Die Postfinance ist systemrelevant für das Schweizer Finanzsystem und die Volkswirtschaft. Das hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) verfügt. Das Finanzinstitut muss nun besondere Anforderungen bei den Eigenmitteln und der Liquidität erfüllen sowie einen Notfallplan ausarbeiten.

Nach rund einjähriger Prüfung hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Postfinance am 29. Juni als systemrelevant eingestuft. Das teilten am Dienstag sowohl die SNB als auch die Postfinance mit. Die Verfügung sei nach vorgängiger Anhörung der Postfinance und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) erlassen worden und rechtskräftig geworden, schrieb die SNB.

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Bedeutende Stellung

Als Gründe für die Einstufung nannte die Nationalbank der Postfinance zufolge die bedeutende Stellung des Finanzinstituts im inländischen Einlagegeschäft und die starke Position im Zahlungsverkehr in der Schweiz.

Die Erklärung zur systemrelevanten Bank unterstreiche die Wichtigkeit von Postfinance für den Schweizer Finanzmarkt, schrieb die Finanztochter der Post. Mit einer Bilanzsumme von 116 Milliarden Franken per 30. Juni und als Marktführerin im Zahlungsverkehr gehöre Postfinance zu den führenden Finanzinstituten in der Schweiz.

Besondere Anforderungen

Nach dem Bankengesetz wird die Systemrelevanz einer Bank beurteilt nach deren Grösse, deren Vernetzung mit dem Finanzsystem und der Volkswirtschaft sowie der kurzfristigen Ersetzbarkeit der von der Bank erbrachten Dienstleistungen.

Als systemrelevant werden schliesslich jene Banken eingestuft, deren Ausfall die Schweizer Volkswirtschaft und das schweizerische Finanzsystem erheblich schädigen würde. Neben der Postfinance gelten bereits die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse, die Bankengruppe Raiffeisen sowie die Zürcher Kantonalbank als systemrelevant.

Um die Stabilität des schweizerischen Finanzsystems und die Fortführung volkswirtschaftlich wichtiger Funktionen zu gewährleisten sowie staatliche Beihilfen zu vermeiden, müssen diese systemrelevanten Institute besondere Anforderungen erfüllen.

Vorsorgen für Notfall

Postfinance werde in einem nächsten Schritt gemeinsam mit der Finma die Umsetzung der besonderen Anforderungen angehen, kündigte das Geldhaus an. Die Eidg. Finanzmarktaufsicht (Finma) legt für jede systemrelevante Organisation die Kriterien individuell fest. Im Bankengesetz ist aber festgehalten, dass systemrelevante Banken über mehr Eigenmittel als nicht systemrelevante Institute verfügen müssen.

Dadurch sollen die für einen Finanzmarkt wichtigen Banken höhere Verluste selbst auffangen können. Weitergehende Anforderungen müssen Too-big-to-fail-Banken auch punkto Liquidität und Risikomanagement erfüllen. Zudem müssen sie ein Notfallkonzept haben, welches die Weiterführung der systemrelevanten Funktionen bei drohendem Zahlungsausfall gewährleistet.

Bei früheren Gelegenheiten hatte Postfinance-Chef Hansruedi Köng betont, dass die Postfinance vorausschauend bereits Massnahmen im Hinblick auf eine mögliche Systemrelevanz getroffen habe. Dabei nannte er unter anderem den doppelten Betrieb der IT-Infrastruktur über die zwei Rechenzentren in Zofingen AG und in Bern.

(awp/ccr)