Sieben Frauen wurden 2021 in die Verwaltungsräte von SMI-Firmen gewählt. Darunter alte Bekannte und auch ganz neue Gesichter.
Mit Claudia Böckstiegel (UBS), Clare Brady (CS), Sabine Keller-Busse (Zurich), Wendy Luhabe (Richemont), Blythe Masters (CS), Lindiwe Majele Sibanda (Nestlé) und Janet Vergis (SGS) steigt der Anteil weiblicher Verwaltungsräte in diesem Jahr um 2,5 Prozentpunkte auf 29,4 Prozent und nähert sich damit allmählich der Marke von 30 Prozent. Gemäss einer Untersuchung des Executive-Search-Unternehmens Russell Reynolds ist dies die grösste Veränderung seit 2018.
«Es ist heute generell anerkannt, dass diverse Teams erfolgreicher sind als homogene Gruppen», sagt Markus Hofer, Managing Director bei Russell Reynolds und seit drei Jahren verantwortlich für die Studie zu Schweizer Verwaltungsräten.
Das habe auch zu einem Umdenken bei der Besetzung der Posten in Aufsichtsgremien geführt. Mehr als die Hälfte aller im SMI kotierten Firmen (11 von 20) erreichen in diesem Jahr den geforderten Frauenanteil von 30 Prozent in ihren Verwaltungsräten.
Den höchsten Anteil hat die Zurich Insurance mit sechs weiblichen VR-Mitgliedern, was einem Anteil von 55 Prozent entspricht. Auf Platz zwei rangiert die Credit Suisse mit 42 Prozent. Schlusslicht ist der Baustoffkonzern Sika: Nur einer der acht Verwaltungsräte ist weiblich.
Auch die Swiss Re erreicht mit nur zwei Frauen unter elf VR-Mitgliedern nicht einmal 20 Prozent. Auf der Suche nach VR-Mitgliedern schauen sich auch SMI-Unternehmen vermehrt ausserhalb der Schweiz um. Mit 71 Prozent der neu gewählten Direktorinnen kommt die Mehrheit auch 2021 aus dem Ausland.
In den vergangenen Jahren ist der Frauenanteil in Schweizer Verwaltungsräten kontinuierlich gestiegen. Trotzdem bleibt der SMI im Vergleich mit anderen wichtigen Indizes in Europa weit zurück. Im Vergleich der Top-Indizes von elf Ländern belegt der SMI immer noch den letzten Platz. Frankreich (45 Prozent), Norwegen (40) und Italien (38) führen die Rangliste an.
Zudem sind Frauen in Führungspositionen, als Vorsitzende und Stellvertreterinnen in der Schweiz immer noch unterproportional vertreten – hier gab es kaum eine Verbesserung. Eine Annäherung gibt es hingegen beim Altersunterschied.
Das Durchschnittsalter neu gewählter männlicher und weiblicher VR-Mitglieder war in den vergangenen sieben Jahren noch nie höher. Weibliche Verwaltungsräte sind im Durchschnitt noch vier Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen. Der verbleibende Unterschied ergibt sich aus dem hohen Anteil von Männern, die 56 Jahre und älter sind.
Das Argument «Wir hätten gerne mehr Frauen, finden aber keine», hält Hofer für eine Ausrede. In einzelnen Fällen sei es tatsächlich nicht leicht, eine passende Kandidatin zu finden.
Ein Board, das sich aber ausschliesslich aus ehemaligen CEOs zusammensetzt, sei eben auch nicht immer die beste Wahl. Für eine optimale Zusammensetzung brauche es Vielfalt in Bezug auf Erfahrung, Wissen, Stil, Hintergrund und Herkunft.