Die zum französischen Luxuskonzern LVMH gehörende Uhrenfirma Tag Heuer organisiert ihre Leitung nach dem Abgang vom Firmenchef Stéphane Linder neu. Der neue Generaldirektor heisst Guy Semon. Uhren-Urgestein Jean-Claude Biver wird als CEO ad interim die Uhrenmarke vorerst noch weiterleiten.

Biver, auch Uhrenchef bei LVMH und Präsident der Schweizer Uhrenmarke Hublot, hatte die Leitung bei Tag Heuer letzte Woche bis auf Weiteres übernommen, nachdem Linder überraschenderweise zurückgetreten war. Linder habe unterschiedliche Ansichten betreffend der Weiterentwicklung des Unternehmens gehabt, hielt Biver am Dienstag vor den Medien fest. Doch man habe sich im Guten getrennt.

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Tag Heuer setzt auf eine intelligente Uhr

«Das Intermezzo wird wohl mehr als drei Monate dauern», sagte Biver am Dienstag vor der Presse zur neuen Zusammensetzung der Tag-Heuer-Führung. Er hatte bereits vor einer Woche erklärt, dass sich sein Gastspiel als interimistischer Tag-Heuer-Chef bis zu einem Jahr hinziehen könnte. Als Uhrenchef von LVMH hat Biver auch die Verantwortung für die Marken Zenith, Hublot und Bulgari inne.

Guy Semon leitete bei Tag Heuer den Bereich Forschung und Entwicklung und wird sich auch in seiner neuen Funktion den neuen Projekten des in La Chaux-de-Fonds beheimateten Uhrenherstellers zuwenden. Das Ziel sei es, bis Ende 2015 oder spätestens im Jahr 2016 eine Smartwatch zu lancieren, sagte Semon. Dabei arbeite man mit auf elektronische Komponenten spezialisierten Partnern zusammen.

Gestiegene Uhrenpreise als Problem

Tag Heuer befindet sich im Umbau. Wie auch andere Uhrenhersteller wird die Marke von der Nachfrageschwäche in den wichtigen Absatzmärkten China und Hongkong belastet. Nun hat Jean-Claude Biver die Reissleine gezogen.

Er will Tag Heuer neu aufstellen. Vor allem ein Schönheitsfehler will Biver ausmerzen: die hohen Preise. «Die potenziellen Kunden besitzen wegen der in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegenen Uhrenpreise gerade hier nur wenig Auswahl», sagte Biver kürzlich gegenüber der «Handelszeitung».

Konzentration auf ein Uhrenwerk

Tag Heuer müsse daher Uhren offerieren, welche der Kaufkraft des klassischen Kunden gerecht werden würden. Das sei in einer Grössenordnung zwischen 1500 und 5500 Franken, so Biver. Gerade dieses tiefere Preissegment hat in den vergangenen Monaten an Bedeutung gewonnen. Auch in China sind super teure Uhren nicht mehr ganz so gefragt. Schuld ist nicht zuletzt das Anti-Korruptionsgesetz.

Zudem will sich Biver in Zukunft auf die Produktion eines einzelnen Uhrenwerkes fokussieren. In diesem Jahr wurden daher die Prozesse rund um die schon weit vorangeschrittene Entwicklung eines weiteren Chronographen gestoppt.

Entlassungen und Kurzarbeit

Dies führte im Herbst zur Entlassung von 46 Personen. Der Stellenabbau betrifft die Fertigung und die Administration in La Chaux-de-Fonds. Darüber hinaus wurde für 49 Mitarbeiter in der neuen Niederlassung im jurassischen Chevenez Kurzarbeit bis Ende Jahr eingeführt.

Ab Januar sollen die Aktivitäten in Chevenez mit 35 Mitarbeitern wieder aufgenommen werden. Es sei das Ziel von Tag Heuer, an diesem Standort künftig 100 Personen zu beschäftigen und 100'000 Uhrwerke herzustellen, sagte Biver heute Dienstag vor den Medien. Weitere Kündigungen seien derweil bei Tag Heuer nicht vorgesehen.

(dbe mit Material von awp und sda)