Grosse Unternehmen wie Google und Meta, aber auch Startups haben in den vergangenen Wochen teilweise Tausende Mitarbeitende entlassen. Viele sind deshalb nun fleissig auf Jobsuche. Es gibt aber einige Menschen, die beunruhigt sind oder sich beschämt fühlen, weil sie entlassen wurden. Sie sind mitunter unsicher, wie und ob sie das Thema in einem Bewerbungsgespräch ansprechen sollen. Doch Karriereberater raten dazu und meinen, es gebe keinen Grund zur Unsicherheit.

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«Es gibt nichts, wofür man sich schämen müsste», sagt die Londoner Karriereberaterin Margaret Buj. Entlassen zu werden sei in der Regel nichts Persönliches. Arbeitgeber wüssten das und sähen Kündigungen daher nicht unbedingt als etwas Negatives an. Denn ein Unternehmen werde von vielen Faktoren beeinflusst, sagt auch Sara Skirboll Bigham, Vizepräsidentin für Kommunikation bei der internationalen Jobbörse Careerbuilder.

«Als Personalchefin oder HR-Mitarbeiter versteht man, dass eine Entlassung nicht immer die Schuld der entlassenen Mitarbeitenden ist. Solche Sachen passieren halt und sind ausserhalb Ihrer Kontrolle», so Skirboll Bigham. Falls jemand entlassen wurde, sind folgende Tipps für die anstehenden Bewerbungsgespräche empfehlenswert:

1. Tipp: Ehrlich sein

Es ist wichtig, im Vorstellungsgespräch ehrlich und offen über die Kündigung zu sprechen. Personalchefs müssen wissen, dass die Entlassungsentscheidung wenig mit einem selbst zu tun hatte. «Wenn Sie aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage eine Kündigung bekommen, seien Sie ehrlich. Lassen Sie den neuen Chef wissen, dass der Jobverlust keine Folge Ihrer Leistung war», sagt Skirboll Bigham. Je mehr die Personalabteilung über die Hintergründe der Entlassung wisse, desto mehr Klarheit habe der neue Arbeitgeber.

Buj sagt, sie habe oft die Situation erlebt, in der ein ganzes Team nach einer Firmenfusion oder einer Personalumstrukturierung entlassen wurde. «Wenn jemand in einer solchen Situation ist, muss man klarmachen, dass man nicht die einzige betroffene Person war», so die Karriereberaterin.

2. Tipp: Positive Grundhaltung und Fokus auf das Erreichte

Eine Kündigung ist oft ein unangenehmes Erlebnis – doch es lohnt sich laut Skirboll Bigham, sich bei der Jobsuche auf das Positive zu fokussieren. «Sie müssen den Spiess umkehren», sagt Skirboll Bigham. «Sprechen Sie über Ihre Fähigkeiten und Ihre Leistungen, darüber, was Sie getan und wie Sie beim vorherigen Unternehmen zum Erfolg beigetragen haben. Bleiben Sie nicht bei der Tatsache hängen, dass Ihnen gekündigt wurde.»

Buj rät auch dazu, aufzuzeigen, wie man in der Position einen Mehrwert geschaffen habe. Eine Liste mit quantifizierbaren Leistungen zu erstellen, sei eine gute Idee. «Erwähnen Sie, welche Fähigkeiten Sie eingesetzt haben, um die positiven Ergebnisse zu erzielen. Konkrete Beispiele und Geschichten helfen enorm, denn sie führen vor Augen, was Sie können.»

3. Tipp: Erklären, wie die Übergangszeit genutzt wurde

Stellen für Führungskräfte und Manager sind für Arbeitsuchende schwierig zu bekommen. Für potenzielle Arbeitgeber sind diese Stellen mit einem höheren Risiko verbunden, daher dauert es natürlich länger, solche Jobs zu besetzen. Es sei wichtig, die Arbeitslücke mit produktiver Arbeit zu füllen.

«Eine Führungsposition findet sich nicht an jeder Ecke. Die Suche nach einem Manager-Job kann bis zu sechs oder neun Monaten dauern. Wenn Sie mehr als nur eine kurze Arbeitslücke haben, wird man Ihnen wahrscheinlich die Frage stellen: ‹Was haben Sie seit Ihrer Entlassung gemacht?› Idealerweise sollten Sie alles erwähnen, was Sie zur Verbesserung Ihrer Fähigkeiten unternommen haben.» Buj empfiehlt, sich ehrenamtlich zu engagieren, sich weiterzubilden oder als persönlicher Berater zu arbeiten.

4. Tipp: Alte Vorgesetzte nicht angreifen

Den alten Arbeitgeber schlechtzumachen, scheint für viele besonders verlockend zu sein, vor allem nach einer besonders schwierigen Entlassung. Das ist nie eine gute Idee. Buj ist der Auffassung, man sollte einen neutralen oder positiven Ton beibehalten, wenn man über den alten Arbeitgeber spricht.

«Selbst wenn Sie der Ansicht sind, dass der alte Arbeitgeber schrecklich war, gehört das nicht in ein Vorstellungsgespräch. Tatsächlich sollten Sie jedwede abfällige Bemerkung über frühere Vorgesetzte oder Kolleginnen vermeiden. Sie denken vielleicht, das sei selbstverständlich, aber das ist es nicht. Ich habe Menschen erlebt, die trotz langjähriger Berufserfahrung diesen Fehler gemacht haben.»

Skirboll Bigham warnt, dass solche negativen Kommentare potenziellen Arbeitgebern nahelegten, man werde in Zukunft auch abfällig über sie sprechen – sodass negative Kommentare als Red Flag wahrgenommen werden.

5. Tipp: Bewahren Sie Ihre Freundschaften

Gute Kontakte bereitzuhalten, schadet nie. Und gute Beziehungen zu früheren Arbeitgebern sind oft ein gutes Zeichen. Buj sagt: «Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Vorstellungsgespräch und teilen mit, dass Sie aufgrund einer Firmenfusion oder Umstrukturierung entlassen wurden. Sie sagen dann: ‹Ich habe viele Referenzen aus meiner alten Firma und wäre jederzeit wieder willkommen.› Das macht immer einen viel besseren Eindruck.»

Die Karriereberaterin erzählt, sie sei 2015 von einem Startup entlassen worden, weil es ein paar wichtige Kunden verloren habe. Buj sei eine von 23 Personen gewesen, die innerhalb einer Woche entlassen worden seien. «Ich habe damals grossartige Referenzschreiben von meinem alten CEO bekommen. Mittlerweile habe ich mit ihm freiberuflich gearbeitet und er hat mich sogar anderen Arbeitgebern empfohlen», sagt Buj.