Martine Clozel

«Wir wissen genau, wo wir in fünf Jahren sein wollen»

Karen Merkel-Gyger
Von Karen Merkel-Gyger
am 22.08.2018 - 06:02 Uhr

Martine Clozel: Erfolgreiche Co-Gründerin von zwei Unternehmen.

Quelle: Fotostudio Alex

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Martine Clozel zählt zu den erfolgreichsten hiesigen Gründerinnen. Sie spricht über den Neustart mit Idorsia und ihre ehrgeizigen Pläne.

Sie sagten in einer Präsentation, dass ein grosses Pharmaunternehmen manchmal nicht die Möglichkeit hat, die Art von Forschung zu betreiben, die Sie bei Idorsia ins Zentrum stellen. Warum ist das so?
Wir haben das Glück, uns in einer relativ kleinen Struktur zu bewegen. Darum stehen Führungskräfte den Projekten nahe, Forschungsleiter kennen jedes Vorhaben in der Medikamentenentwicklung genau. Wir können uns entscheiden, ein Projekt weiterzuführen, bei dem es einige Fortschritte gegeben hat, obwohl wir noch nicht das richtige Molekül gefunden haben. Wir können auch das Gegenteil entscheiden. In einem grossen Pharmaunternehmen gibt es so viele Entscheidungen zu treffen, dass man mehr regulieren muss und es an Flexibilität mangelt. Deshalb müssen grosse Pharmaunternehmen oft kleinere Unternehmen kaufen, um neue Wirkstoffe zu erwerben.

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Diese langfristige Sichtweise erfordert natürlich viel Planung, Ehrgeiz und Budgetbewusstsein.

Wie verträgt sich die Kalkulation eines gewinnorientierten Unternehmens mit der Ausdauer, die pharmazeutische Forschung braucht?
Wir sind und waren immer sehr vorsichtig mit unseren Ausgaben, aber gleichzeitig müssen wir bei der Planung immer einen Schritt voraus sein. Bei Actelion hatten wir von Anfang die Vision, das Unternehmen zur vollständigen Reife zu entwickeln. Also nicht nur die Entdeckung von Molekülen zu bewerkstelligen, sondern möglichst auch die Entwicklung zu marktreifen Wirkstoffen. Bei Idorsia wird dasselbe sein. Diese langfristige Sichtweise erfordert natürlich viel Planung, Ehrgeiz und Budgetbewusstsein.

Wie schaffen Sie das?
Wir waren immer auf der Suche nach Sicherheit im Hinblick auf das Budget. Ganz am Anfang bei Actelion haben wir Forschungsabkommen abgeschlossen, um die Zeit zu überbrücken, bis wir unsere ersten Einnahmen erzielen konnten. Wir waren aber überzeugt, dass es am besten wäre, wenn wir die von uns entdeckten Medikamente selbst vermarkten. Das ist genau das, was wir mit Idorsia machen wollen: eine Vertriebsmannschaft aufzubauen, die unsere eigenen Medikamente vermarkten kann und denen dabei alle wichtigen wissenschaftlichen und medizinischen Daten zur Verfügung stehen. Dann können wir unsere eigenen Einnahmen schaffen, mit denen wir unsere Forschung und Entwicklung finanzieren.

Martine Clozel
Foto: Fotostudio Alex
Foto: Fotostudio Alex

Wie oft überprüfen Sie den Aktienkurs von Idorsia?
Ich selbst selten. Wir wissen natürlich, dass ein börsennotiertes Unternehmen Quartalsergebnisse vorlegen muss. Aber nochmal, wir planen mit einer langfristigen Perspektive. Wir haben eine genaue Vorstellung davon, wo wir Idorsia in fünf oder zehn Jahren sehen möchten. Wir wollen eine weitere Actelion-Geschichte schreiben.

Warren Buffett und Jamie Dimon präsentierten kürzlich eine Idee: Sie wollen börsennotierte Unternehmen vom Druck der Quartalsberichterstattung entlasten, um ihre langfristige Planung zu unterstützen. Was halten Sie von dieser Idee?
Ich halte das für eine gute Idee, denn die Frist, alle drei Monate Ergebnisse zu präsentieren, ist sehr kurzsichtig gegenüber der Zeit, die für die Suche nach einem Medikament benötigt wird.