Wer ist ein typischer Firmenchef? Wenn wir auf die Schweiz schauen, ergibt sich ungefähr folgendes Profil: männlich, 54 Jahre alt, hochgebildet und für ungefähr 14 Jahre Angestellter des Unternehmens, bevor er es an die Spitze geschafft hat.
Das sieht in anderen Ländern ähnlich aus, allerdings ist es hierzulande wahrscheinlicher als anderswo, dass der Spitzenmann aus dem Ausland kommt.
Selten dagegen wird er keinen Universitätsabschluss haben – genauer gesagt ist es bei 50 untersuchten Firmen in der Schweiz genau einer: Nick Hayek. Und genauso selten ist der Topmann eine Frau - in diesem Fall Magdalena Martullo-Blocher.
Viele Wege führen an die Spitze
Das zeigt bereits: Natürlich gibt es nicht den klassischen Weg an die Spitze einer Firma, für diese Posten spielen zu viele einzelne Faktoren eine Rolle. Dennoch ergibt der Blick auf die Gemeinsamkeiten der Schweizer Firmenchefs im internationalen Vergleich Interessantes.
Das zeigt die Studie «Route to the Top» von Heidrick & Struggles, die den Weg von rund 900 Konzernchefs in 16 Ländern an die Spitze beschreibt.
In Norwegen sind Chefs besonders jung
Demnach liegen die hiesigen Konzernlenker im Durchschnitt, was das Alter anbelangt: 46 Prozent von ihnen übernehmen ihr Amt vor dem 50. Geburtstag. Das ist in einigen Ländern deutlich anders – zum Beispiel in den USA. Es ist andererseits aber auch so, dass in Norwegen drei Viertel der Firmenchefs bei Wechsel an die Spitze jünger als 50 sind.
Interessant ist aber, dass, obwohl die Schweiz beim Alter im Mittelfeld liegt, die Konzernchefs nur kurz an der Spitze einer Firma bleiben. Im Durchschnitt wechseln die Top-Manager hier nach vier Jahren. «Viele Länder sehen die Schweiz als Zwischenstation», sagt Oliver Schiltz, bei Heidrick & Struggles für die Schweiz zuständig. Der hohe Anteil an ausländischen Managern an der Spitze korreliert darum mit der kurzen Dauer in der Spitzenposition - viele wechseln anschliessend auf einen Chefposten in einem anderen Land. «Manche ausländische CEOs unterschätzen auch, dass hiesigen Firmen die Schweizer Wurzeln wichtig sind.»
In einigen anderen Ländern halten sich Firmenchefs deutlich länger an der Spitze. In den USA sind es zum Beispiel durchschnittlich sieben Jahre, obwohl die Konzernchefs zum Grossteil deutlich älter sind.
Schiltz kommentiert: «Auch in der Wirtschaft bleiben länderspezifische Eigenheiten und nationale Charakteristika, aller Globalisierung zum Trotz, auch weiterhin bedeutend. Entsprechend anspruchsvoll bleibt es für Unternehmen, den passenden CEO zum richtigen Zeitpunkt zu ernennen.»
Zum ersten Mal ist nun der Vergleich auch mit China möglich. Hier zeigen sich einige Besonderheiten. International stammen 80 Prozent der untersuchten CEOs aus dem Land ihres jeweiligen Unternehmens. Wie im Vorjahr, gibt es die meisten im Ausland geborenen Chefs in der Schweiz, auch wenn ihr Anteil im Vorjahresvergleich von 52 Prozent auf 46 Prozent zurückgegangen ist.
In den USA sind es sehr viel weniger (7 Prozent), in China stammt sogar nur 1 Prozent der Firmenchefs aus dem Ausland. Das zeigt: Auch wenn China sich im vergangenen Jahrzehnt deutlich geöffnet hat, bedeutet dies noch keine kulturelle Durchmischung auf Management-Ebene.
Auch beim Anteil der Frauen an der Spitze bleibt China zurück – es ist das einzige Land, wo sich in den börsenkotierten Firmen noch weniger weibliche Führung durchsetzen konnte als in der Schweiz. International sind es meistens Firmen aus der Konsumgüterbranche, bei den Frauen an der Spitze stehen. «Von den neu ernannten CEOs sind 9 Prozent Frauen. Das ist eine Zunahme, allerdings ist hier immer noch viel Luft nach oben», sagt Oliver Schiltz. Frauen sind häufig jünger und besser ausgebildet, wenn sie es an die Spitze schaffen. So haben 71 Prozent der Firmenlenkerinnen einen zusätzlichen Studienabschluss, zum Beispiel einen MBA. Bei Männern sind dies international 58 Prozent.