Es ist unbestritten, dass wir schneller, agiler und adaptiver sein müssen, um Erfolge sicherzustellen. Leider zeigt sich ein gegenteiliger Effekt: Organisationen werden langsamer und schwerfälliger auf dem Weg in die Zukunft. Wir müssten Ballast abwerfen, um vitaler und agiler zu sein, eine regelmässige «systematische Müllabfuhr» wäre die Lösung – doch das gestaltet sich im beruflichen Kontext schwierig.

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Ungleich zu lebenden Organismen haben Unternehmen kein Organ, das Überflüssiges, Giftiges oder Verbrauchtes ausscheidet. Das Gegenteil ist der Fall: Ständig kommen neue Sachen rein, ohne dass dafür Platz geschaffen wird. Alles wird «on top» erledigt.

Abhilfe schafft ein pragmatisches Vorgehen mit einer Frage: «Was von all dem, was wir heute tun, würden wir nicht mehr neu beginnen, wenn wir es nicht schon täten?» Der Satz mag etwas gestelzt klingen, lautet aber bewusst so, um es auf den Punkt zu bringen. Er verhindert Schuldzuweisungen, denn es geht nicht darum, Vergangenes zu rechtfertigen. Es geht um eine aktuelle Lagebeurteilung und darum, ob wir mit dem Wissen von heute wieder neu damit beginnen würden. Der Blick richtet sich nach vorne und stellt alles auf den Prüfstand, von kleinen Aufgaben und Gewohnheiten über Sitzungen und Berichten bis hin zu Prozessen, Systemen und Produkten oder Leistungen.

Über die Gastautorin

Katja Unkel ist Gründerin der Firma Managing People AG, die Führungskräfte und Organisationen berät, coacht und trainiert.

Auch Kleinvieh macht Mist

Lautet die Antwort, dass man damit uneingeschränkt wieder beginnen würde, wird nichts geändert. Heisst es jedoch: «Nein, damit würden wir nicht erneut beginnen», geht es nur noch darum, wie schnell man sich davon trennen kann. Falls eine sofortige Müllabfuhr nicht möglich ist, weil Garantiezeiten, Versprechen oder gesetzlichen Auflagen damit einhergehen, gilt es sicherzustellen, dass zumindest keine weiteren Mittel und Investitionen erfolgen.

Eine «Müllabfuhr-Übung» liefert tolle Ergebnisse. Es ist erstaunlich, was da alles zusammenkommt und mit welcher Freude die Entsorgung stattfindet. Dabei gibt es zwei mögliche Schritte: Im ersten Schritt bestehen keine Einschränkungen. Alles kommt auf den Prüfstand, um mögliche Scheuklappen oder blinde Flecken aufzudecken. Im zweiten und zentralen Schritt stehen dann Sachen im Fokus, die im eigenen Verantwortungsbereich liegen und direkt beeinflussbar sind. Zu oft bewahrheitet sich das Sprichwort, dass selbst kleine Steine grosse Kreise ziehen – und die eingesparten Summen am Schluss sprachlos machen.

Ob nun allein oder im Team, jeder kann sofort loslegen, Resultate schaffen und spüren, wie befreiend und beflügelnd es ist, Ballast abzuwerfen. Entsorgen wir die Altlasten, können wir uns besser – und zuweilen fröhlicher – auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Darauf kann kein Unternehmen verzichten.