Der Präsident der Schweizer Großbank UBS, Axel Weber, hat sich nach der spektakulären Kehrtwende der Notenbank beim Franken-Wechselkurs hinter die Währungshüter gestellt. Der Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken, mit dem die Schweizerische Nationalbank (SNB) mehr als drei Jahre lang eine Aufwertung ihrer Währung verhinderte, sei immer zeitlich begrenzt gewesen, sagte Weber am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.
Der ehemalige Bundesbank-Chef zeigte Verständnis für das Vorgehen der SNB bei der Abschaffung der Kursuntergrenze in der vergangenen Woche. Der Kritik, die SNB hätte die Kapitalmärkte auf den Schritt vorbereiten müssen, hielt Weber entgegen, dass die Notenbank keine andere Wahl gehabt habe als die Märkte zu überraschen.
«Lieber ein Ende mit Schrecken»
Der radikale Kurswechsel der SNB führte zu einem sprunghaften Anstieg des Frankens gegenüber dem Euro und löste an den Börsen heftige Turbulenzen aus. Am Mittwoch wurde die Gemeinschaftswährung zweitweise unter einem Franken gehandelt. An der Schweizer Börse gingen Milliardenwerte verloren. Nach Webers Ansicht war das nicht zu vermeiden: «Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende», sagte er sinngemäss in einer auf Englisch geführten Diskussionsrunde. Die Schweizer Wirtschaft werde das aushalten.
Der stärkere Franken führt dazu, dass Schweizer Ausfuhren teurer werden und ausländische Lieferanten in der Schweiz ihre Preise senken könnten. Experten rechnen damit, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Schweiz dieses Jahr auf deutlich weniger als ein Prozent mehr als halbiert.
«EZB sollte nicht zu weit gehen»
Kritik übte Weber dagegen an Politikern in Ländern der EU. Sie hätten es versäumt, die Zeit, die ihnen die Europäische Zentralbank (EZB) verschafft habe, für Reformen zu nutzen. Er warnte die EZB, bei den Anleihen-Kaufprogrammen, die bereits am Donnerstag nach der Zinssetzung angekündigt werden könnten, zu weit zu gehen.«"Sie sollten nicht zu viel machen», sagte Weber. Es bestehe die Gefahr, dass der Anreiz für Reformen wegfalle. Was immer die EZB unternehme, die Teuerung in der Eurozone werde für Jahre nicht auf den Zielwert von knapp zwei Prozent zurückkehren.
Auch nach dem Rückgang der Verbraucherpreise in der EU um 0,2 Prozent im Dezember rechnet Weber nicht mit einer immer stärkeren Abwärtsbewegung bei den Preisen. Die Sichtweise, dass sich die Eurozone in einem deflationären Szenario befinde, teile er nicht, sagte Weber. Die Lage sei vielmehr von einer anhaltend niedrigen Teuerung geprägt. Das Wirtschaftswachstum werde wohl für einige Zeit nicht zunehmen.