Seit Jahrzehnten gehört sie zum Fussball: die Bandenwerbung. Entsprechend fällt es kaum noch auf, wenn die internationalen Grosskonzerne Visa, Sony oder McDonalds am Spielfeldrand ihre Produkte anpreisen. Doch in Brasilien ist etwas anderes als bei früheren Events: Zwischen altbekannten Marken taucht immer wieder auch das Logo eines chinesische Solarunternehmens auf. Selbst in chinesischen Schriftzeichen wirbt Yingli Solar während aller 64 Spiele – jeweils mindestens acht Minuten lang.

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Doch wie kommt ein Unternehmen mit Sitz im chinesischen Baoding – rund 150 Kilometer südlich von Peking – dazu, bei einer Fussball-WM zu werben? Der an der New Yorker Börse (NYSE) notierte Hersteller von Solarpanels gilt als grösste Firma seiner Zunft, mit rund 20 Büros rund um den Globus. Eigenen Angaben zufolge beschäftigt das Unternehmen rund 18'000 Mitarbeiter.

Yingli hat es auf Amerika abgesehen

Abgesehen hat es Yingli Solar anscheinend vor allem auf die entwickelten Märkte – vor allem in Nordamerika und Europa. So sponsert das Unternehmen bei der WM auch die US-Boys. Doch wären dann Football, Basketball oder Baseball nicht bessere Werbeplattformen? Anscheinend nicht. Wie es aussieht, haben die Chinesen ihre Hausaufgaben gemacht. Laut Yingli Solar lag die TV-Einschaltquote in den USA bei der WM 2010 in Südafrika bereits 68 Prozent über jener im Jahr 2006 – Tendenz steigend.

Zudem wurden vor vier Jahren mehr Tickets in die USA verkauft als in jedes andere Teilnehmerland ausserhalb Südafrikas, heisst es in einer Analyse. Da passt es gut zusammen, dass vier der fünf grössten US-Märkte auch beim Fussball ganz weit vorn sind – New York, New Jersey, Kalifornien und Massachusetts. In Europa kooperiert Yingli Solar übrigens mit dem deutschen Rekordmeister Bayern München.

Lohnt sich Bandenwerbung überhaupt?

Wie Mc Donald's, Budweiser oder Continental ist Yingli Solar einer von acht globalen Sponsoren der Weltmeisterschaft (das ist eine Stufe unter den sechs «Partnern» der Fifa, zu denen etwa Coca-Cola, Sony oder Visa gehören). Insgesamt sollen die Sponsoren an die Fifa rund 400 Millionen Dollar gezahlt haben. Doch lohnt sich diese Werbeinvestition überhaupt? Fachleute sind darüber uneins: Fakt ist, dass die Rentabilität von Sponsorenverträgen bei Sportereignissen nur schwer zu quantifizieren ist.

Eine Marketingkarte wird Yingli im Rahmen der WM aber wohl noch ausspielen: Vor dem Event installierte das Unternehmen grossflächig Solarzellen auf dem ehrwürdigen Maracana-Stadion in Rio. Diese sollen den Betrieb unterstützen. Nach dem vierwöchigen Grossereignis wird Bilanz gezogen: Die Hoffnung ist dann, dass ein Grossteil des Strombedarfs während der WM durch die Solarvorrichtungen gedeckt werden konnte.

Yingli Solar – elf Quartalsverluste in Folge

Yingli selbst sprach nach der WM 2010, als das Unternehmen zum ersten Mal als Fussballsponsor auftrat, von Gewinnen in Höhe von 50 Millionen Dollar durch die WM. Etwas Rückenwind kann Yingli Solar durchaus gebrauchen: Bereits seit elf Quartalen schreibt das Unternehmen Verluste. Immerhin legte der Börsenkurs nach einer langen Durststrecke zuletzt wieder leicht zu – nachdem das Minus zu Jahresbeginn etwas kleiner als zuvor ausfiel.