Was ein guter Chef, eine gute Chefin können soll, da sind sich Herr und Frau Schweizer einig. Gut und direkt kommunizieren sollen die idealen Vorgesetzten. An zweiter Stelle auf der Wunschliste steht bei fast allen Angestellten: Wertschätzung aussprechen. Das zeigt eine Umfrage des Marktforschers Appinio von 2020. Offenheit für Neues und Verantwortung übergeben sind ausserdem heiss begehrt. 

Es gibt hervorragende Führungskräfte, die sattelfest in ihren Fachgebieten sind, im Tagesgeschäft präsent und die es trotzdem schaffen, das Team immer wieder für ambitionierte Ziele zu motivieren. Es gibt lausige Chefinnen und Chefs, die nach oben buckeln und nach unten treten. Viel häufiger aber sind Vorgesetzte, die letztlich einfach Menschen sind, fähige, engagierte Personen mit grossen Stärken und einigen Lücken. 

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Was aber löst Ihr Chef in Ihnen aus? Was bewegt Sie dazu, im Beruf alles zu geben und mit Freude die nächsten Aufgaben anzugehen? Oder funktionieren Sie schon länger nur und halten sich über Wasser?

Um sich über die nächsten Schritte klar zu werden, ist eine Standortbestimmung hilfreich. Diese nützt, um angebrachte Veränderungen zu reflektieren. Aber auch, um sich bewusst zu machen, was bereits funktioniert und darum beibehalten werden sollte. Eine Vorlage für eine gute Einordnung liefert Attila Albert in seinem aktuellen Ratgeber «Ich will doch nur meinen Job machen». Sie finden im Anschluss eine Kurzversion des Coaches. Es sei darauf hingewiesen, dass viele Berufstätige mehrere Merkmale dieser Typologie auf sich vereinen oder zwischen ihnen abwechseln. 

1 – Getrieben von Angst: Abstand schaffen

Sie fürchten, es wird so nicht mehr lange weitergehen (mit der Erde, der Gesellschaft, der Firma)? Sie fühlen sich manchmal klein und zu wenig gesehen, wünschten sich, Sie wären stärker? 

Damit packt Sie der Chef: Ihre Angst macht es ihm leicht, Sie noch weiter einzuschüchtern oder sogar mit offenen Drohungen in seinem Sinne gefügig zu machen. 

Das hilft Ihnen: Schaffen Sie mehr Abstand, um sich dem starken Einfluss zu entziehen. Weniger Überstunden, freie Wochenenden, nach Feierabend das Handy ausschalten und keine E-Mails mehr lesen. Nutzen Sie die Zeit, um sich zu erholen: Viel schlafen, spazieren gehen, lesen. Mit mehr Energie können Sie die Verbesserung Ihrer Situation angehen.


2 – Aufgestachelt zu Wut: Energie loswerden

Sie finden es wichtig, in diesen Zeiten eine klare Position zu haben und sie auch offen zu äussern? Es regt Sie auf, wenn Menschen auf den falschen Meinungen beharren? Sie diskutieren gern und leidenschaftlich, zum Beispiel auch auf Facebook, Twitter, Linkedin? Darüber hat aber auch schon manche Freundschaft einen Knacks bekommen?

Damit packt Sie der Chef: Ihr Kampfgeist ermöglicht es ihm, Sie in seinem Sinne gegen andere aufzubringen, bei Bedarf mit einseitigen oder sogar falschen Informationen.

Das hilft Ihnen: Lenken Sie Ihre kämpferische Energie in konstruktive Aktivitäten. Wenn sich Ihr Beruf nicht dafür eignet, engagieren Sie sich für eine Partei, Gewerkschaft, NGO oder Initiative. Damit üben Sie auch, nicht nur auf Ihrer Ansicht zu beharren, sondern andere einzunehmen und zu überzeugen.

Über den Autor

Attila Albert hat mehr als zwanzig Jahre als Journalist gearbeitet, unter anderem für «Bild» und «Blick». Er studierte Betriebswirtschaft und Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. Heute arbeitet er als Kommunikationsexperte, Coach und Autor. 

3 – Gelockt durch Vorteile: Prioritäten klären

Sie wollen am liebsten mit den Problemen der Welt nichts zu tun haben? Ihr Job macht Ihnen Spass, Sie haben aber auch ein Leben ausserhalb, das Sie geniessen wollen? Es nervt Sie, wenn andere Sie mit Ihren Ansichten bedrängen, die mit Ihrem Leben gar nichts zu tun haben? Sie träumen sich gerne ein bisschen weg, zum Beispiel mit Reise-Videos?

Damit packt Sie der Chef: Ihre Unentschlossenheit gibt ihm die Chance, in seinem Sinne für Sie zu entscheiden. Er geht davon aus, dass Sie murren, aber dabeibleiben. 

Das hilft Ihnen: Wenn Sie schon ewig über eine Entscheidung (zum Beispiel einen Stellenwechsel) nachdenken, wägen Sie nicht länger Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Legen Sie besser einige wenige Prioritäten fest und was Sie dafür opfern würden. Beispiel: Den nächsten Urlaub zugunsten einer Weiterbildung streichen, um voranzukommen.

 

4 – Berührt durch Bedürftigkeit: Privat engagieren

Wenn Sie in den Nachrichten sehen, wie Menschen woanders leiden, tut Ihnen das weh? Sie helfen anderen gern, auch im Beruf darf es nicht immer nur um Leistung gehen? Sie sind für andere da, es fällt Ihnen schwer, Nein zu sagen?

Damit packt Sie der Chef: Ihre Hilfsbereitschaft erlaubt es ihm, Sie in seinem Sinne einzunehmen. Ein emotionaler Appell an Ihr Mitgefühl, schon sind Sie dabei. 

Das hilft Ihnen: Wenn Ihr Beruf eigentlich nicht der beste Ort ist, um Ihr Bedürfnis nach fürsorglicher Unterstützung auszuleben, probieren Sie besser ein privates Engagement (etwa Kinder im Krankenhaus besuchen, für Nachbarn einkaufen, bei Hausarbeit helfen). Der dort klarer definierte Rahmen macht Sie weniger anfällig dafür, ausgenutzt zu werden.

5 – Angespornt durch Chancen: Gegengewicht suchen

Sie sehen weltweit Herausforderungen, aber Sie sind zuversichtlich, dass sie zu bewältigen sind? Im Beruf konzentrieren Sie sich auf Chancen, die noch ungenutzt sind? Sie finden, ein Team schweisst am stärksten zusammen, gemeinsam erfolgreich zu sein?

Damit packt Sie der Chef: Ihr Unternehmergeist macht sein Projekt auch für Sie spannend. Präsentiert er Ihnen ein kniffliges Problem, fühlen Sie sich herausgefordert und sind dabei.

Das hilft Ihnen: Geben Sie nicht alles nur für den Job. Nehmen Sie eine nebenberufliche Selbstständigkeit oder ein Ehrenamt dazu (etwa als Mentor für Berufseinsteiger, Hilfe bei Business- und Finanzplänen für Gründer, Seniorberater nach der Pensionierung). Das schafft Ihnen ein gutes Gegengewicht zum Job, falls Sie dort einmal etwas frustriert.

 

6 – Aus Überzeugung dabei: Engagement suchen

Sie wünschen sich, dass die Menschen ganzheitlicher denken, bei ihren Entscheidungen die Folgen für sich, andere und die Welt stärker berücksichtigen? Im Beruf ist Ihnen Harmonie wichtig, jeder im Team soll sich mit seinen Fähigkeiten angenommen fühlen und einbringen können?

Damit packt Sie der Chef: Ihr Verbundenheitsgefühl macht jedes Problem ein bisschen auch zu Ihrem. Spricht er von Mitverantwortung, teilen Sie seine Ansicht und sind dabei.

Das hilft Ihnen: Sie möchten, dass die Welt friedlicher und harmonischer wird. Dazu passt ein direktes Engagement für eine NGO, Kirche oder ein Hilfswerk langfristig am besten. Aber auch viele Unternehmen haben ähnliche Stiftungen oder Projekte, wo Sie sich einbringen können.

 

7 – An der Erfahrung interessiert: Vieles ausprobieren

Sie sehen, dass die Menschheit schon immer Krisen ausgesetzt war und sie auf unterschiedliche Weise bewältigt hat? Sie denken, davon können wir auch heute lernen? Im Beruf ist Ihnen intellektuelles Durchdringen wichtig, es geht Ihnen gar nicht so sehr darum, alles praktisch zu verändern? Sie finden es faszinierend, wie verschieden Menschen die Welt sehen?

Damit packt Sie der Chef: Wenn überhaupt nur damit, Ihnen eine gleichberechtigte Partnerschaft anzubieten. Eigentlich entscheiden Sie allein nach Ihren Prioritäten. 

Das hilft Ihnen: Bedenken Sie, dass reines Reflektieren zwar interessant ist, aber für sich allein noch nichts bewegt. Versuchen Sie daher, immer auch konkrete Pläne daraus abzuleiten und umzusetzen. Das eröffnet Ihnen zugleich die Gelegenheit, sich in vielen Rollen auszuprobieren, beispielsweise als Planer, Organisator oder Motivator.