Twint-Chef Markus Kilb setzt einem alten Traum seiner Kunden ein Ende. Nein, die neuen Rechnungen mit dem pixeligen QR-Code werden nicht generell mit Twint bezahlt werden können. Und das, obwohl der QR-Code so etwas wie der siamesische Zwilling des Schweizer Bezahlsystems ist.

Bisher formulierte es das Gemeinschaftsunternehmen von Banken und SIX nur verklausuliert: Unter gewissen Bedingungen könnten neue QR-Rechnungen mit Twint beglichen werden. Doch im Gespräch mit der «Handelszeitung» macht Kilb klar: Eine generelle Funktionalität zum Begleichen von Rechnungen werde es nicht geben.

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Einst hatte das noch anders getönt. Als vor einem Jahr die Diskussion um die neuen QR-Einzahlungsscheine anzog, fragte ein Benutzer auf Twitter: «Werde ich dann alle meine Rechnungen per Twint bezahlen können?» Die vielversprechende Antwort von Twint: «Wir werden das Bezahlen von Rechnungen via QR-Code sukzessive ausrollen.» Für spezifische Bereiche sei das bereits umgesetzt, so Twint.

20 Franken für eine Monatsmiete

Was Twint damals nicht sagte, mittlerweile aber klar ist: Damit Rechnungen über Twint beglichen werden können, müssen zusätzliche Daten im QR-Code hinterlegt werden, der Rechnungssteller braucht einen Vertrag mit Twint und für jede so bezahlte Rechnung wird eine Gebühr fällig.

Standardmässig beträgt diese 1,3 Prozent, grosse Kunden zahlen weniger. Eine per Twint eingezogene Monatsmiete kostet so schnell mal 20 Franken. Die QR-Rechnung soll für Twint nicht zur Dienstleistung am Konsumenten werden, sondern zum handfesten Geschäft. Twint äussert sich nicht zu den Gründen dieser Strategie. Kilb verweist im Gespräch lediglich darauf, dass der Entscheid vor seinem Amtsantritt gefällt worden sei.

Klar ist aber auch: Ein kostenloses Begleichen aller QR-Rechnungen käme der Strategie von Twint in die Quere, die zunehmend auf – kostenpflichtige – gedruckte QR-Codes setzt. Bereits 30'000 Händler nutzen sogenannte «QR-Sticker», um einfach Zahlungen abzuwickeln.

Twint will Kundenprobleme lösen

Am Hofladen klebt dann ein Twint-Code, den der Kunde scannt, um seine Ware zu bezahlen. Wie wenn er eine QR-Rechnung einscannen würde. Nur dass der Hofladen dafür etwas bezahlt.

In Nischen wie diesen will Twint wachsen. Überall dort, wo die Konkurrenz durch traditionelle Zahlungssysteme gering ist. Hofläden, Parkuhren, Restaurants. «Wir wollen da hingehen, wo wir für unsere Kunden Probleme lösen können», sagt Kilb. Und diese Rechnung scheint aufzugehen.

Wuchs das Zahlungssystem lange vor allem im wenig lukrativen Bereich der Schnellüberweisungen zwischen seinen Kunden, so lege man mittlerweile stärker im Geschäft mit Händlern zu, so Kilb. 60 Prozent der Zahlungen seien heute händlergebunden. Das Coronavirus kam Twint dabei zu Hilfe. Viele Händler und Konsumenten entdeckten das kontaktlose Zahlungssystem in den letzten Monaten.

Meisten Rechnungen werden pixelfrei verschickt

QR-Rechnungen – mit oder ohne Twint – hingegen spielen noch keine grosse Rolle. Zwar gibt es laut Twint schon eine Handvoll Firmen, die Rechnungen mit der Twint-Funktionalität ausstatten.

Doch die meisten Rechnungen werden nach wie vor pixelfrei mit alten Einzahlungsscheinen verschickt. Das zeigt das Beispiel der Basellandschaftlichen Kantonalbank: Von 3,2 Millionen Zahlungen im dritten Quartal seien 7500 über QR-Codes ausgelöst worden, sagt die Sprecherin. Das sind gerade mal 0,23 Prozent.

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