Die Corona-Pandemie trifft die Schweizer Wirtschaft schwer. Wie viele andere Branchen leidet auch die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie. Sie trifft der Lockdown gleich doppelt: Denn trotz allgemeinem Wirtschaftsboom war bereits 2019 für die MEM-Industrie ein schwieriges Jahr. Laut Wirtschaftsverband Swissmem sind Auftragseingänge und Umsätze 2019 um 5 beziehungsweise 10 Prozent gesunken.
«Eigentlich war die internationale Industrie 2019 in Rezession», sagte Swissmen-Präsident Hans Hess beim Bilanz Business Talk (siehe Video).
Doch mit Corona steht die Branche nun vor einer weiteren Herausforderung. «Im ersten Quartal hat es in der Schweiz noch einigermassen gehalten. Im Export haben wir minus 8 Prozent gehabt, bei den Maschinen minus 12 Prozent, bei den Werkzeugmaschinen sogar minus 28 Prozent.» Dies nicht nur in Asien, sondern auch in Deutschland, Frankreich und Italien. Die wahren Folgen aber schlagen jetzt erst richtig durch: «Ende März und jetzt im April sind die Auftragsbestände weggeschmolzen wie der Schnee in der Frühlingssonne.»
Juni schwieriger als Mai, Mai schwieriger als April
Die Aussichten sind trüb: «Im April wird es deutlich schwieriger werden, noch schwieriger im Mai und noch schwieriger im Juni. Wenn wir Glück haben, bekommen wir im 3. Quartal wieder erste Aufträge, vielleicht gibt es dann im 4. Quartal ein bisschen eine Erholung. Aber unsere Firmen prognostizieren einen Umsatzverlust in Höhe von 20 oder vielleicht sogar 30 Prozent in diesem Jahr», so Hess weiter.
Wie schnell es wieder bergauf geht, hänge nicht zuletzt auch von den Entscheidungen anderer Länder ab, den Lockdown zu beenden: «Gerade Deutschland ist 25 Prozent unseres Exports – insofern ist es matchentscheidend, wie Deutschland es macht.» Auch andere europäische Länder sowie Asien und Amerika seien sehr wichtig. «Dort aber haben wir keine Visibilität. Vieles ist im Ausland weniger klar als in der Schweiz», so Hess. «Wir sind gefasst darauf, dass es schwieriger wird.»
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer wirft dem Bund vor, die Restaurant-Branche zu diskriminieren. Das Interview lesen Sie hier.
Umsatzeinbusse bis zu 20 Prozent
Schwer gebeutelt ist auch die Gastronomie. Sie war die erste Branche, die von der Corona-Krise durchgeschüttelt wurde: «Wir hatten bereits zwei Wochen vor dem Lockdown Umsatzeinbussen in Höhe von 380 Millionen Franken», sagt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer beim Bilanz Business Talk. Seither verliere das Gastgewerbe jeden Tag 80 Millionen Franken. «In der Zeit vom 1. März bis 30. April rechnen wir mit Umsatzeinbussen von über 4 Milliarden Franken. Das sind etwa 12 Prozent des Jahresumsatzes», so der Präsident des Branchenverbandes weiter. Ohne eine Lockerung kämen jeden Monat etwa 2,5 Milliarden Franken Einbussen dazu. «Ende Mai wären wir dann bei 6,5 Milliarden Franken, das wären ungefähr 19 oder 20 Prozent des Jahresumsatzes.»
Viele Gastronomen reagierten auf die Krise, indem sie innerhalb von wenigen Tagen Lieferservices und Take-away-Konzepte aufzogen. Für die allermeisten sei dies aber nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. «Vielleicht kann man so 10 maximal 15 Prozent des üblichen Umsatzes erzielen» sagt Platzer.
«Da war ich wirklich verunsichert: Was gilt jetzt?»
Wann Beizen, Restaurants und Hotels wieder öffnen dürfen, ist nach wie vor nicht absehbar. Bei der Bekanntgabe zu den Lockerungsmassnahmen Mitte April liess der Bundesrat die Wirte im Ungewissen. «Von den Hoteliers und Restaurateuren sassen vermutlich alle vor dem Fernseher. Und dann sagt der Bundesrat nichts zu einer Branche mit 28'500 Betrieben und über 260'000 Mitarbeitern. Wir waren so enttäuscht, das war wirklich ein Schlag ins Herz» so Platzer.
Überhaupt habe der Bundesrat bei den Lockerungsmassnahmen «zwei-, dreimal eine unglückliche Hand gehabt», sagte Platzer weiter. So habe Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga die Branchen aufgefordert, Schutzkonzepte vorzulegen, die ein Hochfahren des Betriebs erlauben würden. «Und am nächsten Tag hat Boris Zürcher vom Seco gesagt, der Bund wird keine Branchenkonzepte genehmigen. Da war ich wirklich verunsichert: Was gilt jetzt?»
Dabei liege ein Konzept, wie die Betriebe unter Berücksichtigung der Hygiene- und Abstandsregeln den Betrieb wiederaufnehmen könnten, bereits vor. Schliesslich liessen sich die Vorgaben in Betrieben mit festen Sitzplätzen relativ einfach einhalten, indem Sitzplätze reduziert würden. «Aber es ist eine grosse Herausforderung, weil wir dann nur auf Sparflamme unsere Betriebe öffnen können. Betriebswirtschaftlich ist das nicht einfach.» Dies vor allem, wenn bei einer Teilöffnung auch noch die Mieten voll bezahlt werden müssten, «dann geht die Rechnung ganz sicher nicht auf», so Platzer.
Den Business Talk zum Thema «Corona-Rezession: Wie können wir das Schlimmste abwenden?» sehen Sie im Video oben.