Die Einnahmen im Schweizer Detailhandel sind auch 2017 zurückgegangen. Im Gegensatz zu den Vorjahren war diesmal aber nicht das Non-Food-Geschäft für den Rückgang verantwortlich, sondern der Lebensmittelhandel.
Das Marktforschungsunternehmen GfK erhebt seit 1990 die Detailhandelsumsätze in der Schweiz. Bis 2010 stiegen diese kontinuierlich an. Seither stagnieren oder fallen sie, wobei immer der Bereich Non-Food den Umsatzschwund verursachte - also Artikel wie zum Beispiel Kleider, Sportartikel, elektronische Geräte. 2017 war das anders. Während im Non-Food-Geschäft die Verkäufe stagnierten, sanken sie erstmals im Food- und Near-Food Geschäft, wie die am Dienstag publizierte GfK-Studie «Detailhandel Schweiz 2018» zeigt.
Gründe für diese Trendwende sind Preissenkungen und veränderte Gewohnheiten, wie Thomas Hochreutener, der Direktor Handel bei GfK, an der Handelstagung des Marktforschungsinsituts gegenüber AWP sagte. So führe der Trend, sich vor allem über Mittag auswärts zu verpflegen, zu einem Rückgang der Lebensmittelverkäufe. Umgekehrt seien Umsatzsteigerungen bei den Convenience- und Takeaway-Shops zu verzeichnen, die nur zum Teil in der Detailhandelsstatistik erfasst sind.
Rückgang um 0,9 Prozent
Insgesamt setzte der Schweizer Detailhandel im vergangenen Jahr 91,5 Milliarden Franken um. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von 0,9 Prozent, womit sich der Sinkflug gegenüber den beiden Vorjahren etwas verflacht hat. Die Sinkrate fällt jedoch immer noch höher aus als im Durchschnitt der Jahre seit Beginn des Sinkflugs im Jahr 2010 (-0,7 Prozent).
Sinkende Umsätze verzeichneten im vergangen Jahr vor allem kleinere Detailhändler. Unter den grossen zehn Detaillisten der Schweiz mussten laut GfK nur die Migros (-0,7 Prozent auf 14,3 Milliarden Franken) und Ikea (-0,9 Prozent auf 1,1 Milliarden Franken) einen Umsatzschwund hinnehmen.
Die acht anderen dagegen konnten zum Teil sogar kräftig zulegen. Das gilt vor allem für die Discounter. Die Migros-Tochter Denner (+3,0 Prozent auf 3,2 Milliarden Franken), Aldi Suisse (+2,6 Prozent auf geschätzte 1,9 Milliarden Franken) und vor allem Lidl Schweiz (+10,4 Prozent auf geschätzte 1,1 Milliarden Franken) übertrumpften die Konkurrenz deutlich. Lidl rückte mit diesem fulminanten Wachstum sogar von Platz 9 auf Platz 7 der Schweizer Detailhändler vor und liess Ikea und die Coop-Tochtergesellschaft Fust hinter sich.
Noch viel stärker als die Discounter hat in den letzten Jahren jedoch das Internet den Detailhandel verändert. Seit 2010 sind nach einer GfK-Hochrechnung in der Schweiz rund 6'000 Verkaufsstellen verschwunden. Gleichzeitig ist alleine in der Schweiz die Zahl der Online-Shops auf über 10'000 angestiegen.
Lädelisterben jetzt auch im Non-Food Sektor
Laut GfK macht sich diese Veränderung jetzt auch verstärkt im Non-Food Sektor bemerkbar. Das Lädelisterben habe jetzt auch diesen Bereich erfasst, sagte Hochreutener. Insbesondere im Fashion- und Modehandel sei eine grosse Umwälzung feststellbar. Neben Online-Angeboten mache auch die erhöhte Mobilität der Kundschaft dem Modehandel zu schaffen. «Immer mehr Leute kaufen heute Kleider auf Städtereisen ein», sagte er. Neben der Modebranche ist laut GfK auch nach wie vor der Buch- und der Fachhandel vom Trend ins Internet stark betroffen.
Es gibt laut GfK aber auch Gewinner. So haben die Discounter in den letzten sieben Jahren die Zahl ihrer Filialen um 31 Prozent erhöht. Es gibt heute auch 26 Prozent mehr Parfümerie- und Körperpflegegeschäfte und 16 respektive 12 Prozent mehr Accessoires-Läden und Convenience-Shops an Bahnhöfen und Tankstellen.
Leichtes Umsatzplus in der ersten Jahreshälfte
Dieser Prozess ist gemäss GfK auch noch nicht abgeschlossen. Der Verdrängungskampf in einem gesättigten Markt werde sich auch in diesem Jahr weiter fortsetzen, wann auch unter wieder etwas positiveren Vorzeichen, heisst es im Bericht. In den ersten fünf Monaten des Jahres habe der Schweizer Detailhandel gemäss GfK-Markt-Monitor ein leichtes Umsatzplus von 0,7 Prozent erzielt.
(awp/tdr)