Das Unternehmen Open AI lancierte am Dienstag die neue Version von Chat GPT, wie diese Zeitung berichtete. Dem Tech-Konzern nach, soll GPT-4 «Leistungen auf menschlichem Niveau» erbringen können. Das ist eine markante Verbesserung gegenüber dem Vorgänger Chat GPT – der seinerseits bereits einen regelrechten Hype auslöste. Die Arbeitswelt war in Aufruhr, Leute sahen ihre Stellen bereits bedroht.
Gleichzeitig zeigte sich aber auch schnell, dass durch den rasanten Vormarsch der Technologie neue Berufsfelder entstehen können. Was bisher nur vermutet wurde, ist jetzt Realität: Ein neuer Beruf hält Einzug in die Bürowelt, der Beruf des Prompt Engineers.
Der Beruf Prompt Engineer
Was aber macht ein Prompt Engineer? Dafür gilt es zu wissen, wie künstliche Intelligenzen angewendet werden: Ein Nutzer oder eine Nutzerin geben der KI kurze Befehle oder Aufträge, auf die die KI dann eine Antwort liefert oder mit den Informationen Bildern erstellt. Es ist jedoch nicht immer ganz einfach, der KI klarzumachen, welches Resultat man erhalten möchte.
Hier springt nun ein oder eine Prompt Engingeer ein. Der Name heisst zu Deutsch «Eingabe-Ingenieur» und hat nicht viel mit der eigentlichen Technik der KI zu tun. Eine Prompt Engineer kümmert sich nur um die passende Konstruktion der Eingabe. Sie sind spezialisiert darauf, der KI gezielte und geschärfte Befehle zu geben, sodass die KI schnellstmöglich das gewünschte Ergebnis liefert – ob Bild, Text oder im Fall von GPT-4 gar Musikstücke.
Geschäftsmodell Prompt Engineering
Prompt Engineers können sich entweder von Firmen anstellen lassen oder arbeiten auf selbstständiger Basis. Ihre kreierten Prompts verkaufen sie dann auf verschiedenen Marketplaces.
Die Preise pro Prompt variieren zwischen ein paar Cents und 20 Euro. Je komplexer die Eingabe, desto teurer der Prompt. Dabei gehören Prompts für Chat GPT aktuell zu den günstigeren, da die Inhaberin von Chat GPT 6 Cent pro 1000 Wörter verlangt.
Die Prompts von KI unterscheiden sich stark
Eine, die Prompts für ihre Firma erstellt, ist Valentina Contini. Sie ist Innovation Strategist bei der Digitalagentur Diconium, seit kurzem ist ein Teilbeschrieb ihres Jobprofils «Prompt Engineering». Der Zusatz sei aus einer Spielerei entstanden. Als diverse KI öffentlich zugänglich wurden, probierte Contini die Text-KI Chat GPT und die Bild-KI Midjourney in ihrer Freizeit aus.
Gerade bei Midjourney sind die Eingaben länger und komplexer, da man der KI durchgeben kann, wie hoch die Gewichtung verschiedener Stile im Ergebnis sein soll. Beispielsweise bezweckt der Befehl «realistic: -0.5», dass die KI mehr auf Zeichnungsstile zurückgreift und den Realismus vernachlässigt. Gleichzeitig gilt es, technische Details zu berücksichtigen, damit das Endergebnis passt.
Valentina Contini ist Innovation Strategist bei der Digitalagentur Diconium. Für ihre Arbeit hat sie sich das «prompt engineering» angeeignet.
Die KI unterscheiden sich markant, doch Firmen würden laut Contini heute in ihren Stelleninseraten Prompt Engineers suchen, die alle KI gleichermassen bedienen könnten. Das sei aber nicht die Realität. Sie selbst habe sich mit Midjourney befasst und könne damit gute Ergebnisse herausholen. Müsste sie jedoch eine andere bildgenerierende KI wie Dall-E 2 nutzen, stehe sie an. Sie verweist auf ihren Kollegen, der Prompts für Dall-E 2 sehr gut beherrsche. «Dafür kann er nichts mit Midjourney anfangen», fügt sie an.
Prompts variieren zwischen KIs
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Der Hauptpunkt ist die zugrundeliegende Technik. Es gilt zu lernen, wie man mit dem Programm reden muss. Die Abfragesyntax und das Know-how variieren von Anbieter zu Anbieter. Bei Chat GPT zum Beispiel kann man sehr schnell zu generisch werden, was sich auch auf die Qualität der Antwort auswirkt.
Das liegt daran, dass Chat GPT ein Sprachmodell und kein Wissensmodell ist. Das Programm hat mit einer Datenmenge gelernt, wie die Sprache funktioniert – und nicht, welches effektive Wissen dahintersteckt. «Alle, die sagen, Chat GPT wird unseren Job erobern, nein, es weiss nämlich nicht, was es sagt», meint Valentina. Sie verweist dabei auch darauf, dass man als Prompt Engineer nicht nur für die Eingabe, sondern auch für das Ergebnis verantwortlich sei. Gerade Chat GPT machte oftmals mit fehlerhaften Aussagen auf sich aufmerksam, entsprechend gelte es, die generierten Antworten auf ihre Richtigkeit zu prüfen.
Ausbildung zum Prompt Engineer
Gelernt hat Valentina durch Ausprobieren, Austauschen, Informieren und Podiumsdiskussionen. Einen offiziellen Universitätsabschluss in Prompt Engineering gibt es bisher nicht. Doch erste Kurse finden sich bereits: Bei der Online-Lernplattform Udemy findet sich der Kurs «Master in Prompt Engineering in Chat GPT» für 19,99 Dollar.
Der Beruf des Prompt Engineers ist noch neu, gleichzeitig ist es heute aber keine Vollzeitbeschäftigung. Auch für Valentina Contini ist das Prompt Engineering nur ein Teil ihres Aufgabengebiets. Dass jedoch die Aufgabe so schnell verschwindet, wie sie gekommen ist, das glaubt Contini nicht. Eher das Gegenteil: Prompts werden länger Bestand haben.
«Es ist eher das Interface, das sich verändern wird», mutmasst die Prompt Engineer. Entsprechend will sie sich auf die Zukunft vorbereiten und befasst sich weiterhin mit verschiedenen KI, um die Eingabe ihrer Prompts zu perfektionieren.