Seit August letzten Jahres war Inga Beale ausser Gefecht: Als Chefin von Converium hatte sie vergangenes Jahr couragiert dagegen angekämpft, dass die französische Scor den Konkurrenten Converium übernehmen kann – und verloren. Eine Anstellung im neuen Unternehmen interessierte sie nicht, also gab sie ihren Rücktritt bekannt, als Scor die Übernahme proklamierte. Wie es für sie beruflich weitergehen würde, wusste sie lange nicht, nur, dass sie gern in Zürich bleiben würde. Anfang November schliesslich hat sie sich mit James Schiro, Chef der Zurich Financial Services, geeinigt und einen Vertrag unterschrieben. Seit Anfang Jahr sitzt die vormalige Nummer eins des Rückversicherers Converium in der erweiterten Konzernleitung der Zurich. Damit begnügt sie sich mit einer Position in der zweiten Reihe, spielt im Konzern aber eine Schlüsselrolle. Sie bekleidet die Funktion Head of Organizational Transformation Management and Mergers and Acquisitions und hat dafür zu sorgen, dass das operative Leistungssteigerungsprogramm «the Zurich way» umgesetzt wird.
Bei der Zurich hat man von der Frau aber noch keine genauen Vorstellungen. Im Lebenslauf auf der Homepage der Zurich heisst sie nicht Beale, sondern platzsparend Beal. Und es steht, die heute 44-Jährige habe sich 1981 am Newbury College im Fach Wirtschaftswissenschaften mit den Schwerpunkten Ökonomie, Mathematik und Rechnungswesen fürs Berufsleben qualifiziert.
Auch das ein Fehler: Inga Beale hat zu jener Zeit zwar am Newbury College studiert, das Studium aber hingeschmissen, weil es ihr zu langweilig war. «Ich habe an der Universität zu studieren angefangen, aber ich habe es gehasst», sagt sie, «mir ging das alles zu langsam. Daher verliess ich die Uni und ging nach London auf Jobsuche.»
Die junge Frau fand eine Anstellung beim Versicherer Prudential, als Sachbearbeiterin, wechselte dann in die Versicherungsabteilung des amerikanischen Giganten General Electric, wo sie sich bis zum Chief Executive Officer der Rückversicherungstochter hocharbeitete, bevor sie in dieser Funktion bei Converium das Ruder übernahm.
Inga Beale hat wegen ihrer bescheidenen Ausbildung keine Komplexe. Für den Job bei der Zurich qualifiziert sie sich mit ihren über zwanzig Jahren Branchenerfahrung. «Man hat mir schon mal gesagt, ich solle einen MBA oder etwas in der Art machen», sagt die Britin. Gemacht hat sie es freilich nicht. «Wenn ich mich in meiner Arbeit beweisen kann und alles rund läuft mit der Karriere, warum sollte ich?»