitszügen, während er bisher erfolgreicher als Siemens im Regional- und S-Bahn-Verkehr sowie neu im Interregio- und Intercityverkehr agiert.

In den Gesprächen seien die Spartenteile Logistik und Bahnelektrifizierung ausgeklammert, heisst es bei Siemens. Die Dimensionen aber machen das Geschäft auch so heikel, denn Spuhler träfe auf dasselbe Problem wie Siemens: Die Werke sind schwankend ausgelastet, die Kosten hoch. Er kann jedoch flexibler agieren als ein Grosskonzern.

Werkschliessungen verhindert

Auch für Siemens-Chef Peter Löscher ist der Schritt heikel, das Bahngeschäft ist einer der ältesten Konzernzweige. Gehe Löscher da dran, werde die Gewerkschaft IG Metall dies sicher mit Argusaugen verfolgen, denn mehr als zehntausend vor allem hoch qualifizierte Jobs hingen davon ab, sagt ein Siemens-Aufsichtsrat.

Spuhler hat jedoch Werkschliessungen in Altenrhein oder Berlin-Pankow erfolgreich verhindert. Stadler Rail beschäftigt knapp 5000 Mitarbeiter. Andere Verhandlungspartner für Siemens wären die spanischen Anbieter Talgo oder CAF sowie die italienische Finmeccanica. Bombardier oder Alstom sind kartellrechtlich keine Lösung. «Kein Kommentar», teilten sowohl Stadler Rail als auch Siemens auf Anfrage mit.

Löscher steht unter Druck. Er krempelt Siemens um, verkauft auch Konzernteile. Das Bahngeschäft stand bisher aber nicht im Fokus. Im Aufsichtsrat ist man daher überrascht über die Verhandlungen, aber ein Kontrolleur sagt auch: «Das Zuggeschäft zieht die neue Sparte Infrastructure and Cities herunter.» Spartenchef Roland Busch, der mit dem Bahnverantwortlichen Jochen Eickholt über das Joint Venture verhandelt, müsse die Gewinnmarge von vier auf acht Prozent bringen.

Siemens leidet darunter, dass jedes Land andere Anforderungen an die Züge stellt. Stadler Rail ist durch die mittelständische Struktur wettbewerbsfähiger und kooperiert bereits mit Siemens: bei der Ausschreibung für neue S-Bahnen in Berlin.