Bis zu 4,4 Billionen Dollar Produktivitätsgewinn für die Weltwirtschaft: Das verspricht das McKinsey Global Institute in einer kürzlich veröffentlichten Studie. Alles nur dank generativer künstlicher Intelligenz – also dank Textrobotern, Bildgeneratoren und anderen digitalen Helferlein. Das hört sich doch wunderbar an: Die Maschine macht die Arbeit, wir streichen den Gewinn ein. Doch so vielversprechend das klingt, die üppigen Gewinne sind an Bedingungen geknüpft: Generative KI muss richtig eingesetzt werden, und Mitarbeitende müssen wissen, wie mit KI umzugehen ist.
Entscheidet sich ein Unternehmen für den Einsatz von KI, müssen die Mitarbeitenden entsprechend geschult werden. Dabei geht es darum, nicht nur zu lernen, mit welchen Befehlen und Eingabemustern – sogenannten Prompts – Antworten am effizientesten abgefragt werden, sondern auch, wie diese Programme funktionieren. Denn für viele Beschäftigte liegt die Schulzeit und damit das Wahrscheinlichkeitsrechnen schon einige Jahre zurück. Es muss gelernt werden, dass Chat GPT eigentlich nichts weiss, sondern rein statistisch berechnet, welches Wort auf das andere folgt. So wie Chat GPT auch auf Gespräche in natürlicher Sprache trainiert wurde und nicht darauf, die Wahrheit zu sagen. Kritisches Denken wird ein wichtiger Soft Skill im Bewerbungsprozess.
Zudem sollten Unternehmen KI nicht mit dem Ziel einsetzen, Stellen abzubauen. Es braucht einen Menschen, der die Entscheidung trifft und die Eingabetaste drückt. Vielleicht ist Chat GPT schneller im Schreiben von Quartalsberichten, aber was dem Bot fehlt, ist der eigene Wille, die Initiative. Auch ein Taschenrechner ist schneller beim Rechnen, und ein Schachroboter schlägt die meisten, die gegen ihn antreten – aber die Frage ist: Will er das auch? Nein, ein Schachroboter will nicht gewinnen, er kennt die Euphorie nicht, wenn der Gegner Schach gesetzt wird. Er führt lediglich den statistisch klügsten Zug aus.
Unternehmen schneiden sich ins eigene Fleisch, wenn sie Mitarbeitende durch KI ersetzen: Sie verlieren die Initiative und Motivation, die ein Mensch mitbringt. Besser ist es, die Mitarbeitenden mit KI auszustatten, wie damals mit dem Taschenrechner. KI ist nämlich kein vorübergehendes Phänomen, sondern eine Revolution wie das Internet. Sie wird bleiben, und wir müssen lernen, korrekt damit umzugehen. Nur so ernten beide Seiten – Unternehmen und Mitarbeitende – die Früchte der Innovation.