Elvis Presley lebt! Zumindest finanziell. Am Mittwoch, dem 8. Januar 2025, hätte der «King of Rock 'n' Roll» seinen 90. Geburtstag gefeiert. Doch der US-Amerikaner verstarb 1977 im Alter von nur gerade 42 Jahren an einer chronischen Darmerkrankung, die im Zusammenspiel mit Herzproblemen zu seinem plötzlichen Ableben führten. Doch um den Superstar ranken sich bis heute Verschwörungstheorien. Die berühmteste besagt, dass Elvis gar nicht tot sei, sondern sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen habe. Eine Legende, die seiner mystischen Aura nur zusätzlichen Schub verliehen hat.

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Denn Elvis Presley ist auch 48 Jahre nach seinem Tod ein enormer Wirtschaftsfaktor. Gemäss dem «Forbes»-Ranking 2024 der bestverdienenden verstorbenen Superstars hat er im abgelaufenen Jahr 50 Millionen Dollar umgesetzt. Davon profitiert nach dem Ableben von Elvis' Tochter Lisa Presley in erster Linie Riley Keough (35), die Enkelin von Elvis Presley.

Mit 50 Millionen Dollar im Jahr 2024 landet Elvis Presley auf Platz 4 des «Forbes»-Rankings. Übertroffen wird der «King of Rock 'n' Roll» vom «King of Pop» Michael Jackson (1958–2009), der im vergangenen Jahr 600 Millionen Dollar eingenommen hat. Auf den Rängen 2 und 3 folgen Queen-Leadsänger Freddie Mercury (1946–1991) mit 250 Millionen Dollar und Kinderbuch-Buchautor Theodor Seuss (1904–1991) mit 75 Millionen Dollar.

Schweizer untersucht Elvis-Hype

Doch wie kann es sein, dass eine verstorbene Person so viel Geld scheffelt? Und das – im Falle von Elvis Presley – mehr als vier Jahrzehnte nach seinem Ableben? «Presley generiert Einnahmen aus Kinokassen für den Elvis-Film, Musik-Streaming, Merchandising und dem Verkauf von Eintrittskarten für sein Anwesen Graceland im US-Bundesstaat Tennessee», erklärt Chris Baumann, Marketing-Experte und Professor an der Macquarie University im australischen Sydney.

Der gebürtige Schweizer hat 2023 Elvis' Graceland besucht und sich damals entschieden, das Big Business Elvis Presley zusammen mit einem internationalen Forscherteam zu untersuchen. «Ich wollte wissen, was eine Berühmtheit nach deren Tod weiter am Leben erhält. Elvis' Leben fasziniert mich. Ich wollte das Phänomen Elvis verstehen», sagt Baumann zu Blick.

Der Wissenschaftler und sein Team untersuchten, wie die Marke Elvis von unterschiedlichen Akteuren – etwa seine Fans, Medien und kommerzielle Rechteinhaber – am Leben gehalten wird. Dabei stützten sie sich auf eine Vielzahl von Daten, darunter Diskussionen in sozialen Medien. Unter anderem wurden 13'000 Kommentare zu Youtube-Videos von Elvis Presley ausgewertet.

Die Gründe für den Presley-Erfolg

Nun hat der Schweizer seine Ergebnisse in der britischen Fachzeitschrift «Celebrity Studies» veröffentlicht. Baumann identifizierte mehrere Schlüsselfaktoren, die das Überleben und die Stärke von Elvis' Marke auch 42 Jahre nach seinem Tod ermöglichen. Neben seinem musikalischen Talent streicht er einerseits die amerikanische Kultur hervor. Presley symbolisiere den American Dream wie kein Zweiter und gelte bis heute als Aushängeschild für die USA. Andererseits sei da diese mystische Aura. Verschwörungstheorien und die Legende des «ewigen Elvis» würden dazu beitragen, seinen Mythos aufrechtzuerhalten.

Baumann hebt zudem hervor, dass die Dynamik einer posthumen Marke sich fundamental von der eines lebenden Stars unterscheidet. Während Stars wie Taylor Swift (35) durch neue Inhalte wie Songs und Tourneen ihre Relevanz bewahren, bleibt die Marke Elvis auf vergangene Errungenschaften und die Arbeit externer Akteure angewiesen. Baumann nennt das «Necro-Branding». Ein Begriff, der in australischen und amerikanischen Medien gerade vielfach zitiert wird.

«Polo Hofer und Hanery Amman sind Schweizer Kulturerbe»

«Das klassische Beispiel ist Vincent Willem van Gogh», sagt Baumann zu Blick. «Es ist bekannt, dass er in seinem Leben nur ein einziges Bild verkauft hat: der rote Weinberg. Aber als Necro-Brand wurde er weltberühmt. Und seine 2000 Werke, die zu Lebzeiten niemand kaufen wollte, sind heute unbezahlbar.» Als Schweizer Beispiele nennt Baumann Polo Hofer (1945–2017) mit dem Song «Alperose» oder Hanery Amman (1952–2017) mit der Band Rumpelstilz. Ihre Lieder werden seit vielen Jahren in den Schulen gesungen – und das dürfte auch noch eine lange Zeit so bleiben.

«Mit amerikanischen Superstars wie Elvis und Michael Jackson sind sie nicht zu vergleichen, aber für die Schweizer Volksseele haben sie den gleichen emotionalen Wert. Polo Hofer und Hanery Amman sind Schweizer Kulturerbe», sagt Baumann.

Bleibt nur noch die Frage zu klären, ob der Effekt des Necro-Brandings irgendwann auch abebbt? In absehbarer Zeit nicht, ist Baumann im Fall von Elvis Presley überzeugt. «Solange ein aktiver Markenmanager sich um Elvis kümmert und es eine starke Fangemeinde gibt, wird das Erbe ohne Verfallsdatum weiterleben.» Presley dürfte also auch an seinem 100. Geburtstag im Jahr 2035 noch Millionen an US-Dollar pro Jahr umsetzen.