Spätestens seit dem 20. Januar ist klar, was viele schon lange befürchtet hatten: Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist kein Selbstläufer. Gleichberechtigung und Chancengleichheit werden nicht von alleine zur Normalität, wenn man nur lange genug wartet. Es gibt keinen unaufhaltsamen Prozess und keine natürliche Entwicklung hin zu einer Gesellschaft ohne Geschlechterstereotype und Diskriminierung. Die jüngsten Entwicklungen in Politik und Wirtschaft zeigen deutlich: Wir stehen an einem Scheideweg. Donald Trump hat in seiner Flut von Dekreten auch mehrere Verordnungen erlassen, die Diversitäts-Initiativen im öffentlichen und privaten Sektor abbauen. Der amerikanische Präsident hat seine Abneigung gegenüber Gleichstellung und Inklusion nie verborgen. Mehrere US-Unternehmen haben daraufhin ihre Bemühungen für mehr Diversität eingestellt, darunter McDonald’s, John Deere und Harley-Davidson. Meta-Chef Mark Zuckerberg forderte sogar mehr «maskuline Energie» für seinen Konzern. Neo-Chauvinismus hält damit nicht nur Einzug ins Weisse Haus, sondern auch in die Chefetagen der Unternehmen.

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Während konservative Aktivisten die Debatte anheizen, formiert sich Unterstützung für Frauen und Minderheiten von überraschender Seite: der Finanzindustrie. Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan Chase, weicht nicht zurück. «Wir versuchen nicht, uns irgendeiner Seite oder irgendeiner Sache anzubiedern», sagte er am Weltwirtschaftsforum in Davos. Ähnlich äusserte sich David Solomon, CEO von Goldman Sachs, über eine Firmensprecherin: «Wir sind der festen Überzeugung, dass Organisationen von vielfältigen Perspektiven profitieren.» In Deutschland warnte DWS-Chef Stefan Hoops in einem viel beachteten LinkedIn-Post davor, dass die Anti-Woke-Rhetorik die Finanzbranche direkt in die machohafte «Wolf of Wall Street»-Ära zurückführen werde. Männer sind als Vorbilder und Verbündete bei der Gleichstellung so wichtig wie nie. Besonders in der Finanzwelt haben sie zentrale Machtpositionen inne und können als Entscheidungsträger die Weichen in die richtige Richtung stellen. Be an ally!

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